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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0053
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„Der «Jahre "Jacob" erscheint >4 tägig an Jedem TTWW mg ^ ^ Bezugspreis für Deutschland; 61'nzelnummer aopf.

zweiten Sonnabend. Stic pcstanstalten, Buehhand- ■■fit* €JUL tl t* HALOV Redaht.: Berlin SRI 6«, Lmdcnstr.a. Verantwort!, f. d
tungen und der Vertag nehmen Bestellungen an. ^ w * redaktionellen Ceü Friedrich Wendel,Sin.-friedcnau

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behalten. Verlag U Expedition ~f.Ti.Vl. Dietz ffachf. 6 m. b. B„ Berlin SRI 68, t-indenstr. a. Druck: Vorwärts-Buchdruckerei, Berlin Anzeigenpreis
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i.H" ».1.'.'■■..zLift.-.J_j_Crfüllunasort. Berlin-Mitte- --m...m-«udjga.|ii!UW«ggBaww"^e

Der Mün&ner sprießt:

Wannst raafn willst, trau Di,
Heint gibt ka Gesetz !

Meint ftamrna a Gaucfi,

Heint harnrna a Hetz !

A Christ wie a Jud is
Aufn Taschiitf] ins tieb,

Bais Göid von ihn gud is.
Mir ßraucßn Betrieb!

D' Weißwütscßt und Knödet
Verkaaf ma ß’stimmt!

Bein Taschinggebtödet
Trißl jeder, wos kimmtl

Der Köfner sprießt:

Mer frage nit nach Pofletik,

Mer spiefe Woget Strauß !

Steht uns et Narrekäppche schick.
Dann sinn wer Jein eraus!

Ater haben uns vor Sorg un Not
Noch nie en Bein verrenk!

Bios V Tastetovendszugsverbot.
Da hat uns fies jekränk !

Jitz is ertaub die alte Pracht.
Hurrah! Jetob sei Jotr!

Un wenn de Wett zesamtnekrach!:
Mer taachen uns kapott!!

Der Berliner sprießt:

Na, Menschenskind, die Battsaisong/
Da stehste Brust an Brust,

Det Tiackhemdjänzlich aus Tassong
Und schäumst vor Lebenstust!

Wie nu der Quatsch mit Sooße heeßt,
ln' Zoo und Kaiserhof,

Wennste hedrippt nach Hause jehst,
Denn sagste: „ Wa ’ det doof!"

Und bist doch Dag und Nacht uff Ritt,
Bis März jibis keene Ruh!

Na ja, man macht den Rummel mit!

Ick weeß btos nich: Wozu??

Von Kostüm zu Kostüm

An dcm Tisch in der Fliederlaube war icmand nach der dritten Flasche
vom nationalcnSchmerz übermannt worden.- Er lag ziemlich unglücklich
unter den stämmigen Beinen eines Landwirtes, der seit einer kalben
Stunde fest schlies.

„Nun trage ich Euch alle", tönte die Stimme des national Betrübten
aus dieser Szenerie heraus, „nun trage ich Euch alle: da gibt cs die
katholisch c Kirche, nicht wahr,
und die evangelische Kirche,
nicht wahr, und dann gibt cs
die Jude», nicht wahr, und
die Jesuiten, nicht wakr, und
das Wahlrecht — Hab' ich
nicht rechts Und nun frag'
ich Euch alle: was will —
w a s w i l l denn das deutsche
Bürgertum eigentlich
„Aber ganz einfach", er-
läuterte der Kavalier, „aber
ganz einfach : daS deutsche
Bürgertum will wissen, was
der Mayer auf dem Himalaya
macht!"

*

Da drüben sink der litc-
rarischc Kreis. Harmlos und
friedlich sitzt auch ein Publikus
dabei.

Arnvlt Bronnen wird von
einem Kollegen nach seinem
neuesten Werk gefragt.

„Ich bin mir noch nicht
im klaren darüber", sagte
Bronnen, „aber wenn ich erst
den Titel weiß, Hab' ich auch
schon den ganze» Inhalt im
Kopf."

„Ach, wie interessant!" fiel

„lolimsiin! Sind Sie verrückt?“ .

„Nee! Ick gebe als Steuerzahler aufn tTiaskenbail!“

der Publikus ein, „mir gcht's nämlich mit Ihren sämtlichen Werken
auch so."

Worauf sich der literarische Kreis erhob und hinwegschrirt.

Der Publikus blieb im Instand innerer Fröhlichkeit sitzen.

*

Frau BellcrmannsBeate ist noch unverheiratet. Total unverheiratet.

SchrecklicheDrvhungen hatte
Papa Bellermann ausqe-
fioßen.

„Wenn Du diese Saison
auch wieder ohne Mann ab
schließt", faßte er, „dann will
ich ein Nadelkissen fressen,
wenn ich noch einen Strumpf
für Dill) bezahle!"

Solchermaßen gehetzt, stürz-
ten sich Mutter und Tochter
in den Ball.

„Also,DuweißtDescheid",
erläuterte Mutter Beller
mann, „und wenn beute irgend
ein Man« sieb auch nur die
geringste Vertraulichkeit er-
laubt. dann hakst Du sofort
dahinter. Hast Du mich'ver-
standen, Beate?"

„Ja. Mutter!" hauchte die
Arme in schrecklicher Ner
vosität.

Während des Balles begab
sich Beate einmal i» die Gar
derobe, um eine vergessene
Puderbüchse zu koken. Und
als sic sich wieder zum Gehen
gewandt hatte, neigte sich
hinter ihrem Rücken ein zu
schwer mit Pelzmänteln be

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