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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0065
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Die fpanifche Malerei im 16. Jahrhundert. 53
Befonderheiten nicht doch hie und da zum Durchbruch kämen. Uebrigens ift die
Farbe, trocken und reizlos wie fie ift, feine fchwächfte Seite. Er ftarb 1568-
Sein befter Nachfolger, dem ebenfalls nachgefagt wird, dafs er in Rom
ftudirt habe, ift P. de Villegas Marmolejo (1520—1597). Sein »Pedro Viliacas«
bezeichnetes Hauptwerk ift der Retablo der Taufkapelle der Kathedrale von
Sevilla, deffen Mittelbild die Begegnung der Frauen in klarer Compofition und
in edlen Formen, aber ebenfalls noch recht trocken in der Farbe darftellt. In
Sevilla fchlug auch der Portugiefe Vasco Pereyra feinen Wohnfitz auf, von deffen
Hand Stirling1) im Sevillaner Mufeum eine mit dem Namen des Meifters und m Sevilla,
der Jahreszahl 1579 bezeichnete Darftellung der Geburt Chrifti fah. Uns ift er
hauptfachlich aus feinem Gemälde des heiligen Onofrius in der Dresdner in Dresden.
Galerie bekannt, welches ebenfalls feinen Namen trägt und 1588 datirt ift. In
diefem Bilde erfcheint Vasco, der fich den früher erwähnten2) Bewerbern um
den mythifchen Namen des Gran Vasco anreiht, michelangelesk in den Formen,
fteif in der Compofition und von einer eigenartigen, jedoch keineswegs natür-
lichen, fchillernden Stimmung des Colorits. Ein vielfeitiger, in Italien gebildeter
Meifter war Pablo de Cespedes, der 1538 in Cordova geboren war und 1608 dg ^speies
ebendafelbft verfchied. Er war nicht nur Maler, fondern auch Bildhauer, Geift-
licher, gelehrter Schriftfteller und Dichter. Sein Hauptgemälde ift fein Abend- in Sevilla,
mahl, welches fich früher in der Kathedrale von Cörclova befand, jetzt aber
zu den mehr hiftorifch intereffanten als unmittelbar packenden Werken des
Mufeums von Sevilla gehört. Es zeigt wohlverftandene, ruhige Formen, edle,
regelmäfsige, nur allzugleichförmig regelmäfsige Gefichtszüge, aber auch nicht
die geringfte Spur jenes Farbenreizes, der die fpäteren Meifter von Sevilla aus-
zeichnete. Das Mufeum der Akademie S. Fernando zu Madrid befitzt die in Madrid.
Himmelfahrt Mariae, welche Pablo für die Jefuitenkirche zu Cordova gemalt
hatte. Einer ähnlichen Richtung', wie diefe Meifter, gehörten auch Antonio Die beiden
Arfian, ein Schüler Vargas’, fowie feine Schüler Alonfo de Arfian und Alonfo Ai.Vazquez.
Vazquez, aber auch Luis Fernandez an, der uns als Lehrer Herrera’s, Pacheco’s Fernandez,
und Caftillo’s intereffirt. Herrera wurde der eigentliche Begründer des fpanifchen
Naturalismus des 17. Jahrhunderts und kann als folcher erft im nächften Abfchnitt
befprochen werden; Castillo aber und Pacheco bilden mit Roelas in der Schule
von Sevilla in ähnlicher Weife den Uebergang zu der neuen Richtung, wie die
Ribalta in der Schule von Valencia. Juan del Caftillo, der 1584 in Sevilla } jJua£
geborene, 1640 in Cadiz geftorbene Meifter, deffen fechs urfprünglich als Retablo im Mufeum
für Monte Sion zu Sevilla gemalten, jetzt aber im Mufeum diefer Stadt bewahrten
grofsen Bilder der Verkündigung, der Begegnung der Frauen, der Geburt Chrifti,
der Anbetung der Könige, der vier Kirchenväter (urfprünglich die Predella) und der
Himmelfahrt Mariae (urfprünglich das Mittelbild) ihn zwar auf dem fortfehreiten-
den Wege zur Freiheit, aber doch noch als einen recht trockenen, herben und
dürftigen Meifter zeigen, war der unbedeutendfte von ihnen. Doch ift auf ihn Sein Stil,
als den Lehrer Alonfo Cano’s und Murillos ein Stück der Unfterblichkeit diefer
Meifter zurückgeftrahlt.
Von den anderen beiden ift Juan de las Roelas, der 1558 oder 1560 in Juan de las
Roelas.

1) A. a. O I. p. 351. Ich habe diefes Bild nicht dort gefunden. — 2) Bd. II. S. 360—362.
 
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