Für die Frommen
Der Spitzname
„Herr Kiendorf." sagte der Chef zuin Kassierer,
„können Sic mir vielleicht sagen, warum mich das
ganze Personal .Blinddarm" nennt?"
„Jawohl. Äerr Direktor, weil Sie oft gereizt sind,
und weil keiner von uns versteht, wozu Sie
eigentlich da sind!"
Als Thema einer Erbauungsstunde las man kürzlich
an einer Kirche den Anschlag:
„Weißt du, was die Lölle ist?"
And darunter stand in kleineren Buchstaben:
„Komm' und höre!"
Man stritt sich
am Stammtisch über juristische Verwandtschaftsfragen.
„Ich kann jede Verwandte heiraten, mit der ich nicht
blutsverwandt bin. mit Ausnahme der Stiefmutter."
sagte Pumm.
„Nee." sagte Klisch. „Sie könnten zum Beispiel nie
die Schwester Ihrer Witwe heiraten."
Pumm überlegt einen Augenblick: „Natürlich kann
ich. Sie ist ja mit mir nicht blutsverwandt."
„Aber Sie können trotzdem nicht, denn wenn Sie 'ne
Witwe hinterlafsen. sind Sie mausetot und haben
keine Möglichkeit mehr zum heiraten."
Das Opfer eines bedauerlichen Irrtums wurde in Köln der Portier eines
bekannten Ball-Lokals. Er sah die Masken, die hier wiedergegeben
werden, und sagte: „Verzeihung, meine Herren, aber ohne Kostüm kann
ich Sie nicht hereinlassen!“
Mastbürgers Beklemmungen
Hin und wieder schmalcht ein Preßkarnickel
in die Zeitung einen Leitartikel,
um dem braven Bürgervolk zu sagen:
Der —|—1~ Marxismus wird zu Grab getragen
Hochgelahrte Wirtschaftsprofessoren
wedeln Zustimmung mit langen Ohren
und bedächt'gem Wiegen ihres Hauptes,
und der treue Abonnent, er glaubt es.
Angstentbunden fliegt er durch die Zeilen:
Gott sei Dankl Nun braucht er nicht zu „teilen"
Unterhosen, Socken, Taschentücher
werden nicht verstaatlicht, noch die Bücher.
„Ach,“ seufzt er, „von allen Gottesgaben
ist die allerschönste doch das Haben,
und die Lust zu seh'n, wie andre schwitzen
voller Gier nach dem, was wir besitzen."
Doch erneuert oft die Zeit der Wahlen
des besitzerpichten Spießers Qualen,
denn da muß er schmerzdurchwühlt bemerken,
Daß noch viele den chchch Marxismus sfärken.
„Nein, es soll Sie nicht chocieren,
wie Sie hier im Bild mich sehn;
weil von heut’gen Kavalieren
Zwölfe auf ein Dutzend gehn!“
Ach, und nun läßt ihn auch seine Zeitung
ohne des gewohnten Trostspruchs Leitung,
und ihm schwant bei stillen Tränengüssen:
Er wird doch am Ende „teilen" müssenl
Ferdinand Madlinger
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Der Spitzname
„Herr Kiendorf." sagte der Chef zuin Kassierer,
„können Sic mir vielleicht sagen, warum mich das
ganze Personal .Blinddarm" nennt?"
„Jawohl. Äerr Direktor, weil Sie oft gereizt sind,
und weil keiner von uns versteht, wozu Sie
eigentlich da sind!"
Als Thema einer Erbauungsstunde las man kürzlich
an einer Kirche den Anschlag:
„Weißt du, was die Lölle ist?"
And darunter stand in kleineren Buchstaben:
„Komm' und höre!"
Man stritt sich
am Stammtisch über juristische Verwandtschaftsfragen.
„Ich kann jede Verwandte heiraten, mit der ich nicht
blutsverwandt bin. mit Ausnahme der Stiefmutter."
sagte Pumm.
„Nee." sagte Klisch. „Sie könnten zum Beispiel nie
die Schwester Ihrer Witwe heiraten."
Pumm überlegt einen Augenblick: „Natürlich kann
ich. Sie ist ja mit mir nicht blutsverwandt."
„Aber Sie können trotzdem nicht, denn wenn Sie 'ne
Witwe hinterlafsen. sind Sie mausetot und haben
keine Möglichkeit mehr zum heiraten."
Das Opfer eines bedauerlichen Irrtums wurde in Köln der Portier eines
bekannten Ball-Lokals. Er sah die Masken, die hier wiedergegeben
werden, und sagte: „Verzeihung, meine Herren, aber ohne Kostüm kann
ich Sie nicht hereinlassen!“
Mastbürgers Beklemmungen
Hin und wieder schmalcht ein Preßkarnickel
in die Zeitung einen Leitartikel,
um dem braven Bürgervolk zu sagen:
Der —|—1~ Marxismus wird zu Grab getragen
Hochgelahrte Wirtschaftsprofessoren
wedeln Zustimmung mit langen Ohren
und bedächt'gem Wiegen ihres Hauptes,
und der treue Abonnent, er glaubt es.
Angstentbunden fliegt er durch die Zeilen:
Gott sei Dankl Nun braucht er nicht zu „teilen"
Unterhosen, Socken, Taschentücher
werden nicht verstaatlicht, noch die Bücher.
„Ach,“ seufzt er, „von allen Gottesgaben
ist die allerschönste doch das Haben,
und die Lust zu seh'n, wie andre schwitzen
voller Gier nach dem, was wir besitzen."
Doch erneuert oft die Zeit der Wahlen
des besitzerpichten Spießers Qualen,
denn da muß er schmerzdurchwühlt bemerken,
Daß noch viele den chchch Marxismus sfärken.
„Nein, es soll Sie nicht chocieren,
wie Sie hier im Bild mich sehn;
weil von heut’gen Kavalieren
Zwölfe auf ein Dutzend gehn!“
Ach, und nun läßt ihn auch seine Zeitung
ohne des gewohnten Trostspruchs Leitung,
und ihm schwant bei stillen Tränengüssen:
Er wird doch am Ende „teilen" müssenl
Ferdinand Madlinger
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