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genossen aufs Höchste bewunderten und zu den Scherzen, die sich
der Gutsherr mit harmlosen Besuchern erlaubte, indem er sie un-
versehens von einem Wasserstrahl durchnässt werden Hess.
Der Barock liebt das Starktönende. Fast alle grossen Wasser-
anlagea sind mit Schallwerken verbunden. Am berühmtesten
waren die Tonkünste im teatro der Villa Aldobrandini. Eine
Beschreibung giebt Keissler i): Ein Löwe und eine Tigerin kämpfen
miteinander und diese ahmt mit dem Wasserspritzen aus Nase und
Rachen das Pfuchzen einer erzürnten Katze sehr natürlich nach.
Der Wasserstrahl in der Mitte verursacht einen solchen Lärm,
als wenn Granaten und Luftkugeln geworfen würden; ein Centaur
bläst auf dem Hörn, dass man's vier Meilen weit hört u. s. w.
Die Wasserscherze spielen auf den zeitgenössischen Abbildungen
eine sehr grosse Rolle: man zeichnet keinen Garten, ohne ein
paar Menschen mitzugeben, die jählings vom Wasser überfallen
werden. Man hatte sich namentlich vorzusehen, wenn man sich
setzen, oder einen Gatter aufmachen, die Treppe hinaufsteigen
wollte u. s. w. Besonders schlimm scheint in dieser Beziehung
Villa Conti gewesen zu sein2).
10. Um diesen ganzen Gartenstil zu verstehen, ist es nöthig,
sich klar zu machen, dass der Villen-Park jener Zeit immer auf
eine grosse prächtige Gesellschaft berechnet ist.
Man lässt sich nicht gehen in dieser Umgebung, der streng-
stilisirte Garten erfordert Haltung und Würde; man durchschlendert
nicht diese Wege, sondern man durchwandelt sie, womöglich mit
grossem Aufzug, mit Damen und Pferden und Wagen. Man darf
etwa auch an die fetes galantes denken, wie sie später gemalt
worden sind.
Den directen Gegensatz zu diesem italienischen Park bildet
der nordisch-moderne Garten, der die Natur ohne Umgestaltung
geben will. Ich meine nicht den affectirten englisch-chinesischen
!) Keissler, neueste Reisen. 1751. I. 696.
2) Vgl. Keissler a. a. O. I. 686. Ein Beispiel in grösserem Stil
aus Poggio reale bei Neapel erzählt Serlio (lib. III. 121). Wenn der
König gut aufgelegt war, so setzte er die Herren und Damen der
Gesellschaft mit einem Druck unter Wasser, e cosi ad un tratto, quando
pareva al re, faceva rimanere quel luogo asciutto ne vi mancavano
vestimenti diversi per rivestirsi etc. O delitie Italiane, fügt Serlio bei,
come per la discordia vostra siete estinte.
genossen aufs Höchste bewunderten und zu den Scherzen, die sich
der Gutsherr mit harmlosen Besuchern erlaubte, indem er sie un-
versehens von einem Wasserstrahl durchnässt werden Hess.
Der Barock liebt das Starktönende. Fast alle grossen Wasser-
anlagea sind mit Schallwerken verbunden. Am berühmtesten
waren die Tonkünste im teatro der Villa Aldobrandini. Eine
Beschreibung giebt Keissler i): Ein Löwe und eine Tigerin kämpfen
miteinander und diese ahmt mit dem Wasserspritzen aus Nase und
Rachen das Pfuchzen einer erzürnten Katze sehr natürlich nach.
Der Wasserstrahl in der Mitte verursacht einen solchen Lärm,
als wenn Granaten und Luftkugeln geworfen würden; ein Centaur
bläst auf dem Hörn, dass man's vier Meilen weit hört u. s. w.
Die Wasserscherze spielen auf den zeitgenössischen Abbildungen
eine sehr grosse Rolle: man zeichnet keinen Garten, ohne ein
paar Menschen mitzugeben, die jählings vom Wasser überfallen
werden. Man hatte sich namentlich vorzusehen, wenn man sich
setzen, oder einen Gatter aufmachen, die Treppe hinaufsteigen
wollte u. s. w. Besonders schlimm scheint in dieser Beziehung
Villa Conti gewesen zu sein2).
10. Um diesen ganzen Gartenstil zu verstehen, ist es nöthig,
sich klar zu machen, dass der Villen-Park jener Zeit immer auf
eine grosse prächtige Gesellschaft berechnet ist.
Man lässt sich nicht gehen in dieser Umgebung, der streng-
stilisirte Garten erfordert Haltung und Würde; man durchschlendert
nicht diese Wege, sondern man durchwandelt sie, womöglich mit
grossem Aufzug, mit Damen und Pferden und Wagen. Man darf
etwa auch an die fetes galantes denken, wie sie später gemalt
worden sind.
Den directen Gegensatz zu diesem italienischen Park bildet
der nordisch-moderne Garten, der die Natur ohne Umgestaltung
geben will. Ich meine nicht den affectirten englisch-chinesischen
!) Keissler, neueste Reisen. 1751. I. 696.
2) Vgl. Keissler a. a. O. I. 686. Ein Beispiel in grösserem Stil
aus Poggio reale bei Neapel erzählt Serlio (lib. III. 121). Wenn der
König gut aufgelegt war, so setzte er die Herren und Damen der
Gesellschaft mit einem Druck unter Wasser, e cosi ad un tratto, quando
pareva al re, faceva rimanere quel luogo asciutto ne vi mancavano
vestimenti diversi per rivestirsi etc. O delitie Italiane, fügt Serlio bei,
come per la discordia vostra siete estinte.