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Woermann, Karl
Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker (5. Band): Die Kunst der mittleren Neuzeit von 1550 bis 1750 (Barock und Rokoko) — Leipzig, Wien: Bibliographisches Institut, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.67364#0367
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Die Haarlemer Malerei von 1600 bis 1650. Salomon de Bral). Cesar van Everdingen. Z01

Meistern, die beteiligt waren, haben wir den Utrechter Gerard van Honthorst (S. 294) bereits
kennengelernt. Die meisten der übrigen Maler, die im Huis ten Bosch ihre Knust zeigen
sollten, stammten aus Haarlem oder hielten sich doch zur Zeit ihrer Berufung in Haarlem
auf. Außer Pieter de Grebber gehört zunächst Pieter Soutman, der berühmte Rubens-
stecher, hierher, der 1580 in Haarlem geboren wurde und hier auch 1657 starb, seiner Richtung
nach aber als Rubensschüler erscheint. Dies gilt auch von seinem leicht und flüssig hin-
gesetzten sinnbildlichen Deckenbild im Huis ten Bosch, wogegen seine beiden Schützenstücke von
1642 und 1644 in Haarlem nichts Antwerpeuerisches haben, sondern in ihrer freien An-
ordnung und grauschattigen Tonung mehr oder weniger selbständig neben denen des großen
Frans Hals stehen, die wir kennenlernen werden. Hierher gehört auch Salomon de Bray,

der 1597 in Amsterdam ge-
boren war, aber schon jung
nach Haarlem kam, wo er
Schüler Hendrik Goltzius'
und .Cornelis Cornelisz'
wurde und 1664 starb. Er
war auch als Baumeister
tätig. Sein malerisches
Hauptwerk ist aber seiue
Darstellung der
Lnti'äo" (1651) im Huis
ten Bosch (jetzt im Maurits-
huis im Haag). Es ist das
„monumentalste" aller hier
gemalten Wandgemälde,
klar und bestimmt in der
Anordnung,warm im Ton.
Wie anmutig und liebens-
würdig die vorausschreiten-

Abb. 141. Der Quacksalber. Gemälde von Pieter van Laer im Museum zu Kassel.


den flöteblaseuden Knaben, wie kräftig und keck die ihnen folgenden Fahnenträger zu Pferde!
Endlich sei Cesar van Everdingen von Alkmaar (1606—78) in diesem Zusammenhang
genannt, der als angeblicher oder wirklicher Schüler Jan van Bronckhorsts (S. 296) eigentlich
zu dem verwandten Utrechter Schulkreise gehört, aber doch 1648—56 in Haarlem wirkte und

von hier aus als Mitarbeiter ins Huis ten Bosch berufen wurde, wo er die vier Musen, aber
auch die plastisch gezeichnete halb sinnbildlich dargestellte „Geburt des Prinzen Friedrich Hein-
rich" ausführte. Der Einfluß der Haarlemer „Akademie" der Goltzius, Cornelisz und van
Mander ist auch in seinen Schöpfungen bemerkbar, von denen das Dresdener Bild „Bacchus
mit zwei Nymphen" die akademische Richtung mit einer gewissen Anmut zur Scharr trägt.
Airdere Haarlemer Meister dieser Gesamtrichtung, die das halbstädtische oder ländliche
Leben des Volkes und seiner Tierwelt im Freien darzustellen unternahmen, holten sich nicht
sowohl ihren Stil, der nur hier und da von dem italienischen berührt wurde, als ihre Vor-
wurfe, ihre Gestalten aus dem Volk und deren städtische oder landschaftliche Umgebung aus
Italien und wirkten ihrerseits auf die italienische Kunst zurück. An der Spitze dieser Meister
steht der Haarlemer Pieter van Laer (1582—1642), der seine Kunst nach Rom trug.
 
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