III. 26
allgemeinen Photogrammetrie (vergl. das vorhergehende Kapitel dieses
Werkes), und es sollen daher weiterhin nur einige instrumentelle Fragen
gestreift werden. Ferner bietet der Ballon gute Gelegenheit, meteoro-
logische Vorgänge zu photographieren, und er ist hierzu in den letzten
Jahren vielfach benutzt worden. Die Nähe der Wolken, günstige Be-
leuchtung und Perspektive geben zu manchen interessanten Forschungen
Anlaß. Es sei nur auf ein Problem hingewiesen: die Frage, ob Fluß-
läufe und Seen zuweilen Furchen oder Lücken in der darüber schweben-
den Wolkendecke hervorrufen, ist im wesentlichen durch die Photo-
graphie gefördert worden, indem sich in einzelnen Fällen tatsächlich in
Ballonaufnahmen solche Furchenbildungen nachweisen ließen.3) Zu
weiteren Aufschlüssen darüber, warum sich diese Erscheinung nur zeit-
weilig zeigt und wie sie überhaupt zu erklären ist, wird auch fernerhin
die Ballonphotographie heranzuziehen sein.
Schließlich ist noch der großen Schar von Amateuren zu gedenken,
die vom Ballon aus Landschaftsbilder — zum Teil von nicht zu unter-
schätzender geographischer oder geologischer Bedeutung — in unzähliger
Menge aufnehmen. Auf den Wert der Ballonphotographie für den geo-
graphischen Unterricht oder als Dokumente für die Landesgeschichte
(Siedelungsgeschichte) ist wiederholt hingewiesen worden.
Trotz der vielfachen Anwendung ist die Literatur über Ballon-
photographie verhältnismäßig klein. Erst in jüngster Zeit hat Miethe
eine erschöpfende Darstellung in seinem Buche „Photographische Auf-
nahmen vom Ballon aus" 4) gegeben. Wesentlich kürzer hat Miethe den
gleichen Gegenstand in Moedebeck's Taschenbuch für Flugtechniker und
Luftschiffer (Dritte Auflage, Berlin, M. Krayn 1911) behandelt. Das-
selbe Werk enthält auch einen kurzen Abschnitt über Ballonphotogram-
nietrie, verfaßt von W. Kutta-Jena. In allgemeinen aeronautischen
Handbüchern ist die Photographie am eingehendsten von A. Hilde-
brandt in „Die Luftschiffahrt" 5) berücksichtigt. Hier finden sich u. a.
Kapitel über photographisches Material, Lehre und Auswertung von
Photogranimen, Photographieren mit Apparaten, die durch Drachen und
Brieftauben hochgeführt werden.
Technik der Aufnahmen. Die Schwierigkeiten, welche die Ballon-
photographie bietet, sind zum Teil ähnliche wie bei Wolkenaufnahmen.
(Vergl. den Abschnitt „Meteorologie" im ersten Teile dieses Werkes.)
Die zwischen Objekt und Kamera liegende Luftschicht, deren Dicke in
der Regel einige 1000 m beträgt, absorbiert besonders die kurzwelligen
Lichtstrahlen (violett, blau, grün) und setzt dadurch die Empfindlichkeit
der photograpliischen Platte herab. Außerdem bewirken die in der Luft
suspendierten Staub- und Wasserteilchen infolge von Beugung eine
Trübung (Luftperspektive), durch welche besonders die stärker brech-
baren, also wiederum die kurzwelligen Strahlen geschwächt werden.
Absorption und Luftperspektive wirken somit in gleichem Sinne dahin,
3) K. von Bassus. Ueber die Abbildung von Gewässern in Wolkendecken.
111. Aeronaut. Mitt. 9. Jahrg. 1905, pg. 9.
4) Halle a. S., Wilh. Knapp 1909 (Encyklopädie der Photographie, Heft 68).
5) Zweite Auflage. München und Berlin, R. Oldenbourg 1910. Kapitel 21 25.
allgemeinen Photogrammetrie (vergl. das vorhergehende Kapitel dieses
Werkes), und es sollen daher weiterhin nur einige instrumentelle Fragen
gestreift werden. Ferner bietet der Ballon gute Gelegenheit, meteoro-
logische Vorgänge zu photographieren, und er ist hierzu in den letzten
Jahren vielfach benutzt worden. Die Nähe der Wolken, günstige Be-
leuchtung und Perspektive geben zu manchen interessanten Forschungen
Anlaß. Es sei nur auf ein Problem hingewiesen: die Frage, ob Fluß-
läufe und Seen zuweilen Furchen oder Lücken in der darüber schweben-
den Wolkendecke hervorrufen, ist im wesentlichen durch die Photo-
graphie gefördert worden, indem sich in einzelnen Fällen tatsächlich in
Ballonaufnahmen solche Furchenbildungen nachweisen ließen.3) Zu
weiteren Aufschlüssen darüber, warum sich diese Erscheinung nur zeit-
weilig zeigt und wie sie überhaupt zu erklären ist, wird auch fernerhin
die Ballonphotographie heranzuziehen sein.
Schließlich ist noch der großen Schar von Amateuren zu gedenken,
die vom Ballon aus Landschaftsbilder — zum Teil von nicht zu unter-
schätzender geographischer oder geologischer Bedeutung — in unzähliger
Menge aufnehmen. Auf den Wert der Ballonphotographie für den geo-
graphischen Unterricht oder als Dokumente für die Landesgeschichte
(Siedelungsgeschichte) ist wiederholt hingewiesen worden.
Trotz der vielfachen Anwendung ist die Literatur über Ballon-
photographie verhältnismäßig klein. Erst in jüngster Zeit hat Miethe
eine erschöpfende Darstellung in seinem Buche „Photographische Auf-
nahmen vom Ballon aus" 4) gegeben. Wesentlich kürzer hat Miethe den
gleichen Gegenstand in Moedebeck's Taschenbuch für Flugtechniker und
Luftschiffer (Dritte Auflage, Berlin, M. Krayn 1911) behandelt. Das-
selbe Werk enthält auch einen kurzen Abschnitt über Ballonphotogram-
nietrie, verfaßt von W. Kutta-Jena. In allgemeinen aeronautischen
Handbüchern ist die Photographie am eingehendsten von A. Hilde-
brandt in „Die Luftschiffahrt" 5) berücksichtigt. Hier finden sich u. a.
Kapitel über photographisches Material, Lehre und Auswertung von
Photogranimen, Photographieren mit Apparaten, die durch Drachen und
Brieftauben hochgeführt werden.
Technik der Aufnahmen. Die Schwierigkeiten, welche die Ballon-
photographie bietet, sind zum Teil ähnliche wie bei Wolkenaufnahmen.
(Vergl. den Abschnitt „Meteorologie" im ersten Teile dieses Werkes.)
Die zwischen Objekt und Kamera liegende Luftschicht, deren Dicke in
der Regel einige 1000 m beträgt, absorbiert besonders die kurzwelligen
Lichtstrahlen (violett, blau, grün) und setzt dadurch die Empfindlichkeit
der photograpliischen Platte herab. Außerdem bewirken die in der Luft
suspendierten Staub- und Wasserteilchen infolge von Beugung eine
Trübung (Luftperspektive), durch welche besonders die stärker brech-
baren, also wiederum die kurzwelligen Strahlen geschwächt werden.
Absorption und Luftperspektive wirken somit in gleichem Sinne dahin,
3) K. von Bassus. Ueber die Abbildung von Gewässern in Wolkendecken.
111. Aeronaut. Mitt. 9. Jahrg. 1905, pg. 9.
4) Halle a. S., Wilh. Knapp 1909 (Encyklopädie der Photographie, Heft 68).
5) Zweite Auflage. München und Berlin, R. Oldenbourg 1910. Kapitel 21 25.