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DIE W ELT KUNST
Jahrg. XVII, Nr. 27/30 vom 20. Juli 1943
Josef Hengge : Frauenbildnis mit Krug
Große Deutsche Kunstausstellung, München
Anton Lutz und die Genrebilder von Engel-
hardt, bei denen besonders die durch eigen-
artige Farbgebung betonte, kokette Grazie in
den Bewegungen der Figuren gefällt, ferner
Flierl mit den jugendlichen „Reitern im Fluß“
und dem grandiosen Kolossal-Gemälde „Ikarus“
von Herbert Kampf, nicht zu vergessen Wolf
T h a 1 e r mit den „Kirchgängern am Sonntag“.
Große Vornehmheit spricht aus den Werken
Schuster-Woldans, der mit 5 Porträts
vertreten ist. Unter den figuralen Kompositionen
hinterläßt das Werk „Abwehr ostischer Ein-
fälle“ von Ferd. S t a e g e r einen bleibenden
Eindruck.
Franz-Xaver Stahl und .1. Paul Jung-
hans führen den Beschauer mit Meisterhand
und großer Naturliebe zur Tierseele hin. Aus-
gezeichnet deutet Karl-Ewald Olszewski in
seinem Gemälde „Höcker-
schwäne über dem Haff-
winkel“ auf seine univer-
selle Beobachtungsgabe,
die er künstlerisch mit
der eintönig, doch immer
lebendigen Landschaft des
Nordens zu verbinden ver-
steht. Auch Schramm-
Zittau vermag in glück-
licher Form den Einflug
„Einfallender Gänse“ auf
das schillernde Wasser
mit temperamentvoller
Beweglichkeit zu schil-
dern. Zu diesen beiden
Kennern der Vogelwelt
gesellt sich auch M. M.
Kiefer, der in seinem
Kolossal-Gemälde „Stein-
adler“, diesem König der
Vögel inmitten starrer
Felsenwelt etwas unnach-
ahmlich Beherrschendes
und Würdevolles verleiht.
Malerisch von bunt-
farbiger Freude erfüllt,
zum Teil dekorativ, zum
Teil auch schlicht, wie
eben erst flüchtig aus der
Hand in ein Glas gestellt,
sehen wir verschiedene
Blumenstücke, so von
Bruno F 1 a s h a r, Josef
Burger, Miler-Dif-
1 o und Toni Ro t h.
Den neuen großen Saal
der Plastik beherrscht
JosefThorak mit sei-
nen gewaltigen Arbeiten.
Der Besucher ist überrascht von der Gestal-
tungskraft dieses Künstlers, der in immer wie-
der neuen Motiven die Eigenwilligkeit seiner
starken Persönlichkeit zum Ausdruck bringt.
Es gelingt ihm mit verblüffender Selbstverständ-
lichkeit, das tote Material durch Form und Inhalt
seiner Gestaltungskraft so zu beleben, daß wir
sowohl in die Gedankenwelt eines „Kopernikus,,
oder „Paracelsus“ gezwungen werden, als auch
in Andacht uns vor dem „Königlichen. Reiter“,
dem er das Geniehafte des großen Fritz verleiht,
beugen müssen. FritzKlimschist mit zwei
Brunnengruppen vertreten, in denen sich wieder
sein hohes Künstlertum erweist. Sehr lebens-
wahr und natürlich sind die verschiedenen
Büsten Arno Brekers. Kurt Schmid-
Ehmen hat diesmal ein Thema der Arbeit
gewählt und verknüpft in seinem „Pflasterer“
die Kraft des Handarbeiters, der erdgebunden,
fast liebevoll und ernst das Material, das ihm
dient, in seiner schwieligen Hand wägt, ehe er
es mit dem Hammer beschlägt. Ins Kriegs-
geschehnis führt uns der „Aufstürmende Grena-
dier“ Bernd Hartman n-W iedenbrücks,
der in kühn gewagter Haltung modelliert, auf
den Beschauer loszuspringen scheint. Es ist
selbstverständlich, daß Georg Kolbe und Josef
W a c k e r 1 e uns entzücken, und daß unser
Auge gerne auf den Plastiken von F a Her-
rn e i e r , Elmar Dietz, Fritz Kölle und
Robert U 11 m a n n , mit seiner horizontal sich
aufreckenden Brunnengruppe „Die Morgen-
röte“, verweilt.
In den verschiedenen Vitrinen der oberen
Säle finden die Besucher eine große Anzahl
entzückender Kleinplastiken in Porzellan, Terra-
kotta und anderen Materialien, so von Marcell
Klein einen graziösen „Flötenspieler“, lustige
Tierplastiken in Bronze und Zink von Dorothea
Kirchner-Moldenhauer, zwei Porzel-
lan-Vögel „Kakadu“ und „Bussard“ von Hugo
M c i s e 1. Außerdem erfreuen in diesen Räu-
men eine große Anzahl Aquarelle und Radie-
rungen, die in ihrer feinen Zeichnung und duf-
tigen Maltechnik das Können ihrer Schöpfer
verraten.
Bereits haben schon Tausende die große
Kunstausstellung besucht und eine stattliche
Anzahl Werke haben ihre Käufer gefunden. So
ist es wohl nicht zu viel behauptet, wenn auch
diese vierte Kriegskunstschau im Haus der
Deutschen Kunst einer, vollen Erfolg aufweiser
wird. Hans Jenser
Das Wiener Stadtbild
Das Wiener Künstlerhaus zeigt gegenwärtig
eine dreiteilige Ausstellung: „Das Wiener Stadt-
bild“, die allgemeine Frühjahrsausstellung und
die Meisterpreisträger 1943. Den Mittelpunkt
der Ausstellung bildet „Das Wiener Stadtbild“.
Zahlreiche Gemälde zeigen sowohl die inter-
essantesten Motive aus der Stadt selbst als
auch aus ihrer Umgebung. Besonders beachtens-
wert ist diese Schau dadurch, daß gleiche Mo-
tive, etwa das Belvedere, der Stefansdom usw.
von verschiedenen Malern in verschiedener
künstlerischer Auffassung gezeigt sind. Die
Ausstellung bietet zugleich eine gute Einsicht
in das architekturmalerische Vermögen der
Wiener Künstler. Der allgemeine Teil, Land-
schaften, Bildnisse und Stilleben, weist das hier
gewohnte Niveau ungebrochen auf. Die Me-
daillenschau ist deshalb erwähnenswert, weil
Bildhauer und Medailleure aus allen Gauen
Deutschlands vertreten und die einzelnen Rich-
tungen und Schulen klar differenzierbar sind.
Die Meisterpreisträger sind der Bildhauer Josef
Müllner, Professor an der Akademie in Wien,
der die Tradition der Wiener Bildhauer würdig
fortsetzt, der Graphiker Svitbert Lobisser,
Klagenfurt, der sich durch seine Holzschnitte
einen allgemeinen Ruf erwarb und der Maler
Rudolf Bacher.
Kollektivausstellung Fronius
Die Galerie Welz, Wien, zeigte eine
Kollektivschau des Graphikers und Malers
Fronius. Fronius, der zurückgezogen in der
Untersteiermark lebt (gegenwärtig bei der
Wehrmacht), ist eine ausgesprochen graphische
Begabung, die sich besonders in der Buch-
illustration bewährt. Gute Einfühlungsgabe, ein
sicheres zeichnerisches Können und hohe
Charakterisierungsfähigkeit sind seine vorzüg-
lichen Eigenschaften. Holzschnitte mit starker
innerer Lebendigkeit und eigenwilliger Linien-
führung und Aquarelle, die die weite Landschaft
seines Wohnsitzes in breiter malerischer Be-
handlung zeigen, vervollständigen das künst-
lerische Bild des Malers.
Bernd Hartmann-Wiedenbrück:
Aufstürmender Grenadier
Große Deutsche Kunstausstellung, München
Gemälde
bedeutender Künstler
aus älterer und neuerer
Zeit
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DIE W ELT KUNST
Jahrg. XVII, Nr. 27/30 vom 20. Juli 1943
Josef Hengge : Frauenbildnis mit Krug
Große Deutsche Kunstausstellung, München
Anton Lutz und die Genrebilder von Engel-
hardt, bei denen besonders die durch eigen-
artige Farbgebung betonte, kokette Grazie in
den Bewegungen der Figuren gefällt, ferner
Flierl mit den jugendlichen „Reitern im Fluß“
und dem grandiosen Kolossal-Gemälde „Ikarus“
von Herbert Kampf, nicht zu vergessen Wolf
T h a 1 e r mit den „Kirchgängern am Sonntag“.
Große Vornehmheit spricht aus den Werken
Schuster-Woldans, der mit 5 Porträts
vertreten ist. Unter den figuralen Kompositionen
hinterläßt das Werk „Abwehr ostischer Ein-
fälle“ von Ferd. S t a e g e r einen bleibenden
Eindruck.
Franz-Xaver Stahl und .1. Paul Jung-
hans führen den Beschauer mit Meisterhand
und großer Naturliebe zur Tierseele hin. Aus-
gezeichnet deutet Karl-Ewald Olszewski in
seinem Gemälde „Höcker-
schwäne über dem Haff-
winkel“ auf seine univer-
selle Beobachtungsgabe,
die er künstlerisch mit
der eintönig, doch immer
lebendigen Landschaft des
Nordens zu verbinden ver-
steht. Auch Schramm-
Zittau vermag in glück-
licher Form den Einflug
„Einfallender Gänse“ auf
das schillernde Wasser
mit temperamentvoller
Beweglichkeit zu schil-
dern. Zu diesen beiden
Kennern der Vogelwelt
gesellt sich auch M. M.
Kiefer, der in seinem
Kolossal-Gemälde „Stein-
adler“, diesem König der
Vögel inmitten starrer
Felsenwelt etwas unnach-
ahmlich Beherrschendes
und Würdevolles verleiht.
Malerisch von bunt-
farbiger Freude erfüllt,
zum Teil dekorativ, zum
Teil auch schlicht, wie
eben erst flüchtig aus der
Hand in ein Glas gestellt,
sehen wir verschiedene
Blumenstücke, so von
Bruno F 1 a s h a r, Josef
Burger, Miler-Dif-
1 o und Toni Ro t h.
Den neuen großen Saal
der Plastik beherrscht
JosefThorak mit sei-
nen gewaltigen Arbeiten.
Der Besucher ist überrascht von der Gestal-
tungskraft dieses Künstlers, der in immer wie-
der neuen Motiven die Eigenwilligkeit seiner
starken Persönlichkeit zum Ausdruck bringt.
Es gelingt ihm mit verblüffender Selbstverständ-
lichkeit, das tote Material durch Form und Inhalt
seiner Gestaltungskraft so zu beleben, daß wir
sowohl in die Gedankenwelt eines „Kopernikus,,
oder „Paracelsus“ gezwungen werden, als auch
in Andacht uns vor dem „Königlichen. Reiter“,
dem er das Geniehafte des großen Fritz verleiht,
beugen müssen. FritzKlimschist mit zwei
Brunnengruppen vertreten, in denen sich wieder
sein hohes Künstlertum erweist. Sehr lebens-
wahr und natürlich sind die verschiedenen
Büsten Arno Brekers. Kurt Schmid-
Ehmen hat diesmal ein Thema der Arbeit
gewählt und verknüpft in seinem „Pflasterer“
die Kraft des Handarbeiters, der erdgebunden,
fast liebevoll und ernst das Material, das ihm
dient, in seiner schwieligen Hand wägt, ehe er
es mit dem Hammer beschlägt. Ins Kriegs-
geschehnis führt uns der „Aufstürmende Grena-
dier“ Bernd Hartman n-W iedenbrücks,
der in kühn gewagter Haltung modelliert, auf
den Beschauer loszuspringen scheint. Es ist
selbstverständlich, daß Georg Kolbe und Josef
W a c k e r 1 e uns entzücken, und daß unser
Auge gerne auf den Plastiken von F a Her-
rn e i e r , Elmar Dietz, Fritz Kölle und
Robert U 11 m a n n , mit seiner horizontal sich
aufreckenden Brunnengruppe „Die Morgen-
röte“, verweilt.
In den verschiedenen Vitrinen der oberen
Säle finden die Besucher eine große Anzahl
entzückender Kleinplastiken in Porzellan, Terra-
kotta und anderen Materialien, so von Marcell
Klein einen graziösen „Flötenspieler“, lustige
Tierplastiken in Bronze und Zink von Dorothea
Kirchner-Moldenhauer, zwei Porzel-
lan-Vögel „Kakadu“ und „Bussard“ von Hugo
M c i s e 1. Außerdem erfreuen in diesen Räu-
men eine große Anzahl Aquarelle und Radie-
rungen, die in ihrer feinen Zeichnung und duf-
tigen Maltechnik das Können ihrer Schöpfer
verraten.
Bereits haben schon Tausende die große
Kunstausstellung besucht und eine stattliche
Anzahl Werke haben ihre Käufer gefunden. So
ist es wohl nicht zu viel behauptet, wenn auch
diese vierte Kriegskunstschau im Haus der
Deutschen Kunst einer, vollen Erfolg aufweiser
wird. Hans Jenser
Das Wiener Stadtbild
Das Wiener Künstlerhaus zeigt gegenwärtig
eine dreiteilige Ausstellung: „Das Wiener Stadt-
bild“, die allgemeine Frühjahrsausstellung und
die Meisterpreisträger 1943. Den Mittelpunkt
der Ausstellung bildet „Das Wiener Stadtbild“.
Zahlreiche Gemälde zeigen sowohl die inter-
essantesten Motive aus der Stadt selbst als
auch aus ihrer Umgebung. Besonders beachtens-
wert ist diese Schau dadurch, daß gleiche Mo-
tive, etwa das Belvedere, der Stefansdom usw.
von verschiedenen Malern in verschiedener
künstlerischer Auffassung gezeigt sind. Die
Ausstellung bietet zugleich eine gute Einsicht
in das architekturmalerische Vermögen der
Wiener Künstler. Der allgemeine Teil, Land-
schaften, Bildnisse und Stilleben, weist das hier
gewohnte Niveau ungebrochen auf. Die Me-
daillenschau ist deshalb erwähnenswert, weil
Bildhauer und Medailleure aus allen Gauen
Deutschlands vertreten und die einzelnen Rich-
tungen und Schulen klar differenzierbar sind.
Die Meisterpreisträger sind der Bildhauer Josef
Müllner, Professor an der Akademie in Wien,
der die Tradition der Wiener Bildhauer würdig
fortsetzt, der Graphiker Svitbert Lobisser,
Klagenfurt, der sich durch seine Holzschnitte
einen allgemeinen Ruf erwarb und der Maler
Rudolf Bacher.
Kollektivausstellung Fronius
Die Galerie Welz, Wien, zeigte eine
Kollektivschau des Graphikers und Malers
Fronius. Fronius, der zurückgezogen in der
Untersteiermark lebt (gegenwärtig bei der
Wehrmacht), ist eine ausgesprochen graphische
Begabung, die sich besonders in der Buch-
illustration bewährt. Gute Einfühlungsgabe, ein
sicheres zeichnerisches Können und hohe
Charakterisierungsfähigkeit sind seine vorzüg-
lichen Eigenschaften. Holzschnitte mit starker
innerer Lebendigkeit und eigenwilliger Linien-
führung und Aquarelle, die die weite Landschaft
seines Wohnsitzes in breiter malerischer Be-
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lerische Bild des Malers.
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Aufstürmender Grenadier
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