Graf Udo Bodo:
leichter gehabt!"
„Hm — das haben wir seinerzeit
Schilda erwache!
Die Bewohner der berühmten,
vortrefflichen und erleuchteten Stadt
Schilda verließen eines Morgens
ihre verschiedenartigen Lagerstätten
und stiegen als Republikaner in
ihre Unterhosen.
Niemand von ihnen hätte sagen
können, wie das geschehen war.
Zeitgenoffen und Angehörige an-
derer Städte erklärten cs so: Not
und Elend eines verlorenen Krieges
mit einem Nachbarlande Hütten
eine Reihe aufeinanderfolgender
lichter Augenblicke bewirkt, einige
Windstöße plötzlicher Entschluß-
kraft, bei denen Fürstenhof und
Militürkaste auf den Boden
klatschten wie angefaulte Früchte.
Das unmöglich Scheinende war
also Wirklichkeit geworden: das
Volk von Schilda, einig in seinen
Familien, hatre das Joch eines
Fürsten, der unsäglichen Kochmut
mit geringster Veranlaflung dazu verband, abgeschüttelt.
Aber wie ein Mann, dem man eine schivere Kiepe von den Schultern
genommen hat, das Gefühl hat, er falle hintenüber, so waren auch die
Schildbürger bei dieser Geschichte schrecklich aus dem inneren Gleichgewicht
gekommen und sie sehnten sich mit all der Kraft ihres reichen Gemüts-
lcbens wieder nach ihrer Kiepe zurück. Der Zwang, politisch denken zu
müffen, schien ihrem oft zitierten reichen Gefühlsleben viel unerträglicher,
als eine Tracht Prügel. Nein — das treue Volk von Schilda ivollte
glauben, an irgendetivas glauben. Denn mit Fakten zu rechnen, das
bedrohte die Wurschtigkeit des Kerzcns bei den Bürgern und die Schädel-
dccke bei den Führern.
Gewiß, wir heutigen
Menschen schütteln den
Kopf, wenn wir von
solcher Dumpfheit der
Gehirne hören. Aber der
Mensch soll ja nicht stolz
sein, sondern sich Mühe
geben, in das wenn auch
noch so spärliche Geistes-
leben früher Entwicklungs-
stufen einzudringen
Wohl unterschied sich
das Gedankcnleben der
Armen von Schilda sehr
von dein der braven
Schildbürger, denn Ar-
mut macht den Kopf
klar und läßt dem Kerzen
nicht Zeit, dicke Satten
saurer Milch 511 bilde».
Aber was hatten schon
die Armen von Schildazu bedeuten?
Sie waren ein unangenehmer, nicht
aufgegangener Posten in der sonst
so schönen Rechnung schildbürger-
licher Weltordnung. Sie waren
bcn braven Schildbürgern Gegen-
stand des Kummers und des
Kaffes, diese Armen. Stützten sie
sich doch auf alte Menschheits-
rcchte und verlangten Gemein-
eigentum, und genossenschaftliche
Wirtschaft!! Sie waren obendrein
vaterlandslose Gesellen, Gegner
der alten liebgcwordenen Schil-
daischen Gewöhn- und Dumm-
heiten und ruchlose Verächter der
Schildas Namen in der ganzen
Welt berühmt gemacht habenden
Traditionen. So standen sich diese
für unsere Begriffe seltsamen Re-
publikaner gegenüber: Auf der
einen Seite die große, flammende
Schilda-Liebe, auf der anderen
die Enteignungsabsichten der nüch-
tern denkenden Armen.
Da tauchte in Schilda ein Mann
namens Johann Podudl aus. Seines Zeichens
Baubesliffener, war er von seinem Meister
wegen absoluter Llntauglichkeit entlassen worden.
„Geh nach Schilda", hatte sein Meister zu
ihm gesagt, „zum Bauen bist du zu dumm
und hier wird aus dir doch nichts! Geh nach
Schilda, da gehörst du hin."
Wenn 6er Sckwerßewicktsineister
seinen tireßenknopk suckt.
,;
„ . . . Und ich erlaube unter keinen Umständen,
daß meine Tochter zum Film geht!“
„Doch geh’ ich! Ich nehme mir einfach ein
Pseudonym!“
„Untersteh’ dich! Ich erwürge euch alle beide!“
leichter gehabt!"
„Hm — das haben wir seinerzeit
Schilda erwache!
Die Bewohner der berühmten,
vortrefflichen und erleuchteten Stadt
Schilda verließen eines Morgens
ihre verschiedenartigen Lagerstätten
und stiegen als Republikaner in
ihre Unterhosen.
Niemand von ihnen hätte sagen
können, wie das geschehen war.
Zeitgenoffen und Angehörige an-
derer Städte erklärten cs so: Not
und Elend eines verlorenen Krieges
mit einem Nachbarlande Hütten
eine Reihe aufeinanderfolgender
lichter Augenblicke bewirkt, einige
Windstöße plötzlicher Entschluß-
kraft, bei denen Fürstenhof und
Militürkaste auf den Boden
klatschten wie angefaulte Früchte.
Das unmöglich Scheinende war
also Wirklichkeit geworden: das
Volk von Schilda, einig in seinen
Familien, hatre das Joch eines
Fürsten, der unsäglichen Kochmut
mit geringster Veranlaflung dazu verband, abgeschüttelt.
Aber wie ein Mann, dem man eine schivere Kiepe von den Schultern
genommen hat, das Gefühl hat, er falle hintenüber, so waren auch die
Schildbürger bei dieser Geschichte schrecklich aus dem inneren Gleichgewicht
gekommen und sie sehnten sich mit all der Kraft ihres reichen Gemüts-
lcbens wieder nach ihrer Kiepe zurück. Der Zwang, politisch denken zu
müffen, schien ihrem oft zitierten reichen Gefühlsleben viel unerträglicher,
als eine Tracht Prügel. Nein — das treue Volk von Schilda ivollte
glauben, an irgendetivas glauben. Denn mit Fakten zu rechnen, das
bedrohte die Wurschtigkeit des Kerzcns bei den Bürgern und die Schädel-
dccke bei den Führern.
Gewiß, wir heutigen
Menschen schütteln den
Kopf, wenn wir von
solcher Dumpfheit der
Gehirne hören. Aber der
Mensch soll ja nicht stolz
sein, sondern sich Mühe
geben, in das wenn auch
noch so spärliche Geistes-
leben früher Entwicklungs-
stufen einzudringen
Wohl unterschied sich
das Gedankcnleben der
Armen von Schilda sehr
von dein der braven
Schildbürger, denn Ar-
mut macht den Kopf
klar und läßt dem Kerzen
nicht Zeit, dicke Satten
saurer Milch 511 bilde».
Aber was hatten schon
die Armen von Schildazu bedeuten?
Sie waren ein unangenehmer, nicht
aufgegangener Posten in der sonst
so schönen Rechnung schildbürger-
licher Weltordnung. Sie waren
bcn braven Schildbürgern Gegen-
stand des Kummers und des
Kaffes, diese Armen. Stützten sie
sich doch auf alte Menschheits-
rcchte und verlangten Gemein-
eigentum, und genossenschaftliche
Wirtschaft!! Sie waren obendrein
vaterlandslose Gesellen, Gegner
der alten liebgcwordenen Schil-
daischen Gewöhn- und Dumm-
heiten und ruchlose Verächter der
Schildas Namen in der ganzen
Welt berühmt gemacht habenden
Traditionen. So standen sich diese
für unsere Begriffe seltsamen Re-
publikaner gegenüber: Auf der
einen Seite die große, flammende
Schilda-Liebe, auf der anderen
die Enteignungsabsichten der nüch-
tern denkenden Armen.
Da tauchte in Schilda ein Mann
namens Johann Podudl aus. Seines Zeichens
Baubesliffener, war er von seinem Meister
wegen absoluter Llntauglichkeit entlassen worden.
„Geh nach Schilda", hatte sein Meister zu
ihm gesagt, „zum Bauen bist du zu dumm
und hier wird aus dir doch nichts! Geh nach
Schilda, da gehörst du hin."
Wenn 6er Sckwerßewicktsineister
seinen tireßenknopk suckt.
,;
„ . . . Und ich erlaube unter keinen Umständen,
daß meine Tochter zum Film geht!“
„Doch geh’ ich! Ich nehme mir einfach ein
Pseudonym!“
„Untersteh’ dich! Ich erwürge euch alle beide!“