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Fünftes Buch. Zweiter Abfchnitt.
A. Italienifche und niederländische Meifter in Spanien.
Künftier^n Den Italienern Giulio und Alejandro, welche Schüler Giovanni da Udine’s
GiuiioTnd (Bd’ S' genannt werden, wird nachgefagt, dafs fie die decohative Fresco-
Aieffandro. malerei im Sinne ihres Lehrers und deffen Meifters Raphaels nach Spanien
gebracht haben. Karl V. bediente fich ihrer, um die von ihm modernifirten
Theile der Alhambra auszufchmücken Unter den italienifchen Malern, welche
für Philipp II. in Spanien malten, begegnen wir dann manchen fchon oben, im
Sofonisbe erften Capitel diefes Bandes namhaft gemachten Meiftern: der Malerin Sofonisbe,
Anguisciola. . ° J
Anguisciola von Cremona, deren zahlreiche am fpanifchen Hofe gemalte Bild-
Ant. u. vinc. niffe noch nicht wieder nachgewiefen worden find; Antonio und Vincenzo Campi,
c Luca^ den jüngeren Brüdern Giulio Campi s von Cremona; Luca Cambiaso, dem grofsen
Genuefen, der fich leider gerade in Spanien zur Unzufriedenheit des Königs einer
L-Tavarone- nachläffigen Schnellmalerei hingab: L. Tavarone, deffen Schüler: Fed. Zuccaro,
dem Hauptmanieriften, deffen Fresken im Escorial Philipp II. felbft nach der
Fei. Tibaidi. Abreife des Meifters wieder herunterfchlagen liefs; Pellegrino Tibaldi, dem tüch-
tigen, im Mailändifchen geborenen aber zum Bolognefen gewordenen Künftler,
deffen Werke in Spanien noch heute mit Recht gefchätzt werden; aufser ihnen
aber auch anderen, welche die italienifche Kunftgefchichte vielleicht gerade nur,
weil fie ausgewandert find, vernachläffigt hat. Zu diefen gehören: der Florentiner
Cincinnato. R. Cincinnato (gelt. 1600 in Madrid), deffen Fresken im Alcazar zu Madrid mit
diefem Gebäude zerftört wurden, während fein Meifterwerk, die Befchneidung
Chrifti, welche er für die Jefuitenkirche zu Cuenca gemalt hatte, fich in der
Aiefio. Akademie S. Fernando zu Madrid befindet, Mateo Perez de Alesio, der 1584 den
gewaltigen heiligen Chriftophorus in der Kathedrale zu Sevilla malte und mit
Baglione’s und Lanzi’s Michelangeliften Matteo da Lecce identifch ift1 2 3 4); der Aretiner
Patr. Patrizio Caxes'p (geft. 1612), der als Vater des Eugenio Caxes, und der Floren-
Ca^ducci tiner Bart. Carducci (1560—1608), der als Bruder des Vincencio Carducho,
aber auch als vielfeitiger, gediegener Meifter im Geifte feiner ftrengeren gleich-
zeitigen Landsleute Erwähnung verdient. In der Bibliothek des Escorials fieht
man z. B. noch Wandgemälde Bartolomeos, welche allegorifch-hiftorifche Scenen
aus der Gefchichte der »Freien Künfte« darftellen.
Niederiändi- Uebrigens verlieht es fich von felbft, da Karl V. ja Niederländer von
fche Künftler J
in Spanien. Geburt war, dafs auch niederländifche Künftler nicht ohne Einflufs auf die
fpanifche Kunft blieben und gelegentlich perfönlich in Spanien auftauchten.
Von den Meiftern, die wir im dritten Abfchnitt diefes Buches kennen lernen
J- c. werden, arbeiteten J. C. Vermeyen unter Karl V., A. Mor und M. Coxcyen unter
V ermeyen
a. Mof Philipp II. in Madrid, in Sevilla aber zwei niederländifche Meifter, die wir etwas
M. Coxcyen. ...
naher betrachten müffen.
Canipaüa Der erfte von ihnen ift Pedro Campana^} (eigentlich P. de Kempeneer\ ein
1) Don Antonio Palomino Velasco a. a. O. II, p. 237—238.
2) Lanzi, Storia II, p. 315—316.
3) Wie der italienifche Name gelautet, ift aus diefer fpanifchen Form fchwer erfichtlich.
4) Palomino a. a. O. II, p. 247; Stirling a. a. O. I, p. 123. — J. Rousseau im Bulletin des
commiffions d’art et d’archeologie 1867, XXIV, p. 347; A. Wauters, La peinture flamande, Paris 1883,
p. 180—182.
Fünftes Buch. Zweiter Abfchnitt.
A. Italienifche und niederländische Meifter in Spanien.
Künftier^n Den Italienern Giulio und Alejandro, welche Schüler Giovanni da Udine’s
GiuiioTnd (Bd’ S' genannt werden, wird nachgefagt, dafs fie die decohative Fresco-
Aieffandro. malerei im Sinne ihres Lehrers und deffen Meifters Raphaels nach Spanien
gebracht haben. Karl V. bediente fich ihrer, um die von ihm modernifirten
Theile der Alhambra auszufchmücken Unter den italienifchen Malern, welche
für Philipp II. in Spanien malten, begegnen wir dann manchen fchon oben, im
Sofonisbe erften Capitel diefes Bandes namhaft gemachten Meiftern: der Malerin Sofonisbe,
Anguisciola. . ° J
Anguisciola von Cremona, deren zahlreiche am fpanifchen Hofe gemalte Bild-
Ant. u. vinc. niffe noch nicht wieder nachgewiefen worden find; Antonio und Vincenzo Campi,
c Luca^ den jüngeren Brüdern Giulio Campi s von Cremona; Luca Cambiaso, dem grofsen
Genuefen, der fich leider gerade in Spanien zur Unzufriedenheit des Königs einer
L-Tavarone- nachläffigen Schnellmalerei hingab: L. Tavarone, deffen Schüler: Fed. Zuccaro,
dem Hauptmanieriften, deffen Fresken im Escorial Philipp II. felbft nach der
Fei. Tibaidi. Abreife des Meifters wieder herunterfchlagen liefs; Pellegrino Tibaldi, dem tüch-
tigen, im Mailändifchen geborenen aber zum Bolognefen gewordenen Künftler,
deffen Werke in Spanien noch heute mit Recht gefchätzt werden; aufser ihnen
aber auch anderen, welche die italienifche Kunftgefchichte vielleicht gerade nur,
weil fie ausgewandert find, vernachläffigt hat. Zu diefen gehören: der Florentiner
Cincinnato. R. Cincinnato (gelt. 1600 in Madrid), deffen Fresken im Alcazar zu Madrid mit
diefem Gebäude zerftört wurden, während fein Meifterwerk, die Befchneidung
Chrifti, welche er für die Jefuitenkirche zu Cuenca gemalt hatte, fich in der
Aiefio. Akademie S. Fernando zu Madrid befindet, Mateo Perez de Alesio, der 1584 den
gewaltigen heiligen Chriftophorus in der Kathedrale zu Sevilla malte und mit
Baglione’s und Lanzi’s Michelangeliften Matteo da Lecce identifch ift1 2 3 4); der Aretiner
Patr. Patrizio Caxes'p (geft. 1612), der als Vater des Eugenio Caxes, und der Floren-
Ca^ducci tiner Bart. Carducci (1560—1608), der als Bruder des Vincencio Carducho,
aber auch als vielfeitiger, gediegener Meifter im Geifte feiner ftrengeren gleich-
zeitigen Landsleute Erwähnung verdient. In der Bibliothek des Escorials fieht
man z. B. noch Wandgemälde Bartolomeos, welche allegorifch-hiftorifche Scenen
aus der Gefchichte der »Freien Künfte« darftellen.
Niederiändi- Uebrigens verlieht es fich von felbft, da Karl V. ja Niederländer von
fche Künftler J
in Spanien. Geburt war, dafs auch niederländifche Künftler nicht ohne Einflufs auf die
fpanifche Kunft blieben und gelegentlich perfönlich in Spanien auftauchten.
Von den Meiftern, die wir im dritten Abfchnitt diefes Buches kennen lernen
J- c. werden, arbeiteten J. C. Vermeyen unter Karl V., A. Mor und M. Coxcyen unter
V ermeyen
a. Mof Philipp II. in Madrid, in Sevilla aber zwei niederländifche Meifter, die wir etwas
M. Coxcyen. ...
naher betrachten müffen.
Canipaüa Der erfte von ihnen ift Pedro Campana^} (eigentlich P. de Kempeneer\ ein
1) Don Antonio Palomino Velasco a. a. O. II, p. 237—238.
2) Lanzi, Storia II, p. 315—316.
3) Wie der italienifche Name gelautet, ift aus diefer fpanifchen Form fchwer erfichtlich.
4) Palomino a. a. O. II, p. 247; Stirling a. a. O. I, p. 123. — J. Rousseau im Bulletin des
commiffions d’art et d’archeologie 1867, XXIV, p. 347; A. Wauters, La peinture flamande, Paris 1883,
p. 180—182.