88 DER ÄLTERE HOLBEIN UND DIE RENAISSANCE.
fönlichkeit gewefen fein; die Ambrafer
Sammlung in Wien enthält zwei fpätere
Copien, von denen eine das Original in
gleicher Gröfse, die andere nur den Kopf,
aber lebensgrofs, giebt1). An dem Hälfe
der Pilafter fleht die Infchrift: ALS. ICH.
WAS. 52.JAR. ALT. DA. HET. ICH. DIE.
GESTALT, in den Medaillons die Jahrzahl
1513; die Infchriften auf dem Madonnen-
bilde beftehen aus der Angabe, dafs es
Johannes Holbein in Augsburg gemalt, und
aus dem kecken Wort: Carpet aliquis citius
quam imitabitur (Tadeln kann's einer leichter
als nachmachen). Von dem Spruch, welchen
dem Plinius zufolge Zeuxis auf das Bild
eines Athleten fchrieb: »paufo&Tai ZK pallov
_ ptpfoeTat2)« mufs der Künftler alfo von
kundiger Seite gehört haben und fo wandte
er ihn, im Bewufstfein der eigenen Fort-
fchritte, an.
Aus demfelben Jahre 1513 rührt das
kleine Bildnifs eines jungen Mannes, der
einen Becher hält, mit Renaiffance-Archi-
tektur im Hintergründe in der Gallerie
Manfrin zu Venedig her3). Mit dem Jahre
1515 und dem Namen ift ein Bildchen der
Madonna mit dem Kinde bezeichnet, das
ächt aber nicht fehr anfprechend fein foll
und in neuerer Zeit wiederholt zu Paris im
Kunfthandel auftauchte4). Dafs der Künftler
Mariä Verkündigung,
Sebaftiansaltar. — München.
9 Das Inventar, aus unkritifcher Zeit flammend,
nennt fie Bildniffe Dürer's von feiner eigenen Hand.
Im Kupferftich-Cabinet zu Dresden auch noch eine
farbige Kreidezeichnung des Kopfes. Vergl. A. von
Zahn, Jahrbücher V, S. 195.
2) Nach Plutarch de glor. Ath. war das der Wahl-
fpruch des Apollodorus. Vergl. Brunn, Gefch. der
griech. Künftler II, S. 75.
3) Notiz von O. Mündler. Burckhardt's Cicerone,
II. Auflage, S. 864, dort noch als Jugendgemälde des jüngeren H. Holbein.
4) Briefliche Mittheilung von O. Mündler. Derfelbe, Jahrbücher für Kunftwiffenfchaft,
Bd. II, S. 285.
fönlichkeit gewefen fein; die Ambrafer
Sammlung in Wien enthält zwei fpätere
Copien, von denen eine das Original in
gleicher Gröfse, die andere nur den Kopf,
aber lebensgrofs, giebt1). An dem Hälfe
der Pilafter fleht die Infchrift: ALS. ICH.
WAS. 52.JAR. ALT. DA. HET. ICH. DIE.
GESTALT, in den Medaillons die Jahrzahl
1513; die Infchriften auf dem Madonnen-
bilde beftehen aus der Angabe, dafs es
Johannes Holbein in Augsburg gemalt, und
aus dem kecken Wort: Carpet aliquis citius
quam imitabitur (Tadeln kann's einer leichter
als nachmachen). Von dem Spruch, welchen
dem Plinius zufolge Zeuxis auf das Bild
eines Athleten fchrieb: »paufo&Tai ZK pallov
_ ptpfoeTat2)« mufs der Künftler alfo von
kundiger Seite gehört haben und fo wandte
er ihn, im Bewufstfein der eigenen Fort-
fchritte, an.
Aus demfelben Jahre 1513 rührt das
kleine Bildnifs eines jungen Mannes, der
einen Becher hält, mit Renaiffance-Archi-
tektur im Hintergründe in der Gallerie
Manfrin zu Venedig her3). Mit dem Jahre
1515 und dem Namen ift ein Bildchen der
Madonna mit dem Kinde bezeichnet, das
ächt aber nicht fehr anfprechend fein foll
und in neuerer Zeit wiederholt zu Paris im
Kunfthandel auftauchte4). Dafs der Künftler
Mariä Verkündigung,
Sebaftiansaltar. — München.
9 Das Inventar, aus unkritifcher Zeit flammend,
nennt fie Bildniffe Dürer's von feiner eigenen Hand.
Im Kupferftich-Cabinet zu Dresden auch noch eine
farbige Kreidezeichnung des Kopfes. Vergl. A. von
Zahn, Jahrbücher V, S. 195.
2) Nach Plutarch de glor. Ath. war das der Wahl-
fpruch des Apollodorus. Vergl. Brunn, Gefch. der
griech. Künftler II, S. 75.
3) Notiz von O. Mündler. Burckhardt's Cicerone,
II. Auflage, S. 864, dort noch als Jugendgemälde des jüngeren H. Holbein.
4) Briefliche Mittheilung von O. Mündler. Derfelbe, Jahrbücher für Kunftwiffenfchaft,
Bd. II, S. 285.