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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0046
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34

Fünftes Buch. Erfter Abfchnitt.

Sein Ende.

Schlofs zu
Magnadole.

im Dogen-
palaft.

Dekorative
Arbeiten ir
Venedig: anderer grofser Aufgaben des Meifters.
in der Libre-
ria Vecchia,

Den Schlufs bilden zwei Gemächer mit allegorifchen Darftellungen. Für die
Gefchichte der decorativen Ausfchmückung weltlicher, heiterem Lebensgenuffe
gewidmeter Binnenräume ift die Villa Mafer eine reiche Quelle des Studiums.
Alles ift grofs, kühn und frei in Formen und Farben und alles zugleich heiter,
liebenswürdig und anmuthig. — Noch fpäter (nach 1572) fchuf Paolo feine
ebenfalls wohlerhaltenen Fresken aus der alten Gefchichte im Schlöffe zu
Magnadole im Trevifanifchen, unter ihnen ein üppiges Gaftmahl der Kleopatra
und eine Wiederholung der Darftellung der Familie des Darius.
Aber auch in Venedig harrten neben der Sebaftianskirche noch eine Reihe
Zunächft malte er fchon im Februar
1556 in ovalen Deckenfeldern der Libreria vecchia feine köftlichen Gehalten
der Mufik, der Geometrie und der Arithmetik mit dem Ruhme; und einige Jahre
fpäter begann auch er fich neben Tintoretto an der Ausfchmückung des Dogen-
palaftes zu betheiligen. Was er hier im Saale des Rathes der Zehn und im Saale
der Buffola fchuf, befindet fich jetzt zum grofsen Theil an anderen Orten; fein
einft berühmtes Bild des Fufskuffes Kaifer Friedrichs I. im Saale des Grofsen
Rathes ift 1577 mit verbrannt. Der Zeit nach diefem Ereigniffe gehören feine
meiften Werke im Dogenpalafte an. Erhalten, wenn auch fchlecht erhalten, ift
fein ausnahmsweife al fresco gemaltes grofses Deckenbild der thronenden Venezia
in der Sala dell’ Anti-Collegio (Fig. 435), beffer erhalten der prachtvolle Plafond ,
mit feinen elf farbigen und fechs monochromen Allegorien in der Sala del Collegio,
in dem er aufserdem das grofse Votivbild zum Andenken an den Sieg bei Lepanto
fchuf. In der Sala del Maggior Configlio malte er die fchönften der Wand-
bilder : die fiegreiche Heimkehr des Dogen Andrea Contarini von dem Seefiege
bei Chioggia über die Genuefer und die Vertheidigung Scutari’s durch Antonio
Loredano; aber auch das fchönfte der Deckenbilder: die berühmte, figurenreiche
Darftellung der Apotheofe Venedigs, alles in allem vielleicht das herrlichfte
allegorifche Deckengemälde der Erde.
Paolo ftand am Ende eines reichen, glücklichen, ruhigen Lebens. Etwa
feit 1566 war er mit der Tochter feines 1560 verdorbenen Lehrers Antonio
Badile vermählt. Die Grenzen des venezianifchen Gebietes hat er niemals weit
überfchritten. Auch in Rom fcheint er nie gewefen zu fein. Sein Ende über-
rafchte ihn fchon in feinem 60. Lebensjahre, am 19. April 1588. Die Kunft-
gefchichte aller Zeiten wird ihn unter den gröfsten Malern feiern.
Seine Werkftatt wurde von feinem Bruder Benedetto (geft. 1598) und feinen
r Söhnen Carletto (geft. 1596) und Gabriele (geft. 1631) Cahari unter der Firma
Seine Söhne Paul’s Erben — Heredes Paoli, wie einige Bilder bezeichnet find —■ noch eine
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Zeitlang fortgefetzt. Doch hatten des Meifters Erben zwar feine Compofitions-
und Farbengebungs-Traditionen, von feinem Schwünge aber und von feinem
Geifte bitterwenig geerbt. Sie bewegten fich, theils copirend, theils mühfam
zufammenholend, ganz in den ausgetretenen Gleifen Paolo’s. Als künftlerifches
Individuum tritt uns keiner der drei entgegen, fo zahlreich ihre Bilder, die
natürlich oft genug unter Paolo’s Namen gehen, auch in der ganzen Welt ver-
breitet find.
Battifta Von Paolo’s veronefifchen Zeitgenoffen ging Battißa d' Angelo (geft. ca. 1610),
der nach feinem Lehrer und Schwiegervater Franc Torbido, »il Moro« (Bd. II,

Seine Werk-
ftatt.
Sein Bruder
Benedetto.

Carletto und
Gabriele.
 
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