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„Der Wahre ^aeob " erscheint 14tägig an jedem WWW ~~ MI Bezugspreis für Deutschland; Sinzeinummer so pf.

zweiten Sonnabend. HUe postanstalten, Buchhand- Il^F |ft| jlnr# Redakt: Berlin SW 68, Lindenstr.a. Verantwort!, f. d

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CeL: Dönhoff 7653 (postedvehkonto: Berlin 33 ,-3) u. alleHnnone.-Expedit. — Verantworte f. d. Inseratenteil: Rudolf Götze. Berl«i*Oberfd*önewctd«.

Erfüllungsort: Berlin-Mitte.

Das Geschenk

Zeichnung von H. Peter

Festfreude. . .

In einer mitteldeutschen Stadt
fügte es sich — so etwas kommt auch
mal vor —, daß keine Ort-armen
vorhanden waren, die der Evange-
lische Frauenverein hätte bescheren
können. Arbeitslose, die man für
den christlichen Zweck in letzter
Stunde hatte rusammentrommeln
wollen, hatten dankend abgelehnt.

Da sagte der Herr Pastor:

„Ich weiß nicht, meine Damen,
Weihnachten ohne Arme — mir
ist die ganze Festfreude ver-
dorben worden!'

*

Praktisch

. . Modernes
wmnachtsmäfchcn

Kraftwagen sausten, LiAtreklame kreiste,
HoAbahnen überflogen den Asphalt,

Da schritt der Heiland, ausgesandt vom Geiste,
Durchs Stadtgewühl in menschlicher Gestalt.

Er forschte in Gesichtern und Gewissen
Dem Frieden nach, der sich darein versenkt.

Doch Herz wie Mienen waren arg zerrissen.

Und jeder fragte: Was wird mir geschenkt?

Zeitungen schrien fett von Welt Versöhnung,

Doch was er schreitend sah, erschien ihm Spott:
Soldaten holten klirrend ihre Löhnung
Und Waffenschmiede dankten betend Gott.

Die Straße schwieg und Dunkel sank in Gassen.
Der Heiland lugte durch der Fenster Spalt.

Da sah er Wucherer und Wechsler prassen
Und viele hungerten, Ae arm und alt.

Die Kerzen brannten, Weihnachtslieder tönten,
Der Kelchen Häuser waren warm und groß.

Doch gabs auch Keller, darin Mütter stöhnten,
Witwen und Waisen, hungrig, nacht und bloß.

Der Heiland eilte, seinen Schmerz zu lindem.

Da er die Menschen in Verwirrung fand,

Fort von den Großen, neigte sich zu Kindern.
Denn wahrer Frieden wohnt im Jugendland.

Hier sah er Knaben, die auf SAeiben zielten.

Sie jauchzten: Krieg! und zeigten Helm und Schiff,
Er sah die Jüngsten, die mit Schwertern spielten.
Zerstörung lachte hier aus Klick und Griff.

Er schritt verwundet, wie von scharfen Krallen.
Was sollen, sprach er, Li Ater, Lob und Lied?

Sie sind noch tiefer als vordem gefallen.

Sie höhnen mich. Und wandte sich und sAied.

Und war doch christlich, was er hier erlebte.

Da lag die Erde, Stadt an Stadt gereiht.

Leis’ sprach der Herr, indem er sanft entschwebte:
„Wem haben sie die Weih-NaAt nur geweiht?”

Karl Sdmog.

Der brave Sohn

Zeichnung von H. Peter

„...Und dann wünlAe ich mir
noA einen braven Sohn, der leinen
Eltern nur Freude macht...“
„Na, Papa, ich meine, für solche
Dummheiten bift Du doch eigent-
lich schon zu alt!“

Das Perlenkollier

Frau Direktor hatte ru Weih-
nachten ein kostbares Perlenkollier
bekommen.

„Wissen Sie, meine Liebe”, sagte
sie ru einer Freundin, „ich, ge-
höre, weiß Gott, nicht ru den
Orthodoxen, aber sehen Sir sich
da« an und dann sagen Sie mir,
ob in den religiösen Kulten nicht
doch Werte enthalten sind, die
keinerlei modernes Denken er-
schüttern kann!”

„Was hak du denn da?”

„Die Geschenke, die du und
ich dieses Jahr rum Geburtstag
gekriegt haben!"

„Und was machst du damit?"

„Ich bespritze sie mit Fichten-
nadelparsüm!"

„Wozu?"

.Damit wir sie als Weih-
nachtsgeschenke weiterverschen
ken können!"

*

Die Zigarren

.Wa« haben Sie Ihrem Mann
1» Weihnachten geschenkt?"

„Eine leere Zigarrenkiste! Den
Inhalt hatte der Unhold schon
vorher herausgenommen!”

Auf dem Markt

Zeichnung von WilliSteineri

„Der Zaum is Ihnen zu rnikkrig? Erlauben Sie mal, junge Frau,
schlanke Linie is modern!“

*

Na, aber so was!

In einer Gemeindeschule dik-
tierte der Lehrer folgende Verse:
„Ich bin ein deutscher Knabe
Und kann mich dessen freu’n;
Ein deutscher Mann ist redlich.
Auch ich will redlich sein!"

Als er die Hefte nachsah, hatte
einer der Jungen geschrieben:
„Ein deutscher Mann ist rötlich.
Auch ich will rötlich sein!"

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