ERSTER ABSCHNITT.
Die italienische Malerei des 17. Jahrhunderts,1)
l) Die meiden der oben, Bd. I S. 412, Anm. 1) citirten Literatur- und Quellenwerke laffen
uns für die Gefchiclite der italienifchen Malerei im fiebzehnten Jahrhundert im Stich. Vafari konnte
feiner Lebenszeit nach die Meifter diefes Zeitalters nicht mehr mitbehandeln; aber auch die hiftorifchen
Werke unferes Jahrhunderts, wie E. Förßers, Crowe und Cavalcasellds und W. Lübke’^ Gefchichten
der italienifchen Malerei, haben das fiebzehnte Jahrhundert ebenfowenig mitbehandelt, wie die Unter-
fuchungen v. Ruhmors und Giov. Morelli’s, ßervioiieff’G) oder Gayes »Carteggio degli Artifti« fich
auf diefelben erftreckten. Selbft Burckhardts »Cicerone« behandelt die Meifter des fiebzehnten
Jahrhunderts nur ganz fummarifch, wenngleich geiftvoll, wie alles. Von den allgemeinen Werken
über die italienifche Kunftgefchichte kommen die am genannten Orte angeführten italienifchen Werke
von Lanzi und Roßmi, die jedoch nicht auf dem Boden der gegenwärtigen Kritik flehen, in Betracht;
neben ihnen etwa noch J. D. Fiorillo, Gefchichte der zeichnenden Künfte, Bd. I. u. II, Göttingen
1798 und 1801, der betreffende Abfchnitt in Fr. KEglers Gefchichte der Malerei, dritte Aufl.,
Leipzig 1867, Bd. III und einige bevorzugte Capitel in Dohmes Kunft und Künftler und der
Hiftoire des peintres de toutes les ecoles. — Die wichtigften Quellen für diefen Abfchnitt bildet die
mehr oder weniger gleichzeitige Literatur italienifcher Autoren, wie Scanelli, Baglione, Bellori, Ridolfi,
Malvafta, Pascoli, Pafseri, Baldinucci, Soprani u. f. w., welche eben weil fie meift local begrenzt ift,
ebenfo wie die localen Künftlerlexika und Kunftgefchichten unferes Jahrhunderts, an denen die
italienifche Literatur fo reich ift, erft fpäter zu den einzelnen Capiteln citirt werden kann. Auch
die Sammlungen von Künftlerbriefen von ßottari (»Lettere pittoriche«, Rom 1754—1773, Ausgabe von
dicozzi, Mailand 1822—25), Gualandi (Nuova raccolta di lettere etc., Bologna 1844—1856), Campori
(Lettere artiftiche inedite, Modena 1866) und Guhl (»Künftlerbriefe« zweite Aufl. von RoJ'enberg,
Berlin 1879) kommen in Betracht. Wichtige Urkundenforfchungen, die auch das 17. Jahrhundert
umfaffen, aber enthält vor allen Dingen das Werk von M. Gualandi: Memorie original! italiane
risguardanti le belle arti, Serie prima, Bologna 1840 — serie sesta, Bologna 1845.
8®
n der allgemeinen Weltgefchichte fpielt Italien im fiebzehnten Jahr-
pS hundert keine Hauptrolle; von den italienifchen Staaten, die uns Zuftände-
kunftgefchichtlich am Herzen liegen, ftand Neapel unter fpanifcher
Herrfchaft, von der es auch der von Mafaniello erregte Volksaufftand (1647)
nicht zu befreien vermochte, gehörten Bologna und Ferrara dem römifchen
Kirchenflaate an, deffen Herren, die Päpfte, zwar noch gelegentliche Reibungen
mit italienifchen und auswärtigen Staaten zu beftehen hatten, aber keine Kriege
mehr führten und fich die Befeftigung der Kirchenmacht nach innen und aufsen
auf friedlichem Wege angelegen fein liefsen, und war Florenz unter feinen
mediceifchen Grofsherzögen immer noch eine der reichften und kunftfinnigften
Städte der Erde, wenngleich feit der Mitte des Jahrhunderts auch hier Stag-
nation und Verfall fich meldeten, während Venedig, reicher, prachtliebender
und ariftokratifcher als je, in den blutigen Türkenkriegen feine Herrfchaft
Die italienische Malerei des 17. Jahrhunderts,1)
l) Die meiden der oben, Bd. I S. 412, Anm. 1) citirten Literatur- und Quellenwerke laffen
uns für die Gefchiclite der italienifchen Malerei im fiebzehnten Jahrhundert im Stich. Vafari konnte
feiner Lebenszeit nach die Meifter diefes Zeitalters nicht mehr mitbehandeln; aber auch die hiftorifchen
Werke unferes Jahrhunderts, wie E. Förßers, Crowe und Cavalcasellds und W. Lübke’^ Gefchichten
der italienifchen Malerei, haben das fiebzehnte Jahrhundert ebenfowenig mitbehandelt, wie die Unter-
fuchungen v. Ruhmors und Giov. Morelli’s, ßervioiieff’G) oder Gayes »Carteggio degli Artifti« fich
auf diefelben erftreckten. Selbft Burckhardts »Cicerone« behandelt die Meifter des fiebzehnten
Jahrhunderts nur ganz fummarifch, wenngleich geiftvoll, wie alles. Von den allgemeinen Werken
über die italienifche Kunftgefchichte kommen die am genannten Orte angeführten italienifchen Werke
von Lanzi und Roßmi, die jedoch nicht auf dem Boden der gegenwärtigen Kritik flehen, in Betracht;
neben ihnen etwa noch J. D. Fiorillo, Gefchichte der zeichnenden Künfte, Bd. I. u. II, Göttingen
1798 und 1801, der betreffende Abfchnitt in Fr. KEglers Gefchichte der Malerei, dritte Aufl.,
Leipzig 1867, Bd. III und einige bevorzugte Capitel in Dohmes Kunft und Künftler und der
Hiftoire des peintres de toutes les ecoles. — Die wichtigften Quellen für diefen Abfchnitt bildet die
mehr oder weniger gleichzeitige Literatur italienifcher Autoren, wie Scanelli, Baglione, Bellori, Ridolfi,
Malvafta, Pascoli, Pafseri, Baldinucci, Soprani u. f. w., welche eben weil fie meift local begrenzt ift,
ebenfo wie die localen Künftlerlexika und Kunftgefchichten unferes Jahrhunderts, an denen die
italienifche Literatur fo reich ift, erft fpäter zu den einzelnen Capiteln citirt werden kann. Auch
die Sammlungen von Künftlerbriefen von ßottari (»Lettere pittoriche«, Rom 1754—1773, Ausgabe von
dicozzi, Mailand 1822—25), Gualandi (Nuova raccolta di lettere etc., Bologna 1844—1856), Campori
(Lettere artiftiche inedite, Modena 1866) und Guhl (»Künftlerbriefe« zweite Aufl. von RoJ'enberg,
Berlin 1879) kommen in Betracht. Wichtige Urkundenforfchungen, die auch das 17. Jahrhundert
umfaffen, aber enthält vor allen Dingen das Werk von M. Gualandi: Memorie original! italiane
risguardanti le belle arti, Serie prima, Bologna 1840 — serie sesta, Bologna 1845.
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n der allgemeinen Weltgefchichte fpielt Italien im fiebzehnten Jahr-
pS hundert keine Hauptrolle; von den italienifchen Staaten, die uns Zuftände-
kunftgefchichtlich am Herzen liegen, ftand Neapel unter fpanifcher
Herrfchaft, von der es auch der von Mafaniello erregte Volksaufftand (1647)
nicht zu befreien vermochte, gehörten Bologna und Ferrara dem römifchen
Kirchenflaate an, deffen Herren, die Päpfte, zwar noch gelegentliche Reibungen
mit italienifchen und auswärtigen Staaten zu beftehen hatten, aber keine Kriege
mehr führten und fich die Befeftigung der Kirchenmacht nach innen und aufsen
auf friedlichem Wege angelegen fein liefsen, und war Florenz unter feinen
mediceifchen Grofsherzögen immer noch eine der reichften und kunftfinnigften
Städte der Erde, wenngleich feit der Mitte des Jahrhunderts auch hier Stag-
nation und Verfall fich meldeten, während Venedig, reicher, prachtliebender
und ariftokratifcher als je, in den blutigen Türkenkriegen feine Herrfchaft