Preußischer Drill
Auf dem Berliner Friedrichs-
bahnhof läuft ein Lerr eiligst
durch die Sperre zum Perron,
ohne seine Fahrkarte vorzu-
zeigen und wird deshalb vom
Kontrolleur zurückgerufen. Ganz
empört schreit er den Mann an:
„Ich bin Landtagsabgcordneter
G l o b i g I"
„Wat Sie j l o o b e n, mein
Lerr, det jcht uns hier jarnischt
an," erwidert der Beamte trocken.
Aus der Jett
Der Ausspruch Professor
Freud's: „Das Erinnerungs-
vermögen der Menschen hat
durch den Krieg gelitten" wird
jetzt auch von sämtlichen
Steuerkassen in Deutsch-
land bestätigt.
*
Die Karpfen haben mit den
Reichstagsabgeordnclen das
Gleiche, daß sie beide durch
Klingelzeichen angelockt werden
können.
*
Im heutigen Damen-Modesalon
kann man mit einer Rock-
länge siegen, im Pferde-
rennen schon mit einer
Nasenlänge.
*
So oft ein Mann mit
Draht zwischen zwei Mäd-
chen tritt, erleidet deren bis-
herige große Freundschaft sehr
häufig Kurzschluß.
Alltägliche Geschichte
Zeichnung und Gedichte von Willibald Krain
Alltägliches Geschehn, das so anfing:
Er sah sie in der Untergrund
und kam beim Streit dazu, weil ihr Billett verfallen.
Der Schaffner lärmt. Sie zuckte nur die Achseln zu dem
Ihr Auge war von vieler Arbeit wund. [allen.
Viel Worte waren’s nicht, als sie dann mit ihm ging.
Alltägliches Geschehn. Die Stufenleiter:
Er lud sie in ein Tanz-Cafe.
Sie hatte lange nicht getanzt und Mokka trank sie gerne.
Sie lächelte verloren. Gott, mit Hans das lag so [ferne..
Der Herr war nett. Fabrik für Pappmache.
Provinz. Ein Tag Berlin. Hotel. Na und so weiter...
Alltägliches Geschehn, das so verging:
Sie schrieb ihm in die kleine Stadt.
Erst leise Briefe. Dann, wie sie sich schinde.
Dann die Entlassung. Ja, Und schließlich von dem
Zeichnung von Fritz Schubotz
„Sagen Sie, wie heißt dieser See?“
„Weeß ick nidh. Icke bin Nichtschwimmer!“
Er schrieb nur kurz. Dann hatte er es satt.
Der Rest — Lokalnotiz: Der Gashahn — -
Armes Ding.
Operettendämmerung
Beim Zauner in Ischl machte ein Berliner
Musikverleger den vollzählig versammelten
österreichischen Librettisten heftige Vorwürfe.
Sie sollten doch endlich vom alten
Schema abgehen und in ihren
Operetten nicht immer Könige oder
Fürsten auf die Bühne stellen,
um die sich alles dreht und vor
denen alles am Bauch rutscht.
„Möcht' wißen, warum das den
Leuten auf einmal nicht gefällt!"
knurrte der Kalman-Librettist
Brammer.
„Das ist doch klar, meine Lerren,"
dozierte der Berliner, „im Ope-
rettentheater will das Publikum
Sensationen sehen, phantastische
Anwahrschcinlichkeiten oder sogar
Llnmöglichkeitcn, aber doch nicht
Dinge, die es alle Tage in Wirk-
lichkeit erlebt!"
[Kinde-
Die Drohung
In Nr. 203 der Pommerschcn
„Lauenburger Zeitung" hieß es
in einem Artikel über die deutsche
Landwirtschaft:
„Lerr Schiele droht mit dem
Rückttitt und beschneidet
sich, wenn Stegerwald seinen
Willen durchsetzt."
Schiele kann sich gratulieren,
wenn das der Litler erfährt!
Splitter
Es kommt zuweilen vor, daß
bei einem Schäfer stündchen
„er" das Schaf ist und „sie"
der Leithammel.
Das größere Uebel
Als Lerr Pettowka nachts
spät heimkehrte, fand er Lerrn
Slivondki im dunklen Lausflur
auf einem Treppenabsatz sitzend.
Da staunte Lerr Pettowka:
„Was machen Sie denn hier
draußen?"
„Es sind Einbrecher in meiner
Wohnung," sagte Lerr Sli-
vondki bettübt.
„Na — und?"
„Die Kerls benehmen sich so
unverschämt laut, daß meine
Frau munter geworden ist!"
Zeichnung von K. G ö t /. e
„Ich verehre Sie so sehr, Vera, daß ich Ihnen
alles Unangenehme aus den Augen schaffen
möchte!“
„Ja? Wirklich? Sie wollen gehen?“
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Auf dem Berliner Friedrichs-
bahnhof läuft ein Lerr eiligst
durch die Sperre zum Perron,
ohne seine Fahrkarte vorzu-
zeigen und wird deshalb vom
Kontrolleur zurückgerufen. Ganz
empört schreit er den Mann an:
„Ich bin Landtagsabgcordneter
G l o b i g I"
„Wat Sie j l o o b e n, mein
Lerr, det jcht uns hier jarnischt
an," erwidert der Beamte trocken.
Aus der Jett
Der Ausspruch Professor
Freud's: „Das Erinnerungs-
vermögen der Menschen hat
durch den Krieg gelitten" wird
jetzt auch von sämtlichen
Steuerkassen in Deutsch-
land bestätigt.
*
Die Karpfen haben mit den
Reichstagsabgeordnclen das
Gleiche, daß sie beide durch
Klingelzeichen angelockt werden
können.
*
Im heutigen Damen-Modesalon
kann man mit einer Rock-
länge siegen, im Pferde-
rennen schon mit einer
Nasenlänge.
*
So oft ein Mann mit
Draht zwischen zwei Mäd-
chen tritt, erleidet deren bis-
herige große Freundschaft sehr
häufig Kurzschluß.
Alltägliche Geschichte
Zeichnung und Gedichte von Willibald Krain
Alltägliches Geschehn, das so anfing:
Er sah sie in der Untergrund
und kam beim Streit dazu, weil ihr Billett verfallen.
Der Schaffner lärmt. Sie zuckte nur die Achseln zu dem
Ihr Auge war von vieler Arbeit wund. [allen.
Viel Worte waren’s nicht, als sie dann mit ihm ging.
Alltägliches Geschehn. Die Stufenleiter:
Er lud sie in ein Tanz-Cafe.
Sie hatte lange nicht getanzt und Mokka trank sie gerne.
Sie lächelte verloren. Gott, mit Hans das lag so [ferne..
Der Herr war nett. Fabrik für Pappmache.
Provinz. Ein Tag Berlin. Hotel. Na und so weiter...
Alltägliches Geschehn, das so verging:
Sie schrieb ihm in die kleine Stadt.
Erst leise Briefe. Dann, wie sie sich schinde.
Dann die Entlassung. Ja, Und schließlich von dem
Zeichnung von Fritz Schubotz
„Sagen Sie, wie heißt dieser See?“
„Weeß ick nidh. Icke bin Nichtschwimmer!“
Er schrieb nur kurz. Dann hatte er es satt.
Der Rest — Lokalnotiz: Der Gashahn — -
Armes Ding.
Operettendämmerung
Beim Zauner in Ischl machte ein Berliner
Musikverleger den vollzählig versammelten
österreichischen Librettisten heftige Vorwürfe.
Sie sollten doch endlich vom alten
Schema abgehen und in ihren
Operetten nicht immer Könige oder
Fürsten auf die Bühne stellen,
um die sich alles dreht und vor
denen alles am Bauch rutscht.
„Möcht' wißen, warum das den
Leuten auf einmal nicht gefällt!"
knurrte der Kalman-Librettist
Brammer.
„Das ist doch klar, meine Lerren,"
dozierte der Berliner, „im Ope-
rettentheater will das Publikum
Sensationen sehen, phantastische
Anwahrschcinlichkeiten oder sogar
Llnmöglichkeitcn, aber doch nicht
Dinge, die es alle Tage in Wirk-
lichkeit erlebt!"
[Kinde-
Die Drohung
In Nr. 203 der Pommerschcn
„Lauenburger Zeitung" hieß es
in einem Artikel über die deutsche
Landwirtschaft:
„Lerr Schiele droht mit dem
Rückttitt und beschneidet
sich, wenn Stegerwald seinen
Willen durchsetzt."
Schiele kann sich gratulieren,
wenn das der Litler erfährt!
Splitter
Es kommt zuweilen vor, daß
bei einem Schäfer stündchen
„er" das Schaf ist und „sie"
der Leithammel.
Das größere Uebel
Als Lerr Pettowka nachts
spät heimkehrte, fand er Lerrn
Slivondki im dunklen Lausflur
auf einem Treppenabsatz sitzend.
Da staunte Lerr Pettowka:
„Was machen Sie denn hier
draußen?"
„Es sind Einbrecher in meiner
Wohnung," sagte Lerr Sli-
vondki bettübt.
„Na — und?"
„Die Kerls benehmen sich so
unverschämt laut, daß meine
Frau munter geworden ist!"
Zeichnung von K. G ö t /. e
„Ich verehre Sie so sehr, Vera, daß ich Ihnen
alles Unangenehme aus den Augen schaffen
möchte!“
„Ja? Wirklich? Sie wollen gehen?“
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