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„Per Wahre Jacob" erscheint ,4 tägig an Jedem Jlf Äezugaprete für Deuteebland: Einzelnummer 40 Hf.

zweiten Sonnabend. JJUe poatanatalten, Budtband- U JglF Mlg Hrg m^COÜ Redakt.: Bertln SRI68, t-lndenstr.a. Verantwort!. f.d
lungen und der Vertag nehmen Bestellungen an. w J redaktionellen Cell: frledrlcb RIendel, Bln.-frledenau.

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Die &2pecmmte des Dr. fftetij. v. Effert

Protokoll der Sitzung vom 1. dieses Monats.

MItgeteitt von Roda Roda Zeichnungen von Litt N6tHi

Ort: Parapsychologisches Laboratorium
der Universität; drei Räume: Versamm-
lungs-, Ankleide-, Sitzungsstube.

Anwesend der Versuchsleiter vr. Freih.
v. Essen; Pros. Or. med. et psiil. James
Lincoln Tippler aus Oklahoma; der hinter-
stoißer Zlaverl; Fräulein Di-, med. Rosa-
linde hübsch, praktische Aerztin; und
Verfasser.

8 h 30 abends. Das Medium, Seppi F.,
tritt ein.

Seppi F. ist 21 Jahre alt. Kräftigen
Wuchses. Körperlänge 175, Brustumfang
96 cm. Alpine Rasse, etwas prognat.
Näheres über F.'s Habitus und Status in
dem Werk des Versuchsleiters, „Materia-
lisationsphänomene". Charakterlich ist F.
labil, weichherzig, halsstarrig, impulsiv.
Geistig ohne Störung, hervorstechende
Wahrheitsliebe. Neigung für flottes Leben,
plebejischen Luxus, z. B. bunte Kravatten;
für Kino, Box- und Fußballsport. Un-
mäßiges Zigarettenrauchen. Motorische
Unruhe. Affettive Reizbarkeit. Idiosyn-
krasien, starke Sympathien und Antipathien.
Nach Wiederherstellung des psychischen
Gleichgewichts durch vulgäre Expektora-
tionen telenergetische Spontanäußerungen,
liebenswürdiges und bescheidenes, träume-
risches Wesen. Keine nachweisbare Ab-
normität des anscheinend noch unentwickel-
ten Sexuallebens. — Im Gegensatz zur
wachbewußten Persönlichkeit zeigt das ab-
gespaltene zweite, Cenzi genannte unter-
bewußte Ich des Mediums Züge femininer
Frömmigkeit, Dienftbereitschast, Zärtlich-
keit, bei leichter Hysterie. Zutreffende
Urteile über wohlwollende oder skeptische
Einstellung der Zirkelteilnehmer. Ehrgeiz,
auf Äervorbringung von Phänomenen
gerichtet. Je mehr Anregung Cenzi für

ihre Bestrebungen im Zirkel findet, desto
besser die Resultate. Die Anwesenheit
Auverls, eines Freundes F.s, besonders
fördert erfahrungsgemäß jenen psychischen
Rhythmus, der als belebender Faktor das
Seelenleben des somnambulen Mediums
in Schwingungen versetzt.

8 h 40. Untersuchung des Laboratoriums
auf verdächtige oder geheime Einrichtungen
verläuft negativ. Türen und Fenster wer-
den verschlossen, verriegelt und versiegelt.
Das Medium entledigt sich im Vorzimmer
bei vollem Licht seiner Kleider und legt
nur ein schwarzes Trikot an. Kontrolle:
Prof. Tippler und, auf Wunsch des Me-
diums, Frl. Dr. hübsch, wobei Seppi F.
seine Muskeln spielen läßt.

Der Versuchsleiter markiert die Gelenke
an den Extremitäten des Mediums durch
Leuchtnadeln und phosphoreszierende
Ringe. Zur Sitzung nimmt das Medium
auf einem Stuhl Platz vor dem die Zimmer-
ecke verhüllenden Vorhang. 1,50 m vom
Medium entfernt auf Tischchen: eine

Glocke, eine Spieluhr, eine Mundharmo-
nika. Dem Medium dicht gegenüber Prof.
Tippler als Kontrolleur; umklammert beide
Lände des Mediums fest mit den seinen,
preßt beide Knie des Mediums zwischen
die eigenen Knie. Suprakontrolle: der Ver-
fasser, indem er seine rechte Land auf jene
des Prof. Tippler legt. Die übrigen Teil-
nehmer schließen sich im Halbkreis an und
bilden durch Ländereichen die Kette, so
daß nur der letzte, der Versuchsleiter, die

linke Land (zur Bedienung des elektrischen
Schalters) frei hat.

81i 45. Das Weißlicht wird ausgedreht,
schwächstes Rotlicht aktiviert. Der Ver-
suchsleiter ordnet Rundgesang der Teil-
nehmer an: „Auf den Bergen wohnt die
Freiheit . . Seppi ruft gelegentlich
„Loch Littler" Sonst trotz mehr als ein-
ständigem Warten keine Phänomene.

Pause von 9 Ii 50 bis 10 h.

Zweiter Teil der Sitzung. — Auf For-
derung des Mediums übernimmt Frl.
Dr. hübsch die Kontrolle durch Umklam-
merung der Lände F.'s und Einpreffen der
Beine. Suprakontrolleur: der Freund des
Mediums, Taver Linterstoißer, Verdunke-
lung wie vorhin, Rundgesang. Das Me-
dium -mahnt zu engstem Schließen der Kette.

Schon nach 3 Minuten hört man ab-
gerissene, halbunterdrückte Ausrufe des Me-
diums: „Sakra", „Geh, sei nit a so", „War
net übi." Krampfartiges Ringen des Me-
diums. Beginn des Trancezustandes. —
Bald die telekinetischen Erscheinungen:

Leuchtnadeln und Phosphorringe fliegen
einzeln, rasch hintereinander zu Boden,
wobei 4 Ringe innerhalb des Zirkels, die
übrigen außerhalb zu liegen kommen,
Quieken und kleine Schreie einer weiblichen
Stimme (wohl des abgespaltenen, unter-
bewußten Ich: Cenzi): „Aber nein, Herr
Feistinger! Nicht doch!" Röchelnde Atem-
züge. hierauf absolute Ruhe, Tieftrance.
Der Versuchsleiter fragt: „Darf ich Licht
machen?" — Keine Antwort.

10 h 16 Weißlicht. Das Medium scheint
etwas erschöpft, erholt sich aber rasch. Wir
überzeugen uns, daß die Kontrolle durch
Frl. Dr. hübsch (Einpressen der Beine F.s)
andauert. Glocke, Spieldose, Harmonika
unberührt.

10 h 20. Das Medium verlangt selbst
Fortsetzung der Experimente. Der Ame-
rikaner, von der Echtheit der wunderbaren
Vorgänge noch nicht völlig überzeugt, will
dem Okkultismus mit Blitzlicht und Büchse
zuleibe gehen; wird daran durch Zureden
verhindert. Kontrolle: der Versuchsleiter
und Linterstoißer.

Sogleich nach Verdunkelung stellt der
Versuchsleiter Stoßen und Winden des
Mediums fest. Frl. Dr. hübsch fühlt einen
kalten Lauch und mehrfache Berührung am
Körper durch ein handartiges Gebilde.
Prof. Tippler erklärt, einen starken Schlag
auf die linke Backe erhalten zu haben und
bunte Sterne zu sehen. Zerren an Röcken
und Westen sämtlicher Teilnehmer. Das
abgespaltene unterbewußte Ich produziert
plötzlich ein blaurotes, zungenartiges Ekto-
(Fortsehung stehe Seite 3)

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