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Zeichnungen -.'vn Michael B > r e

Der Vorstoß des Muckers

D a s nackte pleilch interelliert ihn nicht.

„Eigentlich ist's hier auf der Redoute
etwas ordinär . . . komme soeben vom
Bai pare . .

„Sie . .! Tanzens' net so frech . . .!"

„. . . Auch die Musik ist sehr mäßig.
Da kann ich Ihnen im Vertrauen sagen,
daß so was am Bai pare ..."

„Tuan S' jetzt net Eahna Land
weg . . .!"

„Dieses Publikum, ich danke . . .!"

„Warum) fand S' dann überhaupt
'rein ganga?"

„Zum Vergnügen nicht, das kann ich
Ihnen zum Trost ins Ohr legen . . .!"

„Kruzifix . .! Zetzt, wenn S' net
bald^anders tanzen^ damfflaas' i Eahna
auf und davon . . .]"

„Nu, bleib' man — ich flüstere dir
dann was in die Seele . . .!"

„Auf und davon laus' i Eahna, wenn
S' net bald die ^Druckerei aufhör'n . . .
Mei ganz Kostüm werd^ derbröselt da
herin . . .!"

„. .. ich bin quasi zu Studienzwecken
in diesem peinlichen Lokal, sozusagen
halbamtlich . . .!"

„Da — — jetzt is' mir schon der
Träger g risien! Was glaaben denn
Sie eigentlich? I bin a . .

. . Populär ausgedrückt: meine
Karriere ist der Staatsanwalt . . . And
gerade der Fasching des Volkes, des

niederen Volkes, ist das Feld, das
der kommende Anwalt der Sitte be-
pfiügen muß — bis in die tiefsten Tiefen
des Morastes — —"

„Kruzi-! So — jetzt hab'n S'

mir s'ganze G'wand versetzt . . .!"

„Bedaure außerordentlich, aber

Deutsches Kostümfest

Zeichnung von Kurl H,(1 g e l o w

„Die Reineinnahmen des heutigen ffeltes
kommen unserem llampffonds zugute. BKo
denkt daran: jeder Schritt, den wir tanzen,
ift ein Schlag gegen die Saurepublik!“

aber das'

„And wär' i' dieser Morast, auf dem
Sie umananda kutschier'n woll'n? . . .
Eahna hilf' i' in d' Schuah 'nei!"

„Mein Ehrenwort, schönes Kind . . .
Ich wollte nur die Psychologie des
Tanzes — —"

„Fünfzig Pfennig san ma' liaba als
Eahna Ehrenwort! Da schaug'n S'
dös G'wand jetzt on°. .! Als „Elfen-
königin bin i herein ganga und jetzt
schaug' i wia a Putzlumpen nach zwanz'g
Zugehplätz' aus . . .! Mei Liaba, da
werd jetzt zahlt! 3 ^verlang für mei'
Kostüm a Deflorationsgebühr . .! Dir
hilf' i zu Dein'm Studium zum Staats-
anwaltz!"

„Leiliges'Ehrenwort, gnädiges Fräu-
lein," ich wollte nur . . .!"

„Ehrenwort . .! Daß i net kichere . .!
Da gang's mir bald, wia der Straffer
Mari, die vor lauter akademische Ehren-
Wörter a Kind kriagt hat und koan Vater
dazua . .! Zahl, sag' i da — oder^i
hol' an der Schenk vorn an Schlachthof-
Petern . . .!"

And der potentielles Staatsanwalt
mußte hinter der automatischen Personen-
wage die Forderung der „Elfenkönigin"
aus Mark und Pfennig in bar erledigen.
Am Lcimweg rechnete er sich aus, daß
er mit diesem Betrag den Bai pare

(Fortsetzung stehe Sette 6)
 
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