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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 53.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.8268#0480
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„Herrgott, waren das schöne Zeiten, als die marxistische Pest noch am Ruder war!"

Es war in den bayrischen Bergen.
Hoch auf der Alm lag die Hütte.
Dorthinauf kletterten Busse und
Bolle aus Berlin.

Bestellten beim Bauer einen Tee.
Der Tee kam.

„Viel zu dünn", brummte Busse.
„Aroma hat er auch nicht",
nickte Bolle, „diese Leute hier
verstehen keinen Tee zu kochen.
Außerdem kaufen sie sicher die
billigste Sorte Tee ein."

Hinter der Tür aber flüsterte der
Bauer zur Bäuerin:

„Was habe ich gesagt? Sie glau-
ben doch, daß es Tee ist."

Möwe kam zu Frau Möbius.
„Vor zwei Jahren wohnte doch
bei Ihnen ein Herr Drossel?",
sagte er, „ist er ausgezogen?“
Frau Möbius nickte:
„Ausgezogen ist er. Von hier
direkt nach der Grenadier-
straße.“

„Dann werde ich ihn dort auf-
suchen."

„Dort wohnt er nicht mehr. Er
ist von dort nach der Birkgasse
gezogen."

„Treffe ich ihn auf der Birk-
gasse?"

„Auch nicht. Er ist von dort
weiter nach der Fischerstraße
und von da wieder in die Jäger-
gasse übersiedelt, von dort in
die-"

Möwe wurde ungeduldig:

„Wo er augenblicklich wohnt,
wissen Sie wohl nicht?"

Frau Möbius strich ihre breite
Schürze:

„Doch. Seit zehn Tagen wohnt
er wieder bei mir."

Mühlheim läßt mahnen.
Mühlheim läßt von seinen 387
Kunden die 387 säumigen Zahler
mahnen.

Der neue junge Mann schreibt
die Mahnbriefe.

Bringt sie dem Chef.
„Ausgeschlossen", erklärt der
Chef. „Sie müssen viel höflicher
schreiben. Wir können doch
unsere Kunden nicht vor den
Kopf stoßen."

Der junge Mann schreibt die
Mahnbriefe nochmals. Wesent-
lich höflicher.

Mühlheim schüttelt den Kopf:
„Immer noch zu grob. Versuchen
Sie es einmal mit der Liebens-
würdigkeit."

Der junge Mann versucht es mit
der Liebenswürdigkeit. Mildert
den bereits einmal gemilderten
Brief nochmals und bringt ihn
zum Chef.

„Diesmal mag es gehen", nickt
der Chef, „nur zwei orthographi-
sche Fehler: Betrüger schreibt
man nicht mit ie und Gefängnis
ohne ein h.“

In ein Trauermagazin kommt ein
Ehepaar und läßt sich einige
Garnituren Trauerkleider vor-
legen, Nach längerer Wahl fragt
der Gatte:

„Also, sagen Sie, was kostet der
Spaß?"

Bömches steht vor Gericht,
i „Sie sind angeklagt", sagt der
Richter, „dem Ihnen unbekann-
ten Herrn Lehmann eine Ohrfeige
versetzt zu haben."

„Es war ein Mißverständnis.
Herr Richter, und die Sache ist
sofort an Ort und Stelle be-
reinigt worden. Ich habe Herrn
Lehmann fünf Mark Schmerzens-
geld gegeben."

„Stimmt... Aber gleich darauf
haben Sie ihm noch eine ver-
setzt."

„Jawohl. Herr Lehmann konnte
mir auf zehn Mark nicht heraus-
geben."

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