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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0074
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Fünftes Buch. Dritter Abfchnitt.

Seine Bilder geftimmt find. Nur wo er Hiftorien darftellt, kommen auch bei ihm gewiffe
italiftifche Manieren zum Durchbruch. Bezeichnet und datirt find feine reich mit
Volksfcenen, felbft mit Marktweibern und beladenen Karren ausgeftattete Kreuz-
in Berlin, tragung Chrifti von 1552 im Berliner Mufeum und fein frifches, lebensgrofses
in Pommers-Bild der Haarlemer Fifchhändlerin von 1568 im Schlöffe zu Pommersfelden.
felden, .
in Amwer- An jenes erftere Gemälde fchliefst fich die Kreuzigungsfcene des Antwerpener
Mufeums an, dem letzteren verwandt ift die lebensgrofse Darftellung der
in Koppen’ holländifchen Köchin im Brüffeler Mufeum; auch die Kopenhagener Galerie
befitzt ein Küchenftück feiner Hand, die Wiener das lebensgrofse Knieftück
m Wien, ö
in Amfter-einer Geflügelmarktsfcene, das Amfterdamer Mufeum die von 1^7 datirte
clam, 0 z
intereffante Darftellung des Eiertanz-Spieles, in welchem ein holländifcher Jüngling
fich, von einem Dudelfackpfeifer begleitet, vor den Augen einer alten Frau und
eines zweiten jungen Mannes übt (Fig. 442). Das Stillleben-Beiwerk, die Dar-
ftellung der Lebensmittel und des Hausrathes, fpielt auf diefen Bildern eine
hervorragende Rolle; Aertfen gehört auch auf diefem Gebiete zu den Bahn-
s1ein?.JSr’ brechern der modernen Auffaffifcg. Seine eigentlichen grofsen Kirchenbilder,
die von den Zeitgenoffen fehr gerühmt werden, find verloren gegangen. J
B^uktu™ Sein Neffe und Schüler Joachim Beickelaar'-f der 1559 Meifter der Gilde
feiner Vaterftadt Antwerpen wurde und hier nach 1575 1 2 3) flarb, folgte ganz
feinen Spuren, doch ift feine Formengebung rundlicher, feine Färbung weniger
frifch in den Lokaltönen, vielmehr wieder in einen brauneren Gefammtton
AianPer ^inübergeleitet. Mit Hemeffens fpäteren Werken verglichen, erfcheint Beukelaar
präcifer in den Formen, glatter in der Modellirung und wärmer innerhalb der
Seine Bilder braunen Tonleiter. Von feinen biblifchen Bildern, deren v. Mander mehrere
nennt, haben fich wenige erhalten. Doch entfpricht der lebensgrofsen Dar-
in Dresden, ftellung der vier Evangeliften (Fig. 443), welche v. Mander bei einem Haarlemer
Kaufmanne fah4), das lebensgrofse, kräftig gemalte Bild diefes Gegenftandes in
der Dresdner Galerie, welches die Jahreszahl 1567 und das bekannte Monogramm
1111Juert^rs'des Meifters trägt5). Ein anderes religiöfes Bild des Meifters befitzt die Peters-
burger Eremitage in der Darftellung Chrifti und Petri, wie fie Kranke heilen.
Diefes Bild trägt die Jahreszahl 1575, das letzte bekannte Datum aus Beukelaar’s
Seme Genre- Leben. Sein Lieblingsfach ift die Darftellung der frifch dem Leben abgelaufchten
fchiedenen, Markt- und Küchenfceneu, auf denen die Darftellung der Fleifch-, Fifch- und
Sammlungen a e .
Gemüfe-Waaren eine noch gröfsere Rolle fpielt, als bei Aertfen, während
biblifche Vorgänge manchmal merkwürdig genug in ihren Hintergründen zum
Vorfchein kommen. Seine datirten Bilder diefer Art gehören alle dem Jahr-
von 1561, Zehnt zwifchen 1561 und 1570 an; nämlich dem Jahre 1561: der Gemüfemarkt
mit Chrifti Gang nach Golgatha im Hintergründe im Mufeum von Stockholm,

1) Doch befindet fich ein Bruchftück eines folchen im Berliner Mufeum; und Scheibler macht
darauf aufmerkfam, dafs ein Flügel im Amfterdamer Alterthumsmufeum, welcher auf der einen Seite
den Mohrenkönig, auf der anderen die Vertreibung der Wechsler darftellt, ficher von Aertfen herrühre.
2) Daten bei Max Roofes, Geschiedenis der Antwerpfche Schilderfchool. p. iio.
3) Nach Karel v. Mander a. a. O. I, p. 212, nur vierzig Jahr alt.
4) v. Mander a. a. O., p. 211.
5) No. 119 des Katalogs von 1880; galt bisher als »Unbekannt«. Das Monogramm, welches
die Benennung über jeden Zweifel erhebt, hat Max Lehrs entdeckt.
 
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