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ITALIEN UND WIR

Kaisers Maximilian (1515), so bleibt auch da noch, trotz der ins
Klarere geschichteten Form, für den Eindruck entscheidend, wie
wenig sich die Zeichnung in der Fläche festlegt.

Die spätgotische Architektur liefert in Portal- und Gewölbebil-
dungen zum selben Tatbestand Beispiele höherer Ordnung. Aber
auch in den bloßen Flachschnitzereien von Schränken*, Truhen,
Tischen ist es immer auf Überschneidungen und Verdeckungen der
Ranken abgesehen und mit diesem Tiefenreiz, an den das Auge ge-
wöhnt war, hatte das neue Ornament der betonten Fläche sich aus-
einanderzusetzen.

Und wenn nun auch in der Tat eine neue Empfänglichkeit für
Flächenschönheit zur Psychologie der großen Generation gehört und
damit einem italienisierenden Geschmack der Boden bereitet ist, so
wird man angesichts der Bilderrahmungen und der Altarschreine,
wie sie bei Baldung und Grünewald, im Talheimer* und Moosburger*
Altar sich finden, doch in erster Linie an den Zusammenhang mit
Schongauerschem Ornamentgefühl und nicht an italienische Deko-
ration sich erinnert fühlen.
 
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