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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0007
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Auch ein Politiker

Es kam die Rede darauf, daß 1928 ein heißes
Wahljahr zu werden verspreche.

„Wie werden denn Sie wählen?" fragte
ich den Kanzleibeamten.

„Wie immer: deutschnational!" bekam ich
zur Antwort.

Ich wunderte mich: „Nanu, deutsch-
national? Ja, find Sie denn etwa zufrieden
mit der Politik Westarps und Hcrgts?"

Er zuckte die Achseln: „Zufrieden — das
kann ich wohl nicht sagen. Aber sehen Sie,
die Dcutschnationalen sind ja doch schließlich
die Fortsetzung der alten Konservativen."

„Schon richtig. Aber wieso haben Sie soviel
für die alten Konservativen übrig gehabt?"

„Uebrig gehabt habe ich für sie eigentlich
nie etwas. Im Gegenteil. Ich bin schon unter
Wilhelm für die Republik gewesen und die
Kartoffeljunker und Großgruodherren Hab' ich
nie ausstchen können."

„Dann habenSie am Ende Ihre wirtschaft-
lichen Interessen bei den alten Konservativen
gut aufgehoben geglaubt?"

„Wo denken Sie hin: Wann hätten die
Konservativen jemals ein Herz für den unteren
Beamtenstand gehabt! JmGrundegcnvmmen
habe ich sogar immer gewisse Sympathien für
dieSozialdemokraten empfunden, die doch für
unscreinen was getan haben."

„Ja, aber wenn das Ihre Ansichten sind.

Waidmanns Heil!

Zeichnung von Max Engert

„So, das Wäschen hätte lein Ceil! Kuben
Sie auch bemerkt, wie er fcbweißt?“
„Freili, Cw. Gnaden, freist I wer fo läuft
wie der, der muß ja (cbweißen!“

Edeldeutsch

„Bei Durchsicht Deiner Zeugnisse", sagte
Vater Oberlehrer zu seinem Filius, „komme ich
zu der Einsicht, daß es in jeder Hinsicht die
Vorsicht gebietet. Dir ohne jede Rücksicht
jede Aussicht auf weitere Nachsicht zu
nehmen!"

wie in aller Welt sind dann Sie zu den Kon-
servativen gekommen?"

„Gott, wissen Sie, man konnte als Staats-
angestellter doch früher nicht gut rot wählen."

„Wenn man das zur Not gelten läßt: Aber
jetzt können Sie's doch, jetzt, wo wir andere
Zeiten haben!"

„Ich bitt' Sie, wo ich so lang schon bei der
Partei bin!"

Hans Bauer

*

Die Freundin

Der Dichter N. hatte eine Tänzerin zur
Freundin. Deren körperliche Schönheit war
so groß, daß sie es sich gestatten konnte, allerlei
gewagte Tänze vorzuführen. Eines Tages saßen
zwei Freunde des Dichters im Theater. Die
Halbnackttänzerin trat auf.

„Ist das nicht N.'s Freundin?" fragte der
eine.

„Freundin ist gut", sagte der andere, „sic ist
der Nabel zu seinem Sarg!"

*

Ein paar Worte

„Es ist doch zu komisch: ein paar Worte
über Deinen Kopf gesprochen — und Du bist
verheiratet!"

„Ja — und ein paar Worte im Schlaf ge-
sprochen — und Du bist geschieden."

Was der Bauer sagt

Wenn er Schafe einkauft, sagt er: Solch Geschäft ist belämmert.
Wenn er alle Ziegen verkauft har, sagt er: Nun bin ich ganz entzickt.
Wenn die Kuh gut gekalbt hat, sagt er: Ist das ein großes Rindsvieh.
Wenn der Spargel nicht schießen will, sagt er: Da ist der Völkerbund
dran schuld.

Wenn die Apfelbäume keine Früchte tragen, sagt er: Die Natur hat
mich veräppelt.

Wenn er eine gute Roggenernte hat, sagt er: Jetzt blüht mein Weizen.

Wenn er seine.Gänse schnattern hört, sagt er: Das ist 'ne feine Kapitol-

Anlage.

Wenn die Sau nur wenig Ferkel geworfen hat, sagt er: Solche
Schweinerei!

Wenn die Hühnchen aus dem Ei kriechen, sagt er: Die kieken (Kücken)
mit Hühneraugen.

Wenn er die größten Kartoffeln hat, sagt er: Es ist doch was dran am
deutfchnationalen Gedanken!

Der Heldentenor

Zeichnung von Lothar Rei,

Lustige Zeitungsschau
des „Wahren Jacob"

Das Kleinauto

Zeichnung von Helmut >v c I c r

„NIs ich zum ersten Mal an der Oper
austrat, stürmten die Leute die Kalle!"

„Na. und? Raben sie ihr Geld wieder*
gekriegt?"

In der „Oberschlesischen Rundschau",
Ratibor, vom 6. Nov. 1927 lesen wir:
Oberglogau. Einen Akt der
Pietät hat unsere Stadtverwaltung
ausgeführt, indem sie die Kosten für
eine würdige Instandsetzung und Pflege
der verstorbenen fünf Bürgermeister
von Oberglogau, die sich in schlechter
Verfassung befunden hatten, über-
nommen hat.

Es handelt sich hier um eine Mumi-
fizierung, die, so pietätvoll sie sein mag,
Nachahmung kaum finden wird. Etliche
Leute behaupten von etlichen Bürger-
meistern sogar, sic seienschonzuLcbzeiten
Mumien geworden.

*

Zoologisches

Daß ein alter Esel sich in eine junge
Gans verliebt, das kommt nur bei
Menschen vor!

„Jetzt haben sie mir mein fluto gestohlen!
Raben Sie nichts gesehen — es war lo ein
kleines blaues ...?“

„Ram Se denn Icbon mal nachjetehen, ob es
nicht bloß da reinjefallen is?“

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