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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0029
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Die italienifchen Meifter. A. Die Italiener mit Ausnahme der Venezianer.

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Den älteren Bolognefen diefer Zeit verwandt erfcheint auch Luca Longhi LucaLonghi.
(1507—1580) von Ravenna, ein ziemlich reiner, wenn auch conventioneller
Meifter, von deffen Hand man auch in der Berliner und in der Dresdner
Galerie Bilder lieht.
In Ferrara waren Meifter, wie der raphaelifch angehauchte Doffo-Schüler FerJJ|fen
Gius. Mazzuoli, il Baftaruolo genannt (geft. 1589), und die Filippi, von denen iiBaftaruoio.
der unter dem Namen Baßianino bekannte Sebaßiano Filippi^ (geft. 1602) der iißaftianino.
Michelangelift Ferraras ift, Manieriften ohne ausgeprägte Localfärbung; Ippolito
Scarfello dagegen, in der Regel Scarfellino genannt (iSS1 —16602), blieb inder-
feiner landfchaftlichen, coloriftifchen und phantaftifchen Grundftimmung ftets
Ferrarefe, wenn er im übrigen auch die routinirte Durchfchnittsformenfprache
feiner Zeit mit venezianifchen Studien in Einklang zu bringen fuchte. Sein
Hauptgemälde ift die Himmelfahrt Mariae im Chorgewölbe von S. Paolo zu
Ferrara. Staffeleibilder feiner Hand fieht man nicht nur im Mufeum zu Ferrara,
fondern auch in den öffentlichen Sammlungen von Florenz, Modena, Mailand,
Madrid und Dresden.
In Cremona behaupteten die Nachfolger der Campi das Feld. Von CrenGlJefen
Galeazzo’s Söhnen Giulio und Antonio ift fchon oben (II, S. 784) die Rede
gewefen. Giulio’s Schüler und Vetter Bernardino Campi (1522 bis um 1 590),3) Bern.Campi.
deffen Fresken und Altarblätter man in den Kirchen Cremonas fieht, fchwankte

manieriftifch zwifchen der Nachahmung Raphaels und Correggio’s. An ihn
fchloffen die fechs Schweftern Anguisciola fich an, eine ganze Malerinnen-Familie, „ 1Dir-
0 , . . ö . Schweftern
die fchon als folche die Aufmerkfamkeit ihrer Zeitgenoffen erregte4). Weitaus Anguisciola.
die bedeutendfte von ihnen, zugleich die ältefte, war Sofonisbe Anguisciola, welche AnJuiscioia
um 1535 geboren wurde, längere Jahre am Hofe Philipps II. in Madrid verlebte,
zweimal verheirathet war und zuletzt in Genua refidirte, wo fie ihr langes Leben
erft um 1625 fchlofs5 6). Sie gehörte zu den vornehmften Bildnifsmalerinnen ihrer
Zeit; und als ihr Hauptbild gilt die Darftellung ihrer drei Schweftern beim
Schachfpiel mit einer alten Dienerin, in der Raczynski’fchen Galerie in Berlin.
In Mailand gehört Enea Talpino, von feinem Geburtsort il Salmeggia ,Die
zubenannt0) (geft. 1626) zu den frifcheften und wahrften Nachahmern Raphaels, Enea Tai-
1 pino.
wie z. B. das mit feinem Namen und der Jahreszahl 1604 bezeichnete Madonnen-
bild mit Heiligen in der Brera zu Mailand beweift. Giov. Paolo Lomazzo, GTiov- Paol°
welcher 1538 geboren war und bis gegen Ende des Jahrhunderts lebte, intereffirt
uns dagegen, wenn ihn fein Selbftbildnifs in der Brera auch als tüchtigen Por-
trätiften zeigt, eigentlich nur als Kunftfchriftfteller7). Sein Schüler Ambrogio Ambrogio
Figino, welcher 1595 noch lebte, gehört zu den beften Bildnifsmalern Mailands.
Unter den Vertretern der Mailänder Schule diefer Epoche nehmen dann aber

1) Ueber beide Baruffaldi, Vite etc. I, p. 423—467.
2) Petrucci’s Anmerkungen zu Baruffaldi, Vite, II, p. 105. Dazu Laderchi, La pittura Ferrarefe
p. 125 und 127.
3) Vgl. GraJJelli, Abecedario, p. 89 mit Purigileoni, Memorie istoriche di Antonio Allegri II, p. 217.
4) Vafari (Ed. Mil.) VI, p. 498.
5) Jul. Meyer in feinem Künftler-Lexicon II, S. 66.
6) So der Brera-Katalog 1877, p. 94. Die Lexica fagen umgekehrt: Salmeggia, genannt Talpino.
7) Trattato della pittura; Milano 1584. Idea del Tempio della pittura; Milano 1589.
■Gefchichte d. Malerei. III. 2
 
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