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Wölfflin, Heinrich; Dürer, Albrecht [Ill.]
Die Kunst Albrecht Dürers — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.27918#0014
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VI

Die Xunst Klbrecht Dürers

das bloße Handwerk noch nicht ausgebildet. Mit gerualtigem 5Irafteinsatz hat
er dann der Kunst die neue Art des Darstellens errungen, hat die Gotik in
den „Renaissancestil" hinübergeführt und hat den Menschentypus der Refor-
rnationszeit geschassen: es ist Großes, rvas er getan hat, nber vielleicht liegt
das Größere in dern, rvas er dabei überwunden hat. Die Resultate seines Lebens
sind knurn so interessant rvie der Weg, auf dem er sie gewann.

Mit den italienischen Meistern des klassischen Zeitalters kann man ihn nicht
unmittelbar vergleichen, weil er in ganz andere Prämissen hineingeboren wurde,
aber am Ende chat er sich doch mit ihnen getrossen. Es ist die Tragik seines
Lebens, daß es am Ende war. Zur vollen Klarheit und Reise ist er erst
gelangt, als sein Blut schon ansing zu erkalten. Er selbst hat sich bei der
Meinung beschieden, der Bahnbrecher einer neuen Kunst zu sein, nicht der
Vollender.

Berlin, im Herbst 1905

Heinrich Wölfflin
 
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