Lhrg. XVII, Nr. 1/2 vom 3. Januar 1943
DIE WELTKUNST
kommt seine Kunst, Gegensätze auszuspielen,
Seine silbrige Tonigkeit und flüssige Pinsel-
ehrung aufs schönste zur Geltung. Von Pieter
de Hooch ist ein Jugendwerk erworben,
öas kunsthistorisch sehr interessante Bild
bekundet die derbe Soldatenmalerei als Aus-
gangspunkt dieses Malers, der später der
Boetische Schilderer feiner Gesellschaften in ge-
pflegten, stimmungsvollen Innenräumen wurde.
Nicht ganz so flüssig und gleichmäßig sicher
|'Halte Jan Steen. Unser Bild, Kinder lehren
eine Katze das Lesen, zeigt den Meister von
einer besonders liebenswürdigen, harmlos
freundlichen Seite.
Das barocke Deutschland, durch den Dreißig-
jährigen Krieg zerfallen und innerlich um den
Ausgleich seiner starken Spannungen ringend,
[spricht sich nicht entfernt so vielseitig und reif
I in der Malerei aus wie die Niederlande, das
lassen auch die Neuerwerbungen des Stadt-
museums erkennen, deren Wahl naturgemäß
Von zufälliger Gelegenheit abhängig war.
Christoph Paudiss (geb. um 1618 in
Hamburg, gest. 1666 in Freising), nach Sand-
rart „ein trefflicher Discipel von Rembrandt“,
verwendet in dem Porträt eines Arztes auf seine
Art Rembrandts Helldunkel. Höchst erfreulich
und erfrischend ist das Bildnis einer un-
bekannten deutschen Malerin mit
der Aufschrift: sui fecit effigiem 1654 (s. Abb.).
Maskiert als Minerva, im tressenbesetzten
Samtkostüm mit einem Helm aus dem gleichen
Stoff, blickt die anmutige junge Frau recht ernst
und gesammelt aus dem Bilde. Wer ist diese
Malerin mit dem sympathischen, sauberen Ge-
sichtgewesen und wo hat sie gelebt? Augsburg,
Nürnberg, worauf man zuerst fällt, können es
nicht sein, denn dann hätte der alle Erscheinun-
gen am Kunsthimmel sorglich erspähende
Joachim von Sandrart sie in seiner „Teutschen
Academie“ von 1675 erwähnt. Aber mit einer
der von ihm aufgeführten Frauen, der Sybille
Merian, Susanna Mayr, der Patin, von Schur-
mann, der Neubergerin, läßt sie sich nicht gut
identifizieren. Vielleicht haben wir hier einen
neuen Stern entdeckt, der Beachtung verdient.
Denn die deutsche Kunstgeschichte nennt wenig
Malerinnen von Rang.
Mit voller Kraft dagegen spricht das 18. Jahr-
hundert in dem Selbstbildnis des A n t o n
Raphael Mengs. Das Bildnis muß den
letzten Lebensjahren angehören; interessant der
Vergleich mit den früheren, sentimentalischer
aufgefaßten Selbstporträts.
Impressionisten-Versteigerung in Paris
Die Pariser Auktion der Sammlung impres-
sionistischer Kunst des Zahnarztes Viau, die mit
11 Ölgemälden, 34 Pastellen und Zeichnungen
von Degas 127 Werke auf den Markt brachte,
schloß einschließlich der Steuer mit einem
Gesamtergebnis von 54 Millionen frs. ab. Den
Elfenbeinhorn, romanisch-sarazenisch, 11.—12. Jahrh.
Versteigerung: Hans W. Lange, Berlin, am 27.—29. Jan. 1943
(2 Fotos: Lange)
Höchstpreis mit 5 Milli-
onen frs. hatte die Berg-
landschaft Cezannes. Für
einen kleinen Renoir „La
baigneuse lisant“ wurde
über anderthalb Millionen
erzielt. Bei Degas stiegen
die Pastelle, von denen
„Apres le bain“ über
zweieinviertel Millionen
brachte, am höchsten.
Auch ein Akt von Dela-
croix, ein Porträt von
Daumier, eine Darstellung
von Corot und Bilder von
Pissarro und Sisley gin-
gen über die Millionen-
grenze hinaus. Der fran-
zösische Staat begnügte
sich diesmal nicht mit
der fünfzehnprozentigen
Steuer auf die Verkaufs-
preise, sondern behielt
sich für vierzehn Tage im
Interesse des Louvre das
Ankaufsrecht für folgende
Bilder vor: Renoir „La
baigneuse assise“ (435 000
frs.), zwei Degaspastelle
(300 000 und 1 500 000 frs.)
und zwei Gemälde von
Delacroix (520 000 und
1 500 000 frs.). Trotzdem
das Versteigerungsresul-
tat für alle Kenner des
Kunstmarktes eine Über-
Anton van Dyck: Studie zum Altarbild St. Michel in Gent
Neuerwerbung des Stadtmuseums Danzig
raschung war, ist der
Rekord der im Jahre 1913 stattgefundenen
Auktion Doucet, die 23 Millionen Goldfranken
brachte, nicht gebrochen worden.
PREISBERICHTE
Dorotheum, Wien
17.—18. November
1942
Gemälde (über RM 1 000.—)
Nr.
RM
Nr.
RM
Nr.
RM
9
9 000.—
18
7 000.—
50
4 000.—
3
1 300.—
18a
2 000.—
51
4 500.—
4
4 000.—
22
2 000.—
57
6 000.—
K
13 000.—
28
11 000.—
61
16 000.—
6
3 000.—
28a
2 800.—
62
6 500.—
7
8 000.—
31
11 000.—
64
6 500.—
8
40 000.—
32
12 000.—
65
10 000.—
0
22 000.—
36
2 800.—
67
7 000.—
10
2 500.—
37
65 000.—
68
4 500.—
10a
2 200.—
38a
1 500.—
69
2 800.—
11
3 000.—
39
1 500.—
70
2 000.—
13
8 000.—
40
4 000.—
71
3 000.—
13a
12 000.—
42
7 000.—
72
1 300.—
15
2 800.—
43
3 500.—
73
7 000.—
16
25 000.—
44
1 300.—
75
1 500.—
17
12 000.—
45
1 000.—
76
5 000.—
Nr.
RM
Nr.
RM
Nr.
RM
76a
14 000.—
91
3 000.—
112
6 000.—
77
10 000.—
92
2 200.—
113
5 000.—
78
2 800.—
93
2 500.—
114
4 500.—
79
3 000.—
94
8 000.—
115
15 000.—
80
10 000.—
97
1 500.—
115a
5 000.—
81
22 000.—
98
3 800.—
116
2 500.—
82
4 500.—
100
2 800.—
117
2 200.—
84
7 000.—
100a
8 000.—
118
6 000.—
85
3 000.—
101
2 000.—
119
2 200.—
86
12 000.—
104
13 000.—
120
7 500.—
87
3 000.—
HO
2 200.—
121
4 000.—
88
2 800.—
111
14 000.—
124
11 000.—
Aquarelle und Miniaturen (über RM
100.—)
128
200.—
141
550.—
156
400.—
129
400.—
146
350.—
157
600.—
130
250.—
148
300.—
158
320.—
131
100.—
149
400.—
159
400.—
133
700.—
150
400.—
160
1 000.—
134
1 300.—
151
300.—
161
1 000.—
135
1 000.—
153
1 100.—
162
260.—
137
280.—
154
1 400.—
163
140.—
138
450.—
155
300.—
164
200.—
Zeichnungen
173
500.—
179
220.—
183
120.—
178
2 000.—
180
50.—
184
180.—
Plastiken (über RM 500.—)
187
5 000.—
189
5 500.—
194
20 000.—
188
6 000.—
191
8 000.—
(Forts, folgt)
München
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MÜNCHEN • B RIE N N C
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KAMERADSCHAFT DER KÜNSTLER MÜNCHEN E.V.
Kunstbaus Wilhelm Eitle
Gemälde • Kunstversteigerungen
Frankfurt M.
Eschenheimer Anlage 35 • Ruf: 55 3 17
DIE WELTKUNST
kommt seine Kunst, Gegensätze auszuspielen,
Seine silbrige Tonigkeit und flüssige Pinsel-
ehrung aufs schönste zur Geltung. Von Pieter
de Hooch ist ein Jugendwerk erworben,
öas kunsthistorisch sehr interessante Bild
bekundet die derbe Soldatenmalerei als Aus-
gangspunkt dieses Malers, der später der
Boetische Schilderer feiner Gesellschaften in ge-
pflegten, stimmungsvollen Innenräumen wurde.
Nicht ganz so flüssig und gleichmäßig sicher
|'Halte Jan Steen. Unser Bild, Kinder lehren
eine Katze das Lesen, zeigt den Meister von
einer besonders liebenswürdigen, harmlos
freundlichen Seite.
Das barocke Deutschland, durch den Dreißig-
jährigen Krieg zerfallen und innerlich um den
Ausgleich seiner starken Spannungen ringend,
[spricht sich nicht entfernt so vielseitig und reif
I in der Malerei aus wie die Niederlande, das
lassen auch die Neuerwerbungen des Stadt-
museums erkennen, deren Wahl naturgemäß
Von zufälliger Gelegenheit abhängig war.
Christoph Paudiss (geb. um 1618 in
Hamburg, gest. 1666 in Freising), nach Sand-
rart „ein trefflicher Discipel von Rembrandt“,
verwendet in dem Porträt eines Arztes auf seine
Art Rembrandts Helldunkel. Höchst erfreulich
und erfrischend ist das Bildnis einer un-
bekannten deutschen Malerin mit
der Aufschrift: sui fecit effigiem 1654 (s. Abb.).
Maskiert als Minerva, im tressenbesetzten
Samtkostüm mit einem Helm aus dem gleichen
Stoff, blickt die anmutige junge Frau recht ernst
und gesammelt aus dem Bilde. Wer ist diese
Malerin mit dem sympathischen, sauberen Ge-
sichtgewesen und wo hat sie gelebt? Augsburg,
Nürnberg, worauf man zuerst fällt, können es
nicht sein, denn dann hätte der alle Erscheinun-
gen am Kunsthimmel sorglich erspähende
Joachim von Sandrart sie in seiner „Teutschen
Academie“ von 1675 erwähnt. Aber mit einer
der von ihm aufgeführten Frauen, der Sybille
Merian, Susanna Mayr, der Patin, von Schur-
mann, der Neubergerin, läßt sie sich nicht gut
identifizieren. Vielleicht haben wir hier einen
neuen Stern entdeckt, der Beachtung verdient.
Denn die deutsche Kunstgeschichte nennt wenig
Malerinnen von Rang.
Mit voller Kraft dagegen spricht das 18. Jahr-
hundert in dem Selbstbildnis des A n t o n
Raphael Mengs. Das Bildnis muß den
letzten Lebensjahren angehören; interessant der
Vergleich mit den früheren, sentimentalischer
aufgefaßten Selbstporträts.
Impressionisten-Versteigerung in Paris
Die Pariser Auktion der Sammlung impres-
sionistischer Kunst des Zahnarztes Viau, die mit
11 Ölgemälden, 34 Pastellen und Zeichnungen
von Degas 127 Werke auf den Markt brachte,
schloß einschließlich der Steuer mit einem
Gesamtergebnis von 54 Millionen frs. ab. Den
Elfenbeinhorn, romanisch-sarazenisch, 11.—12. Jahrh.
Versteigerung: Hans W. Lange, Berlin, am 27.—29. Jan. 1943
(2 Fotos: Lange)
Höchstpreis mit 5 Milli-
onen frs. hatte die Berg-
landschaft Cezannes. Für
einen kleinen Renoir „La
baigneuse lisant“ wurde
über anderthalb Millionen
erzielt. Bei Degas stiegen
die Pastelle, von denen
„Apres le bain“ über
zweieinviertel Millionen
brachte, am höchsten.
Auch ein Akt von Dela-
croix, ein Porträt von
Daumier, eine Darstellung
von Corot und Bilder von
Pissarro und Sisley gin-
gen über die Millionen-
grenze hinaus. Der fran-
zösische Staat begnügte
sich diesmal nicht mit
der fünfzehnprozentigen
Steuer auf die Verkaufs-
preise, sondern behielt
sich für vierzehn Tage im
Interesse des Louvre das
Ankaufsrecht für folgende
Bilder vor: Renoir „La
baigneuse assise“ (435 000
frs.), zwei Degaspastelle
(300 000 und 1 500 000 frs.)
und zwei Gemälde von
Delacroix (520 000 und
1 500 000 frs.). Trotzdem
das Versteigerungsresul-
tat für alle Kenner des
Kunstmarktes eine Über-
Anton van Dyck: Studie zum Altarbild St. Michel in Gent
Neuerwerbung des Stadtmuseums Danzig
raschung war, ist der
Rekord der im Jahre 1913 stattgefundenen
Auktion Doucet, die 23 Millionen Goldfranken
brachte, nicht gebrochen worden.
PREISBERICHTE
Dorotheum, Wien
17.—18. November
1942
Gemälde (über RM 1 000.—)
Nr.
RM
Nr.
RM
Nr.
RM
9
9 000.—
18
7 000.—
50
4 000.—
3
1 300.—
18a
2 000.—
51
4 500.—
4
4 000.—
22
2 000.—
57
6 000.—
K
13 000.—
28
11 000.—
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16 000.—
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8 000.—
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40 000.—
32
12 000.—
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10 000.—
0
22 000.—
36
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7 000.—
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2 500.—
37
65 000.—
68
4 500.—
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2 200.—
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1 500.—
69
2 800.—
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3 000.—
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1 500.—
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2 000.—
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8 000.—
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3 000.—
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12 000.—
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2 800.—
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3 500.—
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16
25 000.—
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1 300.—
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1 500.—
17
12 000.—
45
1 000.—
76
5 000.—
Nr.
RM
Nr.
RM
Nr.
RM
76a
14 000.—
91
3 000.—
112
6 000.—
77
10 000.—
92
2 200.—
113
5 000.—
78
2 800.—
93
2 500.—
114
4 500.—
79
3 000.—
94
8 000.—
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15 000.—
80
10 000.—
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1 500.—
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5 000.—
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22 000.—
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2 800.—
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2 200.—
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7 000.—
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8 000.—
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6 000.—
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3 000.—
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2 000.—
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2 200.—
86
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13 000.—
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7 500.—
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3 000.—
HO
2 200.—
121
4 000.—
88
2 800.—
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14 000.—
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11 000.—
Aquarelle und Miniaturen (über RM
100.—)
128
200.—
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550.—
156
400.—
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400.—
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350.—
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600.—
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250.—
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300.—
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320.—
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100.—
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400.—
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400.—
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700.—
150
400.—
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1 000.—
134
1 300.—
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300.—
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1 000.—
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1 000.—
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260.—
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280.—
154
1 400.—
163
140.—
138
450.—
155
300.—
164
200.—
Zeichnungen
173
500.—
179
220.—
183
120.—
178
2 000.—
180
50.—
184
180.—
Plastiken (über RM 500.—)
187
5 000.—
189
5 500.—
194
20 000.—
188
6 000.—
191
8 000.—
(Forts, folgt)
München
LENBACHPLATZ 3
JULIUS BÜHLER
MÜNCHEN • B RIE N N C
STRASSE 12
ALTE GEMÄLDE ■ ANTIQUITÄTEN UND ALTE MÖBEL ■ KUNSTVERSTEIGERUNGEN
Antiker Möbel
Gobelins, Antiquitäten
alter Textilien
vornehmer Wohnungseinrichtungen
MÜNCHNER KUNSTHANDELS-GESELLSCHAFT
KAMERADSCHAFT DER KÜNSTLER MÜNCHEN E.V.
Kunstbaus Wilhelm Eitle
Gemälde • Kunstversteigerungen
Frankfurt M.
Eschenheimer Anlage 35 • Ruf: 55 3 17