DAS DARMSTÄDTER UND DAS DRESDNER BILD; HERKUNFT. 299
Bilder aus Loskart'fchem Befitz der Cromhout'fchen Verweigerung lediglich
angehängt worden. Vielleicht ift die Möglichkeit nicht ausgefchloffen,
dafs die Stelle »und noch einige Stücke, gekommen etc.« bedeutet:
worunter auch noch einige Stücke, herrührend aus der Sammlung von
•J. Loskart, wonach diefer ein früherer Befitzer, vielleicht ein Sammler von
Ruf, wäre und die Anknüpfung mit Sandrart's Nachrichten fich doch er-
gäbe. Aber das ift unficher.
Immerhin haben die Wappen des Rahmens in Zufammenhang mit
dem Cromhout'fchen Verzeichnifs noch ihren Werth für die Gefchichte
des Gemäldes, wenngleich nicht fo grofse Tragweite als urfprünglich fchien.
Bis die Nachrichten bekannt wurden, fchien das Därmftädter Bild vor
1822 gar keine nachweisbare Gefchichte zu befitzen, das Dresdner fich
von Venedig nach Amfterdam und fomit weiter rückwärts nach Bafel
verfolgen zu laffen. Jetzt wiffen wir auch von dem Darmftädter Bilde,
dafs es ehemals in Amfterdam war, wo es fich noch 1709 befand, ja wir
wiffen es von ihm mit unendlich gröfserer Sicherheit als von dem Bilde
in Dresden, bei welchem die Nachricht über Herkunft von Holland nur
von Hörenfagen flammt.
Seit das Dresdner Gemälde in die dortige Gallerie gekommen, wurde
es im vorigen wie im gegenwärtigen Jahrhundert, als ein berühmtes
Hauptwerk der Sammlung, als das deutfche Gegenftück zu Raphael's
Sixtinifcher Madonna angefehen und empfing durch zahlreiche Verviel-
fältigungen eine allgemeine Verbreitung. Das früher in Berlin, jetzt in
Darmftadt befindliche Bild blieb dagegen bis vor kurzem dem gröfseren
Publicum fremd. Nur wenige Kunftgelehrte und Kunftfreunde fahen es
in den Gemächern des Prinzen Wilhelm, aber fobald es Hirt, Waagen
und Kugler hier kennen lernten, traten fie für feine Originalität ein und
jeder von ihnen, befonders die beiden letzteren, räumten diefem Exemplar
dem Dresdner gegenüber beftimmte Vorzüge ein, während fie das Dresd-
ner Gemälde immer noch als eine Wiederholung durch Holbein felbft, das
heifst aus feiner Werkftätte und theilweife von feiner Hand, gelten liefsen1).
Derfelbe Standpunkt wurde, als in neuerer Zeit die Befchäftigung mit
Holbein umfaffender aufgenommen ward, zunächft von A. von Zahn2)
in lange jaren by een vergadert en Nagelaten door de Ed. Heer Jacob Cromhout, Zaligr en
nog eetlige konftige ftukken gekomen uijt het Cabinet van Zaligr Jafper Loskart« etc. Vergl.
Zahn's Jahrbücher, V, S. 149.
') A. L. Hirt, Kunftbemerkungen auf einer Reife .nach Dresden und Prag, Berlin 1830,
S. 16. — Waagen (der fchon viel früher fich mündlich zu diefem Urtheil bekannt hatte) in
der Schrift: »Einige Bemerkungen über die neue Aufftellung etc. der königlichen Gemälde-
galerie zn Dresden. Berlin 1858. — Kugler, Kunftblatt 1845, Nr. 8; vergl. Kleine
Schriften.
2) Archiv für die zeichnenden Künfte 1865.
Bilder aus Loskart'fchem Befitz der Cromhout'fchen Verweigerung lediglich
angehängt worden. Vielleicht ift die Möglichkeit nicht ausgefchloffen,
dafs die Stelle »und noch einige Stücke, gekommen etc.« bedeutet:
worunter auch noch einige Stücke, herrührend aus der Sammlung von
•J. Loskart, wonach diefer ein früherer Befitzer, vielleicht ein Sammler von
Ruf, wäre und die Anknüpfung mit Sandrart's Nachrichten fich doch er-
gäbe. Aber das ift unficher.
Immerhin haben die Wappen des Rahmens in Zufammenhang mit
dem Cromhout'fchen Verzeichnifs noch ihren Werth für die Gefchichte
des Gemäldes, wenngleich nicht fo grofse Tragweite als urfprünglich fchien.
Bis die Nachrichten bekannt wurden, fchien das Därmftädter Bild vor
1822 gar keine nachweisbare Gefchichte zu befitzen, das Dresdner fich
von Venedig nach Amfterdam und fomit weiter rückwärts nach Bafel
verfolgen zu laffen. Jetzt wiffen wir auch von dem Darmftädter Bilde,
dafs es ehemals in Amfterdam war, wo es fich noch 1709 befand, ja wir
wiffen es von ihm mit unendlich gröfserer Sicherheit als von dem Bilde
in Dresden, bei welchem die Nachricht über Herkunft von Holland nur
von Hörenfagen flammt.
Seit das Dresdner Gemälde in die dortige Gallerie gekommen, wurde
es im vorigen wie im gegenwärtigen Jahrhundert, als ein berühmtes
Hauptwerk der Sammlung, als das deutfche Gegenftück zu Raphael's
Sixtinifcher Madonna angefehen und empfing durch zahlreiche Verviel-
fältigungen eine allgemeine Verbreitung. Das früher in Berlin, jetzt in
Darmftadt befindliche Bild blieb dagegen bis vor kurzem dem gröfseren
Publicum fremd. Nur wenige Kunftgelehrte und Kunftfreunde fahen es
in den Gemächern des Prinzen Wilhelm, aber fobald es Hirt, Waagen
und Kugler hier kennen lernten, traten fie für feine Originalität ein und
jeder von ihnen, befonders die beiden letzteren, räumten diefem Exemplar
dem Dresdner gegenüber beftimmte Vorzüge ein, während fie das Dresd-
ner Gemälde immer noch als eine Wiederholung durch Holbein felbft, das
heifst aus feiner Werkftätte und theilweife von feiner Hand, gelten liefsen1).
Derfelbe Standpunkt wurde, als in neuerer Zeit die Befchäftigung mit
Holbein umfaffender aufgenommen ward, zunächft von A. von Zahn2)
in lange jaren by een vergadert en Nagelaten door de Ed. Heer Jacob Cromhout, Zaligr en
nog eetlige konftige ftukken gekomen uijt het Cabinet van Zaligr Jafper Loskart« etc. Vergl.
Zahn's Jahrbücher, V, S. 149.
') A. L. Hirt, Kunftbemerkungen auf einer Reife .nach Dresden und Prag, Berlin 1830,
S. 16. — Waagen (der fchon viel früher fich mündlich zu diefem Urtheil bekannt hatte) in
der Schrift: »Einige Bemerkungen über die neue Aufftellung etc. der königlichen Gemälde-
galerie zn Dresden. Berlin 1858. — Kugler, Kunftblatt 1845, Nr. 8; vergl. Kleine
Schriften.
2) Archiv für die zeichnenden Künfte 1865.