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Der Marterpfahl

Zeichnungen von Hans K o s s a t z

Geschichte der
deutschen Parteien

Einst in der Prärie

leute in der Sportschule

V.

Die Nationalsozialisten

Es wird heute allgemein behauptet,
daß es in Deutschland zuviel Parteien
gebe und daß nur die am Leben
bleiben sollten, die aus einem drin-
genden Bedürfnis heraus entstanden
sind. Bei der jüngsten unserer Parteien,
der nationalsozialistischen, ist keines
wegs zu leugnen, daß sie einem drin-
genden Bedürfnis entsprang: nämlich
dem ihrer Urheber, eine Partei zu
gründen. Aber die Geschichte ist reich
an Rätseln — statt zufrieden zu sein,
daß sie ihre Partei glücklich gegründet
haben, benützen die Gründer diese
Partei dazu, ihre Unzufriedenheit so
laut wie möglich kundzutnn. Ins-
besondere sind sie mit der Parteien-
wirtschaft unzufrieden und niit der

Methode des Parlamentarismus und der Wahlen wozu sie anfangs allen Grund hatten, tveil sie kaum Wähler fanden
woran sie aber jetzt, wo sie mit Kugenbergs Kilfe welche gefunden haben, aus lieber Gewohnheit festhalten.

Die Geschichte ihrer Gründung birgt viel Ungewöhnliches. Sie geschah durch eine Zersplitterung der Deutschvölkischen
die so verlief, daß jeder der beiden Abgesplitterten auf den Splitter im eigenen Kopfe stolz war, den er als Balken vor
des anderen Kopfe um so lauter verspottete. Sie geschah außerdem im gesegneten Bayernlande, also auf dein Boden des
Bockbiers, der Stammtische, der Verschwörungen und der bodenständigen Belange, welch letzteren unsere Nationalsozialisten
insofern gerecht wurden, als sie das asiatische Kakenkreuz auf ihre Fahnen hefteten, um damit gegen das Asiatische z»
Felde zu ziehen.

Bei der denkwürdigen Gründungsversammlung, die mit der Vorführung kunstgerechter Mauerbemalung durch den auf diesem
Gebiet geübten Kitler begann, wurde beschloffen, die Belange des Deutschtums in jeder Kinsicht zu wahren. Vor
allem wollte man darauf verzichten, Fremdworte zu gebrauchen. Und wenn man sie trotzdem gebrauchte, so verzichtete man
wenigstens darauf, sie zu verstehen. So sprach man von national und sozialistisch. Und hielt es für national, Mussolini !m
Kampfe gegen die deutschen Südtiroler zu unterstützen und für sozialistisch, gegen den Marxismus zu käntpfen.

Für Abwechslung wurde immer
gesorgt. Bald ging es gegen die
Juden und bald gegen die Frei-
maurer, bald gegen die Regierung
und bald gegen die Kommunisten,
bald gegen die Republik und bald
gegen den „Kronprinzen" Rupprecht.

Man ließ sich außerdem die Pflege
der Musik angelegen sein: man
ließ die Mitglieder im Marschtakt
singen und den Gummiknüppel als
Schlagzeug gebrauchen.

Die Geschichte der nationalsozia-
listischen Partei verzeichnet viele
Ruhmestaten: den Marsch auf
Berlin, der nur daran scheiterte,
daß sich schon an der Münchener
Fcldhcrrnhalle die -Gegner blicken
ließen und den machtvolleit Kampf
für das Volksbegehren mif Thyssens
Geld und Äugenbergs Beistand,
der nur daran scheiterte, daß er ohne
Erfolg blieb. Neidlos wird man
zugebcn müssen, daß es erstaunlich
ist, wieviel die Partei in der kurzen
Zeit ihres Bestehens sich schon
geleistet Han Und diese Leistungen
eben sind es, die deir National-
sozialisten den Kampf für Deutsch-
lands Freiheit so aussichtsreich er,
scheinen lasse». &

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Zcidmung von J o cobn-

Der Grund


In London. In einer arg kirchlichen
Schule.

Der Lehrer fragt: „Warum haben
wir den großen Krieg gewonnen?“
Der Schüler, wie er gelernt: „Weil
wir mehr, als die anderen zu Gott
gebetet haben.“

Die Praktische

Zeichnung von Hans Rcwald

„Ich fange einen Roman immer in der Mitte an,
damit ich nicht bloß auf das Ende, sondern auch
auf den Anfang gespannt sein kann!“

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