Die niederländifche Malerei in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 8l
Jahren aber feien noch genannt die Bildniffe der Jeanne d’Archel in rothem
Kleide mit goldener Kette um den Hals (von 1561) in der Londoner National-London,
galerie, des jungen Mannes mit der Narbe (von 1564) in der kaiferl. Galerie Wien,
zu Wien, des Juweliers in fchwarzem Rock mit rothen Aermeln (von 1564) im
Haager Mufeum und der Dame mit der goldenen Gürtelkette in ihrer Linken dem Haag,
(von 1575) in der kaiferl. Galerie zu Wien. Wien.
Bleiben wir jetzt zunächft bei den Holländern, fo lernen wir hier in Hendrik h. Goltzius.
Goltzius, dem 1558 zu Mühlbrecht im Herzogthum Jülich geborenen, in Haarlem Sein Leben,
und durch eine Reife nach Italien gebildeten, 16161) in Haarlem geftorbenen
Meifter, einen Kupfer ftecher von Weltbedeutung kennen, der fich erft um 1600,
in feinem 42. Lebensjahre, auch auf die Oelmalerei verlegte. Seine Oelgemälde Seine Ge-
.... .1 mälde
find daher auch fehr feiten. Bezeichnet ift die Skizze der Sündfluth in der
Oldenburger Galerie, manierirt in den Formen und in der willkürlichen Farben-m ^iden-
verfchiedenheit des Nackten; monogrammirt und von 1615 datirt auch die Dar-
ftellung »Mercur bringt Juno die Augen des Argus« im Rotterdamer Mufeum;in
als kräftige Aktftudien bedeutend find die grofsen Göttergeflalten von 1611
und 1613 im Haager Mufeum: und auch im Utrechter Mufeum ift er vertreten, im Haag,
J .. & . . . . in Utrecht,
In diefen Gemälden erfcheint er als ein Manierift vom Durchfchnittsfchlage.
In der Gefchichte des Kupferftiches aber bezeichnet er den Höhepunkt der Seine
± ... Kupfer-
virtuofeften technifchen Ausbildung. Breit, grofs und kräftig legt er die Um- ftiche.
riffe feiner Stiche an, zart, leicht und malerifch führt er fie, die verfchiedenften
Strichlagen zu feiner, farbig wirkender Modellirung verfchmelzend, zu Ende.
Seine zahlreichen Blätter2 * *) umfaffen das Gefammtgebiet des Darftellbaren und
find bald nach Gemälden oder Zeichnungen feiner Zeitgenoffen, bald nach
eigenen Erfindungen angefertigt. Am meiften er felbft ift er in Blättern, wie dem Stiche nach
leyerfpielenden Apollon, dem Triumph des Krieges, Venus und Bacchus, dem findungen.
Fahnenträger, dem »Hund des Goltzius« und feinem herrlichen grofsen Selbft-
porträt; aber er verftand es auch, fich abfichtlich archaiftifch dem Stile älterer
Meifter anzufchmiegen. In diefer Richtung find befonders feine fog. »fechs Die fechs
Meifterftücke« berühmt, welche aus einer »Verkündigung« in Raphaels, einer ftücke.
»Heimfuchung« in Parmeggianino’s, einer »Anbetung der Hirten« in Baffano’s,
einer »heiligen Familie« in Baroccio’s, einer »Anbetung der Könige« in Lucas
von Leydens und einer »Befchneidung« in Dürers Art beftehen. Erklärlicher,
aber auch charakteriftifcher Weife find ihm nach unferem Gefchmacke die beiden
zuletzt genannten Blätter am beften gelungen. Uebrigens hat er fich auch
um die weitere Ausbildung der »Helldunkel«-Technik im Holzfchnitt mit Ver-' Seine
fchiedenen Holzplatten verdient gemacht. Es find an zwanzig Blätter diefer Art HBlatter?1"
von ihm bekannt.
Goltzius wurde das Haupt einer die ganze Zeit beherrfchenden nieder- Die Stecher-
ländifchen Stecherfchule. Seine Hauptfchüler find Jac. de Ghein (1565 — 1615), h? Goltzius.
Jan Saenredam (geft. 1607), Jac. Matham (1571 —1631), Peter de Jode^'^^^’
(zwifchen 1570 und 1634). Ihnen fchliefst der kühnfte von ihnen allen, Jan jac-Mlfh^m,
Müller (zwifchen 1570 und 1625), fich an. Nicht ein Schüler, fondern ein JandMü°iln
1) A. v. d. Willigen, Les artistes de Hartem. Hartem 1870. S. 133—138.
2) Bartfeh, III, p. 7 ff., zählt 295 fichere Blätter; Weigel (Supplements p. 92 ff.) bringt fie auf
363; fernere Zufätze bei Nagler (Monogrammiften, III, S. 335 ff.).
Gefchichte d. Malerei. III. 6
Jahren aber feien noch genannt die Bildniffe der Jeanne d’Archel in rothem
Kleide mit goldener Kette um den Hals (von 1561) in der Londoner National-London,
galerie, des jungen Mannes mit der Narbe (von 1564) in der kaiferl. Galerie Wien,
zu Wien, des Juweliers in fchwarzem Rock mit rothen Aermeln (von 1564) im
Haager Mufeum und der Dame mit der goldenen Gürtelkette in ihrer Linken dem Haag,
(von 1575) in der kaiferl. Galerie zu Wien. Wien.
Bleiben wir jetzt zunächft bei den Holländern, fo lernen wir hier in Hendrik h. Goltzius.
Goltzius, dem 1558 zu Mühlbrecht im Herzogthum Jülich geborenen, in Haarlem Sein Leben,
und durch eine Reife nach Italien gebildeten, 16161) in Haarlem geftorbenen
Meifter, einen Kupfer ftecher von Weltbedeutung kennen, der fich erft um 1600,
in feinem 42. Lebensjahre, auch auf die Oelmalerei verlegte. Seine Oelgemälde Seine Ge-
.... .1 mälde
find daher auch fehr feiten. Bezeichnet ift die Skizze der Sündfluth in der
Oldenburger Galerie, manierirt in den Formen und in der willkürlichen Farben-m ^iden-
verfchiedenheit des Nackten; monogrammirt und von 1615 datirt auch die Dar-
ftellung »Mercur bringt Juno die Augen des Argus« im Rotterdamer Mufeum;in
als kräftige Aktftudien bedeutend find die grofsen Göttergeflalten von 1611
und 1613 im Haager Mufeum: und auch im Utrechter Mufeum ift er vertreten, im Haag,
J .. & . . . . in Utrecht,
In diefen Gemälden erfcheint er als ein Manierift vom Durchfchnittsfchlage.
In der Gefchichte des Kupferftiches aber bezeichnet er den Höhepunkt der Seine
± ... Kupfer-
virtuofeften technifchen Ausbildung. Breit, grofs und kräftig legt er die Um- ftiche.
riffe feiner Stiche an, zart, leicht und malerifch führt er fie, die verfchiedenften
Strichlagen zu feiner, farbig wirkender Modellirung verfchmelzend, zu Ende.
Seine zahlreichen Blätter2 * *) umfaffen das Gefammtgebiet des Darftellbaren und
find bald nach Gemälden oder Zeichnungen feiner Zeitgenoffen, bald nach
eigenen Erfindungen angefertigt. Am meiften er felbft ift er in Blättern, wie dem Stiche nach
leyerfpielenden Apollon, dem Triumph des Krieges, Venus und Bacchus, dem findungen.
Fahnenträger, dem »Hund des Goltzius« und feinem herrlichen grofsen Selbft-
porträt; aber er verftand es auch, fich abfichtlich archaiftifch dem Stile älterer
Meifter anzufchmiegen. In diefer Richtung find befonders feine fog. »fechs Die fechs
Meifterftücke« berühmt, welche aus einer »Verkündigung« in Raphaels, einer ftücke.
»Heimfuchung« in Parmeggianino’s, einer »Anbetung der Hirten« in Baffano’s,
einer »heiligen Familie« in Baroccio’s, einer »Anbetung der Könige« in Lucas
von Leydens und einer »Befchneidung« in Dürers Art beftehen. Erklärlicher,
aber auch charakteriftifcher Weife find ihm nach unferem Gefchmacke die beiden
zuletzt genannten Blätter am beften gelungen. Uebrigens hat er fich auch
um die weitere Ausbildung der »Helldunkel«-Technik im Holzfchnitt mit Ver-' Seine
fchiedenen Holzplatten verdient gemacht. Es find an zwanzig Blätter diefer Art HBlatter?1"
von ihm bekannt.
Goltzius wurde das Haupt einer die ganze Zeit beherrfchenden nieder- Die Stecher-
ländifchen Stecherfchule. Seine Hauptfchüler find Jac. de Ghein (1565 — 1615), h? Goltzius.
Jan Saenredam (geft. 1607), Jac. Matham (1571 —1631), Peter de Jode^'^^^’
(zwifchen 1570 und 1634). Ihnen fchliefst der kühnfte von ihnen allen, Jan jac-Mlfh^m,
Müller (zwifchen 1570 und 1625), fich an. Nicht ein Schüler, fondern ein JandMü°iln
1) A. v. d. Willigen, Les artistes de Hartem. Hartem 1870. S. 133—138.
2) Bartfeh, III, p. 7 ff., zählt 295 fichere Blätter; Weigel (Supplements p. 92 ff.) bringt fie auf
363; fernere Zufätze bei Nagler (Monogrammiften, III, S. 335 ff.).
Gefchichte d. Malerei. III. 6