In Moskau angekommen, wollte er mit den obersten Instanzen
der herrschenden kominunistischen Partei Fühlung nehmen
und ging zum Exekutivkomitee der kommunistischen Interna-
tionale. dem sogenannten „Ekki". Er ließ sich beim Büro
des allmächtigen Stalin melden. Im Vorzimmer warteten
schon einige Leute, die sich erstaunt nach der aussälligen Er-
scheinung des Neuankömmlings umsahen und sich Bemer-
kungen über ihn zuflüstertcn. Einer von den Anwesenden
faßte sich ein Lerz und sprach Karl Marx an: „Wenn ick
recht sehe, sind Sie der Genosse Marx!?"
„Sie haben Recht, ick bin Karl Marx, sind mit wem habe
ich die Ehre?"
„Ich bin Kein; Neumann. Mitglied des Zentralkomitees der
deutschen Kommunistischen Partei.
Sicherlich haben Sie von mir
schon gehört! Ich war der Führer
des heldenmütigen Kantoner Auf-
standes, der von dem Schergen der
Imperialisten, von Tschiang-Kaischek.
im Blute erstickt wurde." Bei dieser
hochtrabenden Bezeichnung als „Füh
rer des Kantoner Aufstandes" konnten
einige der im Vorzimmer Anwesenden
sich nicht enthalten, sich verständnisinnig
zuzugriusen. Karl Marx, der nie etwas
von dem guten Keinz Neumann und
seiner „Führerrolle" gehört hatte, er-
laubte sich nur. die Frage zu stellen,
wie es komme. daß gerade er, der
Führer des im Blut erstickten Auf-
standes. mit heiler Kaut daoongekvm-
men sei. Erneutes Grinsen der
umstehenden Kommunisten, und der
„große Führer" errötete sanft und
beeilte sich, die unangenebme Frage
geschickt zu übergehen. Er fragte Karl Marx, zu welchem
Zwecke er in das Land „der proletarischen Diktatur"
gekommen sei.
„Zu Studicnzwecken," war die Antwort.
„Wenn Sie hier Studien treiben wollen, so müssen Sie sich
doch aber vorher unbedingt über den neuesten Stand der
marxistisch-leninistischen Lehre unterrichten. Lesen Sie die
Beschlüsse des VI. Weltkongresses, des IV. Kongresses der
Roten Gewerkschafst-Internationale, die Beschlüsse des Wed-
dingcr Parteitages, damit Sie alle die neuen und entschei-
denden Wendungen der bolschewistischen Parteilinie verstehen
lernen. Oder noch besser, lesen Sie meine Broschüre. Dort
finden Sie alles Nötigeüber die neueste Phase desMarxismusl"
Marx, etwas verwundert über die merk-
würdigen Empfehlungen, die ihm von
dem „Führer" des Kantoner Aufstan-
des gegeben wurden, wollte antworten,
kam aber nicht mehr dazu, denn Keinz
Reumann wurde von dem dienst-
tuenden Sekretär zu Stalin gerufen.
Derselbe Sekretär teilte ihm kurz dar
aus mit, daß der Genosse Stalin sich
zwar freue, den Genossen Marx in
Rußland begrüßen zu können, aber
seinen Besuch könne er aus grund-
sätzlichen Erwägungen nicht empfangen.
Anliegen und Wünsche seien schriftlich
vorzutragen. Damit war Karl Marx
hinauskomplimentiert.
Er schlenderte durch die Straßen
Moskaus und betrachtete den Verkehr,
das Leben, das sich dort abspielte.
Schließlich begab er sich in ein
Restaurant, um zu essen. An der
(Schluß auf Seite 12)
Zeichnung von Kurt H ü ge1ow
Heiratsvermittl ung
„Wie ist das, leisten Sie auch Garantie?"
„Bei Ehen, die innerhalb eines Jahres ge-
schieden werden, leisten wir nur Ersatz, meine
Dame!“
10
der herrschenden kominunistischen Partei Fühlung nehmen
und ging zum Exekutivkomitee der kommunistischen Interna-
tionale. dem sogenannten „Ekki". Er ließ sich beim Büro
des allmächtigen Stalin melden. Im Vorzimmer warteten
schon einige Leute, die sich erstaunt nach der aussälligen Er-
scheinung des Neuankömmlings umsahen und sich Bemer-
kungen über ihn zuflüstertcn. Einer von den Anwesenden
faßte sich ein Lerz und sprach Karl Marx an: „Wenn ick
recht sehe, sind Sie der Genosse Marx!?"
„Sie haben Recht, ick bin Karl Marx, sind mit wem habe
ich die Ehre?"
„Ich bin Kein; Neumann. Mitglied des Zentralkomitees der
deutschen Kommunistischen Partei.
Sicherlich haben Sie von mir
schon gehört! Ich war der Führer
des heldenmütigen Kantoner Auf-
standes, der von dem Schergen der
Imperialisten, von Tschiang-Kaischek.
im Blute erstickt wurde." Bei dieser
hochtrabenden Bezeichnung als „Füh
rer des Kantoner Aufstandes" konnten
einige der im Vorzimmer Anwesenden
sich nicht enthalten, sich verständnisinnig
zuzugriusen. Karl Marx, der nie etwas
von dem guten Keinz Neumann und
seiner „Führerrolle" gehört hatte, er-
laubte sich nur. die Frage zu stellen,
wie es komme. daß gerade er, der
Führer des im Blut erstickten Auf-
standes. mit heiler Kaut daoongekvm-
men sei. Erneutes Grinsen der
umstehenden Kommunisten, und der
„große Führer" errötete sanft und
beeilte sich, die unangenebme Frage
geschickt zu übergehen. Er fragte Karl Marx, zu welchem
Zwecke er in das Land „der proletarischen Diktatur"
gekommen sei.
„Zu Studicnzwecken," war die Antwort.
„Wenn Sie hier Studien treiben wollen, so müssen Sie sich
doch aber vorher unbedingt über den neuesten Stand der
marxistisch-leninistischen Lehre unterrichten. Lesen Sie die
Beschlüsse des VI. Weltkongresses, des IV. Kongresses der
Roten Gewerkschafst-Internationale, die Beschlüsse des Wed-
dingcr Parteitages, damit Sie alle die neuen und entschei-
denden Wendungen der bolschewistischen Parteilinie verstehen
lernen. Oder noch besser, lesen Sie meine Broschüre. Dort
finden Sie alles Nötigeüber die neueste Phase desMarxismusl"
Marx, etwas verwundert über die merk-
würdigen Empfehlungen, die ihm von
dem „Führer" des Kantoner Aufstan-
des gegeben wurden, wollte antworten,
kam aber nicht mehr dazu, denn Keinz
Reumann wurde von dem dienst-
tuenden Sekretär zu Stalin gerufen.
Derselbe Sekretär teilte ihm kurz dar
aus mit, daß der Genosse Stalin sich
zwar freue, den Genossen Marx in
Rußland begrüßen zu können, aber
seinen Besuch könne er aus grund-
sätzlichen Erwägungen nicht empfangen.
Anliegen und Wünsche seien schriftlich
vorzutragen. Damit war Karl Marx
hinauskomplimentiert.
Er schlenderte durch die Straßen
Moskaus und betrachtete den Verkehr,
das Leben, das sich dort abspielte.
Schließlich begab er sich in ein
Restaurant, um zu essen. An der
(Schluß auf Seite 12)
Zeichnung von Kurt H ü ge1ow
Heiratsvermittl ung
„Wie ist das, leisten Sie auch Garantie?"
„Bei Ehen, die innerhalb eines Jahres ge-
schieden werden, leisten wir nur Ersatz, meine
Dame!“
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