Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Schule der Carracci und ihre Ausläufer. ibl
Michelangelo da Caravaggio verwandt, fühlte er fich bald fo mächtig zu dem- Sein Leben
ö . mit Cara-
felben hingezogen, dafs er nach Rom ging und fich eng an diefen Meifter, vaggio.
der in ihm endlich einen Schüler nach feinem Herzen gefunden zu haben er-
klärte j), anfchlofs, ja, ihm nach Neapel und Malta folgte. Von hier kehrte
er nach Bologna zurück, wo er feine beiden Fresken in S. Michele in Bosco, rteskL
die von den Zeitgenoffen zu den packendften der ganzen Reihe gezählt wurden,
nämlich des hl. Benedict Heilung eines vom Dache Geftürzten und die Feuer-
prüfung der hl. Cacilia malte, und bald mit Aufträgen jeder Art überfchüttet
wurde. Manche Härten, die er fich im Umgang mit Caravaggio angewöhnt
hatte, ftreifte er nun wieder ab, behielt aber eine kräftige Formengebung, eine
plaftifche Modellirung und eine fatte Färbung, Eigenfchaften genug, um ihn
trotz einer gewiffen innerlichen Kälte zu einem Liebling feiner Zeitgenoffen
zu machen. Seine bedeutendften erhaltenen Fresken find diejenigen in der
Madonna della Ghiara zu Reggio und die leidenfchaftlich bewegte Darftellung in Reggio,
der Verbrennung der ketzerifchen Bücher durch den hl. Dominicus in deffen
Capelle in S. Domenico zu Bologna. Seine Oelgemälde findet man in ver- in Bologna,
fchiedenen Sammlungen Europas. Unter feinen religiöfen Bildern ragen »die OelfjCjjde
Hinrichtung des hl. Chriftoph« im Louvre und »die Vifion des hl. Franciscus« in im Louvre,
der Galerie zu Modena hervor, von feinen altteftamentarifchen Bildern find Dar- in Modena,
Heilungen, wie David mit dem Schwerte und dem Haupte Goliaths in der
Dresdner Galerie, Judith mit dem Haupte des Holofernes in der Akademie zu Parma, •“ p.
der Tod Abels im Neapeler Mufeum charakteriftifch für den Meifter; aber in Neapel,
auch in lebensgrofsen fittenbildlichen Darftellungen hat er feinem Vorbild
Caravaggio nachgeeifert. Die Galerie zu Modena befitzt eine prächtig rea- in Modena,
liftifche Wahrfagerfcene, »Concerte« feiner Hand aber befinden fich im Louvre im Louvre,
zu Paris und in der Galerie Borghefe zu Rom. Bwghefe
Ein Jahr jünger als Leonello Spada war Al. Tiarini'1 2} (1577—1668), der Xi. Tmi-ini.
erft, nachdem er bereits Schüler des Profpero Fontana und des B. Cefi in Sejne Ent-
1 wicklung.
Bologna, fowie des Paffignano in Florenz gewefen war, zu Ludovico Carracci
überging und in Folge deffen in feinen Jugendwerken auch noch als Manierift
der alten Art erfcheint, während er nach feiner Rückkehr in feine Vaterftadt
jenen unter dem Einfluffe der Carracci flehenden, doch aber von ausgeprägter
Eigenart erfüllten Stil ausbildete, der die Werke feiner reifen Bolognefer Zeit Sein Stil,
kennzeichnet. Das Hauptgewicht legte er auf die Compofition und die Zeich-
nung: er liebte grofse Linien, eine plaftifche Modellirung und ftudirte Ver-
kürzungen; er bevorzugte matte, violette, gelbliche und hellrothe Töne, die er
zu einer milden, kühlen Harmonie zu verfchmelzen wufste. Ift der Gefammt-
eindruck feiner Werke zwifchen anderen daher auch etwas hart und kalt, fo
gewinnen fie doch, wenn man fich in fie hineinfieht. In S. Michele in Bosco Seine
malte er, fpäter als die übrigen dort arbeitenden Meifter, die Hiftorie von dem s. Micheio
begrabenen Mönche, dem die Erde keine Ruheftätte gewähren wollte; neben ™ °SC°’
Leonello Spada malte er in der Madonna della Ghiara zu Reggio und in in Reggio,
S. Domenico zu Bologna. Unter feinen Altargemälden gilt »die Anbetung in Bologna.
1) Maluafia a. a. O. p. 105.
2) Malvafia a. a. O. II, p. 181 — 213.
Gefchichte d. Malerei. III. j j
Michelangelo da Caravaggio verwandt, fühlte er fich bald fo mächtig zu dem- Sein Leben
ö . mit Cara-
felben hingezogen, dafs er nach Rom ging und fich eng an diefen Meifter, vaggio.
der in ihm endlich einen Schüler nach feinem Herzen gefunden zu haben er-
klärte j), anfchlofs, ja, ihm nach Neapel und Malta folgte. Von hier kehrte
er nach Bologna zurück, wo er feine beiden Fresken in S. Michele in Bosco, rteskL
die von den Zeitgenoffen zu den packendften der ganzen Reihe gezählt wurden,
nämlich des hl. Benedict Heilung eines vom Dache Geftürzten und die Feuer-
prüfung der hl. Cacilia malte, und bald mit Aufträgen jeder Art überfchüttet
wurde. Manche Härten, die er fich im Umgang mit Caravaggio angewöhnt
hatte, ftreifte er nun wieder ab, behielt aber eine kräftige Formengebung, eine
plaftifche Modellirung und eine fatte Färbung, Eigenfchaften genug, um ihn
trotz einer gewiffen innerlichen Kälte zu einem Liebling feiner Zeitgenoffen
zu machen. Seine bedeutendften erhaltenen Fresken find diejenigen in der
Madonna della Ghiara zu Reggio und die leidenfchaftlich bewegte Darftellung in Reggio,
der Verbrennung der ketzerifchen Bücher durch den hl. Dominicus in deffen
Capelle in S. Domenico zu Bologna. Seine Oelgemälde findet man in ver- in Bologna,
fchiedenen Sammlungen Europas. Unter feinen religiöfen Bildern ragen »die OelfjCjjde
Hinrichtung des hl. Chriftoph« im Louvre und »die Vifion des hl. Franciscus« in im Louvre,
der Galerie zu Modena hervor, von feinen altteftamentarifchen Bildern find Dar- in Modena,
Heilungen, wie David mit dem Schwerte und dem Haupte Goliaths in der
Dresdner Galerie, Judith mit dem Haupte des Holofernes in der Akademie zu Parma, •“ p.
der Tod Abels im Neapeler Mufeum charakteriftifch für den Meifter; aber in Neapel,
auch in lebensgrofsen fittenbildlichen Darftellungen hat er feinem Vorbild
Caravaggio nachgeeifert. Die Galerie zu Modena befitzt eine prächtig rea- in Modena,
liftifche Wahrfagerfcene, »Concerte« feiner Hand aber befinden fich im Louvre im Louvre,
zu Paris und in der Galerie Borghefe zu Rom. Bwghefe
Ein Jahr jünger als Leonello Spada war Al. Tiarini'1 2} (1577—1668), der Xi. Tmi-ini.
erft, nachdem er bereits Schüler des Profpero Fontana und des B. Cefi in Sejne Ent-
1 wicklung.
Bologna, fowie des Paffignano in Florenz gewefen war, zu Ludovico Carracci
überging und in Folge deffen in feinen Jugendwerken auch noch als Manierift
der alten Art erfcheint, während er nach feiner Rückkehr in feine Vaterftadt
jenen unter dem Einfluffe der Carracci flehenden, doch aber von ausgeprägter
Eigenart erfüllten Stil ausbildete, der die Werke feiner reifen Bolognefer Zeit Sein Stil,
kennzeichnet. Das Hauptgewicht legte er auf die Compofition und die Zeich-
nung: er liebte grofse Linien, eine plaftifche Modellirung und ftudirte Ver-
kürzungen; er bevorzugte matte, violette, gelbliche und hellrothe Töne, die er
zu einer milden, kühlen Harmonie zu verfchmelzen wufste. Ift der Gefammt-
eindruck feiner Werke zwifchen anderen daher auch etwas hart und kalt, fo
gewinnen fie doch, wenn man fich in fie hineinfieht. In S. Michele in Bosco Seine
malte er, fpäter als die übrigen dort arbeitenden Meifter, die Hiftorie von dem s. Micheio
begrabenen Mönche, dem die Erde keine Ruheftätte gewähren wollte; neben ™ °SC°’
Leonello Spada malte er in der Madonna della Ghiara zu Reggio und in in Reggio,
S. Domenico zu Bologna. Unter feinen Altargemälden gilt »die Anbetung in Bologna.
1) Maluafia a. a. O. p. 105.
2) Malvafia a. a. O. II, p. 181 — 213.
Gefchichte d. Malerei. III. j j