Italienische Gemälde des XVI. Jahrhunderts
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cimento, Milano 1891, p. 146. — Fritz Harck im Arch. stor. dell'arte
IV 1891 p. 84: „Nella testa di Lucrezia si manifesta tutto il sentimento
della bellezza proprio al Sodoma." — Robert H. Hobart Cust, Giovanni
Antonio Bazzi, London 1906, S. 357.
Vasari nennt zwei Lucrezien, die Sodoma gemalt: Ed. Milanesi VI
p. 387 und VI p. 396—397. Als die erstere gilt oder galt das Bild
der Kestnerschen Sammlung in Hannover. Die zweite beschreibt Vasari
mit folgenden Worten: ,,ed una tela che fece per Assuero Rettori da San
Martino, nella quäle e una Lucrezia Romana che si ferisce, mentre e
tenuta dal padre e dal marito: fatti con belle attitudini e bella grazia di
teste." Diese Beschreibung stimmt offenbar mit unserem Bilde überein,
nur sagt Vasari, dass das Bild auf Leinwand gemalt sei, wogegen das
unsere auf Holz gemalt ist. Daher ist Frizzoni a. a. 0. eher geneigt, die
Lucrezia des Sodoma in der Turiner Galerie (N. 376) für das von Vasari
a. a. 0. beschriebene Exemplar zu halten. Doch ist dieses, wie mir die
Direktion der Turiner Pinakothek gütigst bestätigt, ebenfalls auf Holz gemalt.
Vasari verwechselte bekanntlich manchmal (auch bei seiner Besprechung
der Sixtinischen Madonna) „tavola" (Holz) und „tela" (Leinwand). Vasaris
Beschreibung aber stimmt besser zu unserem Bilde, als zu dem Turiner,
das drei Personen hinter Lucrezia zeigt. — Jedenfalls ist unser Bild
ein von allen Kennern anerkanntes bedeutendes Werk der späteren Zeit
Sodomas.
Abbildung in Nöhrings Sammlung Weber, Lübeck um 1898. —
In R. Dührkoops Galerie Weber I (Hamburg 1907).
Schule des
Tiziano Vecelli da Cadore
Geboren zu Pieve di Cadore 1477 — nach neueren, vielleicht
richtigen Ansichten (Herbert Coole) aber erst 1489 — ; ge-
storben zu Venedig den 27. August 1576. Schüler Giovanni
Bellinis, in seiner Jugend Genosse Giorgiones. Er lebte haupt-
sächlich in Venedig, arbeitete jedoch vorübergehend 1511 zu
Padua, 1545—1546 in Rom; 1548, sowie 1550—1551 in
Augsburg.
Wald- und Berglandschaft. Rechts drei mächtige braune III
Laubbaumgruppen an einem Abhang, der vorn in jähen Felsen (388)
abstürzt. Ein Wasserfall schäumt über die Felsen durch die ,
Schlucht. Links im Mittelgründe ragt aus dem Tale über
dunklen Wipfeln eine stattliche Burg empor, und hohe blaue
Berggipfel begrenzen unter oben blauem, leicht bewölktem,
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cimento, Milano 1891, p. 146. — Fritz Harck im Arch. stor. dell'arte
IV 1891 p. 84: „Nella testa di Lucrezia si manifesta tutto il sentimento
della bellezza proprio al Sodoma." — Robert H. Hobart Cust, Giovanni
Antonio Bazzi, London 1906, S. 357.
Vasari nennt zwei Lucrezien, die Sodoma gemalt: Ed. Milanesi VI
p. 387 und VI p. 396—397. Als die erstere gilt oder galt das Bild
der Kestnerschen Sammlung in Hannover. Die zweite beschreibt Vasari
mit folgenden Worten: ,,ed una tela che fece per Assuero Rettori da San
Martino, nella quäle e una Lucrezia Romana che si ferisce, mentre e
tenuta dal padre e dal marito: fatti con belle attitudini e bella grazia di
teste." Diese Beschreibung stimmt offenbar mit unserem Bilde überein,
nur sagt Vasari, dass das Bild auf Leinwand gemalt sei, wogegen das
unsere auf Holz gemalt ist. Daher ist Frizzoni a. a. 0. eher geneigt, die
Lucrezia des Sodoma in der Turiner Galerie (N. 376) für das von Vasari
a. a. 0. beschriebene Exemplar zu halten. Doch ist dieses, wie mir die
Direktion der Turiner Pinakothek gütigst bestätigt, ebenfalls auf Holz gemalt.
Vasari verwechselte bekanntlich manchmal (auch bei seiner Besprechung
der Sixtinischen Madonna) „tavola" (Holz) und „tela" (Leinwand). Vasaris
Beschreibung aber stimmt besser zu unserem Bilde, als zu dem Turiner,
das drei Personen hinter Lucrezia zeigt. — Jedenfalls ist unser Bild
ein von allen Kennern anerkanntes bedeutendes Werk der späteren Zeit
Sodomas.
Abbildung in Nöhrings Sammlung Weber, Lübeck um 1898. —
In R. Dührkoops Galerie Weber I (Hamburg 1907).
Schule des
Tiziano Vecelli da Cadore
Geboren zu Pieve di Cadore 1477 — nach neueren, vielleicht
richtigen Ansichten (Herbert Coole) aber erst 1489 — ; ge-
storben zu Venedig den 27. August 1576. Schüler Giovanni
Bellinis, in seiner Jugend Genosse Giorgiones. Er lebte haupt-
sächlich in Venedig, arbeitete jedoch vorübergehend 1511 zu
Padua, 1545—1546 in Rom; 1548, sowie 1550—1551 in
Augsburg.
Wald- und Berglandschaft. Rechts drei mächtige braune III
Laubbaumgruppen an einem Abhang, der vorn in jähen Felsen (388)
abstürzt. Ein Wasserfall schäumt über die Felsen durch die ,
Schlucht. Links im Mittelgründe ragt aus dem Tale über
dunklen Wipfeln eine stattliche Burg empor, und hohe blaue
Berggipfel begrenzen unter oben blauem, leicht bewölktem,