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Ms der SeUWe

Der

DeutMenJfltteten

11.

Sie DeutfflmfltionEle
Wksvarlel

3m letzten Kriegswinter
hatte man das Volk mit
Kohlrüben gefüttert. And
da geschah es eines Tages,
daß Lerr Äergt, eine Ex-
zellenz in mittleren Jahren,
unter Verzicht auf das
Volksfutter seine Kon-
servenvorräte öffnen ließ.

Wobei er mit Scharfsinn
bemerkte, daß in blechernen
Büchsen sich Früchte und
Gemüse, die von Natur
ans längst nicht mehr hät-
tet: frisch sein können, über
den Wechsel der Jahres-
zeiten und Wittcruugcit
hinweg erhalten hatten.

So wie dicseBlcchbüchsen
Früchte konservieren, so
verwahren konservative
Gehirne Ideen von einst,
die von Natur aus längst
nicht mehr frisch sein kön-
ten, über den Wechsel der
Zeiten und Witterungen.

Weil Lergt diese tiefe
Erkenntnis bei Spargel,

Spinat und allerhand Obst zuteil ward, rief er nach
dem Novembersturm die konservativen Köpfe zur
Gründung einer Partei zusammen.

And siehe da: es stimmte. In diesen Köpfen hatten
sich Ideen erhalten, die in freier Natur schon längst

paris Zeichnung von Karl Holtz

Herr Krause aus Gemnitz kommt nach Paris.

Geht in ein Restaurant und blättert in seinem Wörterbuch.

Endlich stottert er heraus: „Schö we mangsche.“ (Je veux manger.)
Da erwidert der Kellner auf Deutsch mit einem Augenzwinkern:
„Verzeihung, ich verstehe nicht Französisch . . .“

„Um Gotteswillen“, schreit Herr Krause, „dann schicken Sie mir sofort
jemand, der Französisch kann. . . !“

verfault und verwelkt wa-
ren, Ideen von der schim-
merndenWehr, derObrig-
kcit und dem Antertan,
Ideen von der Heilig-
keit des Besitzes, der Au-
torität der Kirche, Ideen
vom Erbfeind, vom Adel,
vom Ordensglanz und
von der Minderwertigkeit
der Arbeiter, die für den
Mehrwert schuften müssen.
Das Volk, das bei der
Gründung dieser Volks-
partei mitwirkte, setzte sich
aus wohlgenährten Guts-
herren, wohlbehaltenen
Offizieren, kais erlich-könig-
lichcn Beamten und steh-
kragenbesihenden Hand-
lungsgehilfen zusammen,
die sehr beflissen waren,
sich von halsfreien Ar-
beitsleuten vornehm zu
unterscheiden. Sie alle
öffneten gemeinsam ihre
Gehirnblechbüchsen und
servierten eine nationale
Kost-auf schwarzweißrot
gedeckten, mit altem Or-
densschmuck dekorierten
Tischen, die schon ein biß-
chen morsch waren, die
man aber vor dem Zu-

(Fortsetzung Seite 14)

Zeichnung von L o, t h a r R c i z

Zeiten sind das heut. . .

„hassen Sie sieh erzählen den Aerger, den ich so
mit dem Personal habe! Als ich meine Sekretärin
engagiere, sagt sie mir, sie lege entscheidenden Wert
auf gute Behandlung. Schön, ich behandle Sie also
höflich. Was geschieht? Gestern kommt sie und will
auch noch Gehaltserhöhung haben 1“

Das Berliner Nachtgespenst

„Na, endlich kommen Sie auch mal zu mirl“

Zeichnung von Erna V i g n

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