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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0172
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i6o

Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

befitzt eine ausgeprägtere Eigenart, als beide, und gehört in feinen betten
Werken doch zu den guten Meiftern des 17. Jahrhunderts.
Andere Natürlich ift der Anhang der Carracci mit diefen fünf Malern noch
bchuler der . 0
Carracci. lange nicht erfchöpft. Ihre Schüler zweiten und dritten Ranges können hier
aber nur in aller Kürze befprochen werden.
Von den Meiftern, welche unter Ludovico Carracci im Klofterhofe von
S. Michele in Bosco malten (oben S. 127), find einige, die wir übergehen
müffen, fonft kaum bekannt; andere hatten einen etwas gröfseren Wirkungs-
kreis. Zu diefen gehören: Lucio Maffari (1569—1633)1 2 3 4), der Freund Fr.
Albanos und noch gröfsere Freund der Jagd und der Landwirthfchaft, welcher
aus der Schule Paffarotti’s (oben S. 16) in diejenige Ludovico’s überging, unter
der Leitung diefes Künftlers in S. Michele in Bosco vier Fresken aus dem
Leben des hl. Benedict malte, denen eine ruhige, leichte Correctheit ohne
eigene Individualität nachgerühmt wurde, jetzt aber am betten in der Pinako-
Francescö thek zu Bologna ftudirt werden kann, — Francesco Brizio (1574—1623), der
ebenfalls zuerft Schüler Paffarotti’s, dann Ludovico’s und Agoftino’s war, und
abgefehen von feinem Bilde aus dem Leben des hl. Benedict, zweien aus dem-
jenigen der hl. Cacilia und den architektonifchen Hintergründen zu einigen
Darftellungen des Ludovico Carracci in S. Michele in Bosco, fowie beglaubigten
Werken in der Pinakothek zu Bologna, hauptfächlich als Stecher und Radirer
Baid. Aioifi. bekannt ift,2) — Bald. Aloifi, genannt Galanino^} {f-STl—T638), welcher von
Anfang an Carraccifchüler war, in S. Michele in Bosco aber nur eine Darftellung
aus der Cäcilienlegende malte und in Bologna, deffen Pinakothek auch nur ein
Gemälde feiner Hand befitzt, überhaupt fchwach vertreten ift, weil er fich fchon
im erften Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts nach Rom wandte, wo er fich
einen Ruf als tüchtiger Porträtmaler erwarb und fein Leben befchlofs, —
GarbiT” und Lorenzo Garbieri (1580—1654) 4), ebenfalls von Haus aus Schüler Ludo-
vico Carracci’s, der aufser diefem die. meiften Bilder, nämlich nicht weniger
als heben, in S. Michele in Bosco gemalt hatte, übrigens ein ernfter, düfterer
Meifter mit phantaftifchem Anflug war, wie das auch fein Kirkebild in der
Pinakothek zu Bologna, dem er feinen Namen mit griechifchen Buchftaben
einfügte, beweift.
Von gröfserer Bedeutung waren drei andere Meifter diefer Reihe.
Leoneiio Der ältefte von ihnen, Leonello Spada (1576—1622)5), war urfprünglich in
Seine Ent- der Akademie der Carracci gebildet worden, dann warf er fich unter der
Leitung DentoneS (fliehe unten) auf die Decorationsmalerei und führte an
Aufsen- und Innenwänden Bolognefer Häufer eine Reihe Zierarbeiten aus,
deren figürlicher Theil ihn bald zur Hiftorienmalerei zurückführte. Ein Bild
Sein aus diefer Jugendzeit des Meifters, welches fchon die kräftigen, naturaliftifdhen
in Bologna. Seiten der Richtung der Carracci betont zeigt, ift feine Darftellung Melchi-
fedeks und Abrahams in der Pinakothek zu Bologna. Von Haus aus dem
1) Malvafia a. a. O. I, p, 551 — 559.
2) Malvafia a. a. O. I, p. 536 — 541 ; Bartfeh, Peintre graveur XVIII, p. 249—269.
3) Baglione a. a. O. g. 348—349. ■— Malvafia a. a. O. II, p. 133—136.
4) Malvafia a. a. O. II, p. 297—306.
5) Malvafia a. a. O. II, p. 103—120.
 
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