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ihn als einen einheitlichen zu fassen. Anfang und Ende sehen
sich wenig gleich. Man hat Mühe, die durchgehenden Züge zu
erkennen. Schon Burckhardt bemerkt, dass die geschichtliche
Darstellung mit Bernini eigentlich einen neuen Abschnitt müsste
anfangen lassen. Es ist das ungefähr das Jahr 1630. Der Barock
in seinem Beginn ist schwer, massig, gebunden, ernst; dann hebt
sich der Druck allmählich, der Stil wird leichter, fröhlicher und
der Schluss -ist die spielende Auflösung aller tectonischen Formen,
die wir als Rococo bezeichnen.
Unsere Absicht geht nicht auf eine Beschreibung dieser
ganzen Entwicklung, sondern auf eine Begreifung des Ursprungs:
was wird aus der Renaissance ? Wir beschäftigen uns daher
lediglich mit der ersten Periode (bis 1630). Den Beginn dieser
Periode setze ich unmittelbar nach der Hochrenaissance. Eine sog.
„Spätrenaissance" kann ich für Rom nicht anerkennen, ich kenne
nur verspätete Renaissancisten, denen zu Liebe man aber keinen
eignen Stilabschnitt einrichten kann. Die Hochrenaissance verläuft
nicht in einer spezifisch unterschiedenen Spätkunst, sondern vom
Höhepunkt führt der Weg unmittelbar in den Barock hinein. Wo
sich, ein Neues zeigt, da ist es ein Symptom des kommenden
Barockstiles.
Die Rechtfertigung dieses Satzes kann hier nicht gegeben
werden : sie bleibt der Formanalyse aufbehalten. Diese muss zeigen,
welcher Komplex von Symptomen den Barock konstituirt, und erst
danach lässt sich entscheiden, wo er beginnt.
Als Ausgangspunkt aber bleibt unverrückbar jene Gruppe
von Werken, die die Bewunderung der Nachwelt seit langem als
die Schöpfungen der goldenen Zeit bezeichnete. Die Höhe ist nur
ein ganz schmaler Grat. Nach dem Jahre 1520 ist wohl kein
einziges ganz' reines Werk mehr entstanden. Schon stellen sich die
Vorboten des neuen Stiles ein; hier, dort; sie werden häufiger, sie
gewinnen die Uebermacht, reissen das Ganze mit sich: der Barock
ist geworden. Will man für den fertigen Stil ungefähr das Jahr
1 580 annehmen, so ist dagegen nichts einzuwenden.
4. Die Meister. Es ist die Aufgabe der Künstlergeschichte,
den ganzen Reichthum der schaffenden Kräfte aufzuzählen und den
Individualitäten im Einzelnen nachzugehen; die Stilgeschichte be-
schäftigt sich nur mit den grossen, den eigentlich stilmachenden
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ihn als einen einheitlichen zu fassen. Anfang und Ende sehen
sich wenig gleich. Man hat Mühe, die durchgehenden Züge zu
erkennen. Schon Burckhardt bemerkt, dass die geschichtliche
Darstellung mit Bernini eigentlich einen neuen Abschnitt müsste
anfangen lassen. Es ist das ungefähr das Jahr 1630. Der Barock
in seinem Beginn ist schwer, massig, gebunden, ernst; dann hebt
sich der Druck allmählich, der Stil wird leichter, fröhlicher und
der Schluss -ist die spielende Auflösung aller tectonischen Formen,
die wir als Rococo bezeichnen.
Unsere Absicht geht nicht auf eine Beschreibung dieser
ganzen Entwicklung, sondern auf eine Begreifung des Ursprungs:
was wird aus der Renaissance ? Wir beschäftigen uns daher
lediglich mit der ersten Periode (bis 1630). Den Beginn dieser
Periode setze ich unmittelbar nach der Hochrenaissance. Eine sog.
„Spätrenaissance" kann ich für Rom nicht anerkennen, ich kenne
nur verspätete Renaissancisten, denen zu Liebe man aber keinen
eignen Stilabschnitt einrichten kann. Die Hochrenaissance verläuft
nicht in einer spezifisch unterschiedenen Spätkunst, sondern vom
Höhepunkt führt der Weg unmittelbar in den Barock hinein. Wo
sich, ein Neues zeigt, da ist es ein Symptom des kommenden
Barockstiles.
Die Rechtfertigung dieses Satzes kann hier nicht gegeben
werden : sie bleibt der Formanalyse aufbehalten. Diese muss zeigen,
welcher Komplex von Symptomen den Barock konstituirt, und erst
danach lässt sich entscheiden, wo er beginnt.
Als Ausgangspunkt aber bleibt unverrückbar jene Gruppe
von Werken, die die Bewunderung der Nachwelt seit langem als
die Schöpfungen der goldenen Zeit bezeichnete. Die Höhe ist nur
ein ganz schmaler Grat. Nach dem Jahre 1520 ist wohl kein
einziges ganz' reines Werk mehr entstanden. Schon stellen sich die
Vorboten des neuen Stiles ein; hier, dort; sie werden häufiger, sie
gewinnen die Uebermacht, reissen das Ganze mit sich: der Barock
ist geworden. Will man für den fertigen Stil ungefähr das Jahr
1 580 annehmen, so ist dagegen nichts einzuwenden.
4. Die Meister. Es ist die Aufgabe der Künstlergeschichte,
den ganzen Reichthum der schaffenden Kräfte aufzuzählen und den
Individualitäten im Einzelnen nachzugehen; die Stilgeschichte be-
schäftigt sich nur mit den grossen, den eigentlich stilmachenden
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