ZWEITER ABSCHNITT.
Die spanische Malerei im 16. Jahrhundert.1)
panien erfreute fich im 16. Jahrhundert einer vorübergehenden Vorherr-
fchaft in Europa, ja, auf dem Erdball; ihm träumte von einer Univerfal-
monarchie; und wenn diefen Träumen auch fchon lange vor Ablauf des
Jahrhunderts durch den Abfall der nördlichen Niederlande und durch den Unter-
gang der gegen England ausgerüfteten »unüberwindlichen« Flotte ein jähes Ende
bereitet wurde, fo konnte fich Herrfchern, wie Karl V. und Philipp II., doch kein
gleichzeitiger Monarch an politifcher Machtftellung vergleichen. Freilich befeftigten
fich die Zuftände im Innern des Landes nur allmählich; aber mit Hülfe des pein-
lichen geiftlichen Gerichtshofes der Inquifition, welche jedem Spanier den ftrengften
Spaniens Kirchenglauben auch als erfte Bürgerpflicht auferlegte, wurde jede Gährung
unterdrückt und dem ganzen Culturleben der Halbinfel ein beflimmtes nationales
Gepräge verliehen. Die Stiftung des Jefuitenordens durch Loyola (1540) gehört
zu den Früchten diefer fpanifchen Nationalcultur; zu ihnen aber auch die Ent-
wickelung der Künfte in einem fo ftreng und fall ausfchliefslich kirchlichen
Sinne, wie bei keinem anderen Volke der Neuzeit. Befonders die bildenden
Künfte der Spanier geftalteten fleh in diefem Sinne. Im eigentlichen fechzehnten
Jahrhundert werden uns kaum überhaupt andere Gemälde, als Altarblätter und
Bildniffe, von der Hand fpanifcher Meifler begegnen.
1) Der fpanifche Vafari ift Don Antonio Palomino Vdasco in feinen »Noticias, Elogios y Vidas
de los Pintores« etc. am Schluffe des zweiten Bandes feines grofsen Werkes »El Mufeo Pictorico y
Escala optica etc.« (Bd. I. Madr. 1715; Bd. II. Madr. 1724 [p. 235—498]). Separatdruck der »Vidas«
z. B. London 1742; deutfehe Ausgabe Dresden 1781. — Dazu fachliche Ergänzungen in Bezug auf
die Kunftwerke bei D. Antonio Ponz: Viage de Espana etc. Bd. I. Madr. 1776; Bd. XVIII. Madr.
1794. —• Biographifche Ergänzungen bei D. Juan Ag. Cean Bermudez: Diccionario hiftorico de los
mas ilustr.es profesores de las bellas artes en Espana. Bd. I—VI; Madr. 1800. — Neuere Literatur:
Sir Edm. Head: Handbook of the Hiftory of the Spanish und French Schools of Painting. London
1848; überholt durch W. Stirling: Annals of the Artifts of Spain Vol. I—III. London 1848. —
Ferner: J. D. Fiorillo: Gefch. der zeichnenden Künfte. Bd. IV; Göttingen 1806. — Louis Viardot:
Notices sur les principaux peintres de l’Espagne. Paris 1839. — J. D. Paffavant: Die chriftl. Kunft
in Spanien; Leipzig 1853. — Ecole Espagnole par M. M. Cb. Blanc, W. Burger, P. Mantz,.L.
Viardot et P. Lefort. Paris 1869, in der Hiftoire des Peintres de toutes les Ecoles. — G. F.
Waagen s Bemerkungen in Zahn’s Jahrbüchern II. 1869, S. 1—42. — H. Lücke 's Anmerkungen
ebenda V, 1873, S. 237—251. Verfchiedene Artikel in Cruzada Villaamil’'s Zeitfchrift »El Arte en
Espana«, verwerthet in Doiz Pedro Madrazo's grofsem Katalog des Madrider Mufeums (1872).
Spaniens
politifche
Stellung.
Die spanische Malerei im 16. Jahrhundert.1)
panien erfreute fich im 16. Jahrhundert einer vorübergehenden Vorherr-
fchaft in Europa, ja, auf dem Erdball; ihm träumte von einer Univerfal-
monarchie; und wenn diefen Träumen auch fchon lange vor Ablauf des
Jahrhunderts durch den Abfall der nördlichen Niederlande und durch den Unter-
gang der gegen England ausgerüfteten »unüberwindlichen« Flotte ein jähes Ende
bereitet wurde, fo konnte fich Herrfchern, wie Karl V. und Philipp II., doch kein
gleichzeitiger Monarch an politifcher Machtftellung vergleichen. Freilich befeftigten
fich die Zuftände im Innern des Landes nur allmählich; aber mit Hülfe des pein-
lichen geiftlichen Gerichtshofes der Inquifition, welche jedem Spanier den ftrengften
Spaniens Kirchenglauben auch als erfte Bürgerpflicht auferlegte, wurde jede Gährung
unterdrückt und dem ganzen Culturleben der Halbinfel ein beflimmtes nationales
Gepräge verliehen. Die Stiftung des Jefuitenordens durch Loyola (1540) gehört
zu den Früchten diefer fpanifchen Nationalcultur; zu ihnen aber auch die Ent-
wickelung der Künfte in einem fo ftreng und fall ausfchliefslich kirchlichen
Sinne, wie bei keinem anderen Volke der Neuzeit. Befonders die bildenden
Künfte der Spanier geftalteten fleh in diefem Sinne. Im eigentlichen fechzehnten
Jahrhundert werden uns kaum überhaupt andere Gemälde, als Altarblätter und
Bildniffe, von der Hand fpanifcher Meifler begegnen.
1) Der fpanifche Vafari ift Don Antonio Palomino Vdasco in feinen »Noticias, Elogios y Vidas
de los Pintores« etc. am Schluffe des zweiten Bandes feines grofsen Werkes »El Mufeo Pictorico y
Escala optica etc.« (Bd. I. Madr. 1715; Bd. II. Madr. 1724 [p. 235—498]). Separatdruck der »Vidas«
z. B. London 1742; deutfehe Ausgabe Dresden 1781. — Dazu fachliche Ergänzungen in Bezug auf
die Kunftwerke bei D. Antonio Ponz: Viage de Espana etc. Bd. I. Madr. 1776; Bd. XVIII. Madr.
1794. —• Biographifche Ergänzungen bei D. Juan Ag. Cean Bermudez: Diccionario hiftorico de los
mas ilustr.es profesores de las bellas artes en Espana. Bd. I—VI; Madr. 1800. — Neuere Literatur:
Sir Edm. Head: Handbook of the Hiftory of the Spanish und French Schools of Painting. London
1848; überholt durch W. Stirling: Annals of the Artifts of Spain Vol. I—III. London 1848. —
Ferner: J. D. Fiorillo: Gefch. der zeichnenden Künfte. Bd. IV; Göttingen 1806. — Louis Viardot:
Notices sur les principaux peintres de l’Espagne. Paris 1839. — J. D. Paffavant: Die chriftl. Kunft
in Spanien; Leipzig 1853. — Ecole Espagnole par M. M. Cb. Blanc, W. Burger, P. Mantz,.L.
Viardot et P. Lefort. Paris 1869, in der Hiftoire des Peintres de toutes les Ecoles. — G. F.
Waagen s Bemerkungen in Zahn’s Jahrbüchern II. 1869, S. 1—42. — H. Lücke 's Anmerkungen
ebenda V, 1873, S. 237—251. Verfchiedene Artikel in Cruzada Villaamil’'s Zeitfchrift »El Arte en
Espana«, verwerthet in Doiz Pedro Madrazo's grofsem Katalog des Madrider Mufeums (1872).
Spaniens
politifche
Stellung.