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Ein Rundfunk-Vortrag . . .

Leo Heller: Tragödie

Sie waren beide so jung und dumm
und trugen ihre Liebe mit sich herum
und wollten sich gern für immer vereinen.
Doch er war nichts und sie war nichts,
und die Eltern waren grollenden Gesichts.
Da mußten sie beide herzlich weinen.

Sie waren beide so jung und dumm
und dachten beide: Was gäben wir drum
Dann sind sie in ein Hotel gegangen
und mieteten ein Zimmer drin
und zogen sich aus und legten sich hin
und hielten sich beide zärtlich umfangen.

Sie waren beide so jung und dumm,

und das Leben ist laut und der Tod ist stumm . ,

Die Tür zu dem Zimmer wurde erbrochen,
und man fand sic beide kalt und blaß
und Polster und Decke vom Blute naß
und beide lagen im Bett erstochen.

Sie waren beide so jung und dumm

und das Leben geht weiter mit Gesumm und Gebrumm.

Sucht jeder, daß er sein Glück drin erbeute . . .

Motel und Schauhaus, Messer und Kuß -
Noch einmal Seligkeit und dann Schluß!

Zeitung: Der Tod zweier Liebcsleute.

Krokodile

fecrr Findig verkauft .Hand-
taschen aus Krokodilleder.

Einer seiner Kunden kommt
eines Tages aufgebracht zu ihm
und beschwert sich:

»Das Leder ist ja an einer
Stelle beschädigt."

»Aber aber", weiß sich Fin-
dig zu helfen, „wißen Sie
denn nicht, daß das gerade das
Zeichen für besseres Krokodil-
leder ist? Bei Krokodilen, die
su Farmen gezüchtet werden,
tst die.haut ohne Einriße, aber
dei wilden Krokodilen, die unter
Lebensgefahr geschossen werden,
Matzt stets die .haut auf, wenn
de getroffen von den Bäumen
stürzen!"

Unangenehme

Ueberraschung

^err Kipper ist Inhaber einer
Sastmirtschaft, die er verkaufen
will. Kerr Kipper hat zur För-
derung seines Vorhabens eine
Anzeige in die Zeitung gegeben
und auf die eingegangenen Briefe
Zungen Interessenten geantwortet.

Börse. Auch die Schauspieler. Am Abend einer großen
Hausse gab man in Hamburg „Don Carlos1'. Kurt Dengler,
der den „Marquis Posa“ spielte, hatte am Nachmittag alles
gekauft, was er an Börsenpapieren bekommen konnte.
Noch ganz benommen kam er zur Vorstellung. Er war
mehr bei Schellhammer, als beim Schiller. Die große
Scene mit König Philipp stieg. — Und ausrief Marquis
Posa: „Sire, wie geben Sie Gedankenfreiheit?“

Kommt an einem der nächsten
Tage ein .Herr zu Kipper ins
Lokal und sagt: „Ich komme
wegen Ihrer Wirtschaft."
„Sehr angenehm! Sehen Sie
sich den Betrieb bitte ruhig an!
Augenblicklich ist gerade nicht viel
los. Aber abends muffen Sie
sehen! Da platzt die Bude vor
Vollheit. — Eigentlich wollte ich
die Goldgrube garnicht verkaufen.
Liber wiffenSie, meine Frau u>i(l
hier gern aus der Gegend >veg.
Sie wissen, wie Frauen sind.
Schade, schade! .hier ist nämlich
Amsatz, kann ich Ihnen sagen,
LImsatz! Allein zehn .Hektoliter
Bier die Woche und dann die
andern Sachen."

In dieser Weise prahlt .Herr
Kipper weiter init seinem Saft-
laden, bis schließlich der Mann
vor ihm sagt: „Schon gut!

Schon gut! Ich muß Ihnen nur
noch sagen, daß ich hier wegen
Ihrer Wirschaft nicht als Käufer
komme. Liber wenn die Wirt-
schaft so glänzend geht, nße Sie
da schildern, dann iverden Sie
wohl für die letzten Jahre noch
allerlei Steuern nachzuzahlen
haben. Ich komme nämlich
vom Finanzamt."

Nr. 6

O
 
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