Die niederländifche Malerei in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
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Humaniften Dom. Lampfonius von Brügge (gelt. 1599) und dem Kupferftecher
Hier. Wierix von Antwerpen (1553—1619') jene erft 1572 nach feinem Tode
von feiner Wittwe herausgegebene Sammlung von Künftlerbildniffen, die noch
heute zu den Quellen der niederländifchen Kunftgefchichte gezählt wird, weil
fie in ihren Porträtköpfen, wie in den lateinifchen Diftichen, welche Lampfonius
zu ihnen verfafst hat, die einzigen Charakteriffiken einiger ihren Werken nach
verfchollener Meifter auf untere Tage gebracht hat. Ein anderer niederländifcher
Künftler aber, Karel van Mander, fchrieb am Ausgang diefer Epoche jenes Werk1 2 3 4),
durch welches er der Vafari feines Volkes und der Hauptzeuge für die nieder-
ländifche und oberdeutfche Künftlergefchichte des ganzen fechzehnten Jahr-
hunderts wurde.
A. Die Nachfolger des Quinten Mafsys und die felbftändigen
M e i ft e r.
Im Anfchlufs an Quinten Mafsys (Bd. II. S. 509 ff), den grofsen felb-
ftändigen Antwerpener Meifter der erften Hälfte des Jahrhunderts, werden wir
zunächft feine mehr oder weniger italifirten Nachfolger, dann aber gerade die
freieren und felbftändigeren niederländifchen Figurenmaler der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts, welche ihm geiftesverwandter find, als jene, zu einem be-
fonderen Kapitel zufammenfaffen. Sein Sohn Jan Mafsys^} ift 1509 zu Ant-Jan Mafsys.
werpen geboren. Bald nach dem Tode Quinten’s, 1531, wurde er Freimeifter
der St. Lucasgilde feiner Vaterftadt, und gerade dem nächften Jahrzehnt gehören Sein Leben,
die meiften Genrebilder in der Art feines Vaters an, die ihm mit gröfserer s eine Genre-
bilder
oder geringerer Wahrfcheinlichkeit zugefchrieben werden (vgl. oben Bd. II.
S. 514); 1544 wurde er feines reformirten Glaubens willen aus Antwerpen ver-
bannt, und nahezu 14 Jahre hielt er fich jetzt in der Fremde, ohne Zweifel
auch in Italien auf; erft 1558 finden wir ihn wieder in Antwerpen; und diefe
Jahreszahl trägt auch fein älteftes bezeichnetes Bild, »die Zurückweifung Jofephs
und Marias« im Antwerpner Mufeum. In Italien war eine vollftändige Um- Seine Heim-
wandlung mit ihm vorgegangen: er hatte fich der biblifchen Hiftorie und der Italien.
Nachahmung der Formenfprache des Südens zugewandt, die bei ihm doppelt itaiifirendes
manierirt erfcheint, weil fie mit einer in den Schatten bräunlichen, kalten und bild?"
fchweren Färbung verbunden ift. Auf das genannte Bild folgten, um nur einige Seine Bilder
der bezeichneten und datirten Werke des Meifters zu nennen: »David und
Bathfeba« von 1562 in der Filiale des Louvre zu Compiegne; »Loth mit feinen in Com-
Töchtern« von 1563 in der kaiferlichen Galerie zu Wien; »die Heilung des in’wPen,
Tobias« von 1564 im Antwerpener Mufeum; »Loth mit feinen Töchtern« VOn *n Antwer-
1565 im Brüffeler Mufeum; der heilige Paulus von demfelben Jahre in der in Brüffei,
Schleifsheimer Galerie. Dafs er in diefer fpäteren Zeit aber den fittenbildlichen m he?m.lfs’
1) Ueber fein Geburtsjahr und feine Vaterftadt: Louis Alvin: Catalogue raisonne des Portraits
graves par les trois Freres Wierix, Bruxeiles 1867, P- 8—12.
2) Pictorum aliquot celebrium Germaniae inferioris effigies, etc. Antwerpen 1572.
3) Vgl. oben S. 57, Anm. 1.
4) Alles Urkundliche über ihn bei F. J. van den Branden: Gefchiedenis der Antwerpfche
Schilderfchool. Antwerpen 1883, S. 135 —145.
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Humaniften Dom. Lampfonius von Brügge (gelt. 1599) und dem Kupferftecher
Hier. Wierix von Antwerpen (1553—1619') jene erft 1572 nach feinem Tode
von feiner Wittwe herausgegebene Sammlung von Künftlerbildniffen, die noch
heute zu den Quellen der niederländifchen Kunftgefchichte gezählt wird, weil
fie in ihren Porträtköpfen, wie in den lateinifchen Diftichen, welche Lampfonius
zu ihnen verfafst hat, die einzigen Charakteriffiken einiger ihren Werken nach
verfchollener Meifter auf untere Tage gebracht hat. Ein anderer niederländifcher
Künftler aber, Karel van Mander, fchrieb am Ausgang diefer Epoche jenes Werk1 2 3 4),
durch welches er der Vafari feines Volkes und der Hauptzeuge für die nieder-
ländifche und oberdeutfche Künftlergefchichte des ganzen fechzehnten Jahr-
hunderts wurde.
A. Die Nachfolger des Quinten Mafsys und die felbftändigen
M e i ft e r.
Im Anfchlufs an Quinten Mafsys (Bd. II. S. 509 ff), den grofsen felb-
ftändigen Antwerpener Meifter der erften Hälfte des Jahrhunderts, werden wir
zunächft feine mehr oder weniger italifirten Nachfolger, dann aber gerade die
freieren und felbftändigeren niederländifchen Figurenmaler der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts, welche ihm geiftesverwandter find, als jene, zu einem be-
fonderen Kapitel zufammenfaffen. Sein Sohn Jan Mafsys^} ift 1509 zu Ant-Jan Mafsys.
werpen geboren. Bald nach dem Tode Quinten’s, 1531, wurde er Freimeifter
der St. Lucasgilde feiner Vaterftadt, und gerade dem nächften Jahrzehnt gehören Sein Leben,
die meiften Genrebilder in der Art feines Vaters an, die ihm mit gröfserer s eine Genre-
bilder
oder geringerer Wahrfcheinlichkeit zugefchrieben werden (vgl. oben Bd. II.
S. 514); 1544 wurde er feines reformirten Glaubens willen aus Antwerpen ver-
bannt, und nahezu 14 Jahre hielt er fich jetzt in der Fremde, ohne Zweifel
auch in Italien auf; erft 1558 finden wir ihn wieder in Antwerpen; und diefe
Jahreszahl trägt auch fein älteftes bezeichnetes Bild, »die Zurückweifung Jofephs
und Marias« im Antwerpner Mufeum. In Italien war eine vollftändige Um- Seine Heim-
wandlung mit ihm vorgegangen: er hatte fich der biblifchen Hiftorie und der Italien.
Nachahmung der Formenfprache des Südens zugewandt, die bei ihm doppelt itaiifirendes
manierirt erfcheint, weil fie mit einer in den Schatten bräunlichen, kalten und bild?"
fchweren Färbung verbunden ift. Auf das genannte Bild folgten, um nur einige Seine Bilder
der bezeichneten und datirten Werke des Meifters zu nennen: »David und
Bathfeba« von 1562 in der Filiale des Louvre zu Compiegne; »Loth mit feinen in Com-
Töchtern« von 1563 in der kaiferlichen Galerie zu Wien; »die Heilung des in’wPen,
Tobias« von 1564 im Antwerpener Mufeum; »Loth mit feinen Töchtern« VOn *n Antwer-
1565 im Brüffeler Mufeum; der heilige Paulus von demfelben Jahre in der in Brüffei,
Schleifsheimer Galerie. Dafs er in diefer fpäteren Zeit aber den fittenbildlichen m he?m.lfs’
1) Ueber fein Geburtsjahr und feine Vaterftadt: Louis Alvin: Catalogue raisonne des Portraits
graves par les trois Freres Wierix, Bruxeiles 1867, P- 8—12.
2) Pictorum aliquot celebrium Germaniae inferioris effigies, etc. Antwerpen 1572.
3) Vgl. oben S. 57, Anm. 1.
4) Alles Urkundliche über ihn bei F. J. van den Branden: Gefchiedenis der Antwerpfche
Schilderfchool. Antwerpen 1883, S. 135 —145.