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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0024
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12

Fünftes Buch. Erfter Abfchnitt.

Die Zuccari.

e architetti«3), aber gerade

Frederigo
Zuccaro.

Seine
Bildniffe.

Taddeo
Zuccaro.

Seine
Manier.

Seine
Schriften.

Seine
Fresken zu
Caprarola.

Seine Reifen.
Seine
Fresken.

Beide waren
Urbinatifchen Orte S. Angelo in Vado geboren, Taddeo1), der
1529. Schon vierzehnjährig nach Rom gekommen, hatte diefer
den Werkftätten ziemlich obfcurer Meifter mit bitterer Noth zu
fchrieb er muthig die Nachahmung Raphaels auf fein Banner

Waren hier doch die Werke Raphaels und Michelangelos zu fachen, welche
als die nachahmenswertheften Vorbilder der Zeit galten und öffnete fich hier
doch nach wie vor unter dem Mäcenate der Kirche felbft mittelmäfsigen Künftlern
ein weites Feld der Thatigkeit! Faft alle bisher befprochenen Meifter haben
in Rom gearbeitet. Indeffen kann auch für cliefe Zeit eine gewiffe Gruppe von
Künftlern doch beanfpruchen, als römifche Schule in engerem Sinne zu gelten.
Tonangebend waren vor allen die beiden Brüder Taddeo und Federigo
Zuccaro, die man daher auch die römifchen Vafari genannt hat.
in dem kleinen
ältere, im Jahre
hier anfangs in
kämpfen; doch
und zeichnete nach deffen Werken, fo viel feine Zeit ihm erlaubte, bis er fich,
neunzehnjährig, 1548 durch die Ausführung der (nicht erhaltenen) Faffaden-
malereien am Palazzo Mattei zu plötzlichem Anfehen emporfchwang. Die zahl-
reichen Aufträge, die er nun erhielt, machten ihn zum Schnellmaler; und die
Schnellmalerei machte auch ihn rafch zu einem argen Manieriften. Sein reiches
Können ift ganz äufserlich; er wiederholt feine eigenen Motive auf den
verfchiedenften Bildern, und weder erzielt fein äufserlicher Schwung bei feiner
harten, trockenen Farbengebung einen wirklich decorativen Eindruck, noch
entfchädigt das porträthafte Leben, das manchmal in feinen Köpfen pulfirt, für
die Abwefenheit jeder auch nur der äufseren Situation angemeffenen Empfindung.
Sein Hauptwerk find feine nach Annibale Caro’s Angabe gemalten Fresken aus
der Gefchichte der farnefifchen k'amilie in dem von Vignola erbauten Schlöffe
Caprarola zwifchen Rom und Viterbo2), denen die Darftellungen aus der Lebens-
gefchichte Pauls III. im Palazzo Farnefe zu Rom fich anreihen. Er ftarb 1566
und wurde im Pantheon neben Raphael beigefetzt.
Sein Bruder Federigo Zuccaro (geb. ca. i542> geh- 1609 zu Ancona), den
die Eltern 1550 als kleinen Knaben zu Taddeo nach Rom brachten, wandelte
ganz in deffen Fufstapfen, half ihm bei vielen feiner Arbeiten, vollendete nach
feinem Tode eine Reihe feiner Werke (z. B. die von jenem in der Sala regia
des Vaticans begonnenen Fresken) und wurde noch oberflächlicher, leerer und
haltlofer, als er. Uebrigens durchpilgerte er nicht nur ganz Italien, fondern
ganz Weft-Europa und hinterliefs Werke in Florenz und Venedig, aber auch
in London, Paris und Madrid (Escorial). Zu feinen beflen Fresken gehören die
hiftorifchen in der Sala regia des Vaticans, zu feinen fchlechteften die fymbo-
lifchen in der Domkuppel zu Florenz. Wie ausgezeichnet er als Porträtift war,
zeigen fein Bildnifs der Maria Stuart beim Duke of Devonshire zu Chatsworth
und dasjenige des Herzogs Guidobaldo in Palazzo Pitti zu Florenz; wie über-
laden er aber auch in diefem Fache fein konnte, beweift fein Porträt der Königin
Elifabeth zu Hampton Court. Auch als Schriftfteller wollte er mit Vafari
wetteifern und fchrieb: »L’Idea de’ scultori, pittori

1) Vafari (Ed. Milanefi) VII, p. 73 ff. Hier auch die Gloffen Federigo Zuccaro’s zu Vafari s Text.
2) Stichwerk von G. G. de Prennert: Illuftri Fatti Farnefiani etc. Rom 1748.
3) Gedruckt Turin 1697 und in Bottari’s »Lettere pittoriche« Rom 1754—I773-
 
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