Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Schule der Carracci und ihre Ausläufer. 165
zu Bologna; das bedeutendfte von ihnen ftellt eine Wundergefchichte des
hl. Cardinals Buenaventura dar. Arbeiten feiner fpäteren flaueren Zeit find
ebendort und in den Kirchen Bolognas nicht feiten; doch befitzt auch die
Brera zu Mailand eine »heil. Familie« diefer Art; und in der Dresdner
Galerie fieht man eine in der Färbung verblafene, aber formenreine und keines-
wegs ausdruckslofe hl. Magdalena, in der kaif. Galerie zu Wien ein nebelhaft
angehauchtes Bild feiner Hand, welches Morpheus und Halkyone darftellt.
Bedeutend jünger als diefe beiden Meifter ift Guido Canlciffi, ein 1601 in Caniaffi
S. Arcangelo bei Rimini geborener, bei Guido Reni gebildeter, fpäter als
Hofmaler Kaifer Leopolds I. hauptfächlich in Venedig thätiger und 1681 in
Wien verdorbener Künftler, deffen Name der Häfslichkeit feines Kopfes wegen
in Cagnacci verdreht wurde. Als Maler aber gehört er zu den gediegenften
Nachfolgern Reni’s. Es find hauptfächlich Staffeleibilder feiner Hand bekannt,
von denen die Darftellung der Magdalena, welche Engel gen Himmel führen,
in der Pinakothek zu München (Wiederholungen im Pal. Pitti zu Florenz und
in der Eremitage zu Petersburg) die berühmtefte ift. Aufserdem befitzt die
Münchener Pinakothek noch eine »Guido Cagnacci« bezeichnete Mater dolorofa
feiner Hand, in der kaif. Galerie zu Wien befinden fich eine Kleopatra, ein
Hieronymus und ebenfalls eine Magdalena des Meifters. Seine Darftellung
der Lucrezia kommt in der Accademia di S. Luca zu Rom1), in Madrid und
in Gaffel vor. Braunfehweig befitzt feine gefeffelte Andromeda und feinen Narcifs.
Am engften mit Guido verbunden blieb Giov. Andr. Sirani'-} (1610 G10cv' A.ndl
ö 7 v Sirani.
bis 1670), der erft Schüler Cavedone’s, dann Guidos war, dem letzteren an
unzähligen Arbeiten half, andere nach deffen Tode vollendete, fchliefslich aber
auch eine Reihe tüchtiger eigener Arbeiten ausführte, von denen »das Gaft-
mahl im Haufe des Pharifäers« in der Certofa bei Bologna für fein Hauptwerk
gilt. Auch als Radirer hat er fich bekannt gemacht. Oefter noch genannt
als er wird feine Tochter und Schülerin Elifabetta Sirani (1638—1665), eine Elifabetta
ihrer Zeit hochgefeierte Malerin, welche ihren eigenen Aufzeichnungen3) nach
in den Jahren von 1655 bis 1665, ihrem Todesjahre, nicht weniger als 177 Bilder
gemalt hat, kirchliche Darftellungen, weltliche Gegenftände und Bildniffe. Die
Seltenheit fo vielfeitiger Malerinnen trug natürlich das ihre zu ihrem Rufe bei.
In Wirklichkeit zeigen ihre Darftellungen den flauen Durchfchnittsftil der
Schule Guidos. Von ihren Werken, die fie in ihrem eigenen Verzeichnifs
erwähnt, befitzt die Certofa bei Bologna noch die 1658 gemalte grofse »Taufe
Chrifti« , die Galerie zu Modena den hl. Antonius mit dem Chriftuskind im
Arme von demfelben Jahre, die kaif. Galerie zu Wien die Darftellung der
Martha und Maria, die wohl mit dem von ihr unter 1661 als »zwei weibliche
Halbfiguren« u. f. w. verzeichneten Bilde identifch ift, die Pinakothek zu Bologna
u. a. den gröfseren hl. Antonius von 1662 und die Petersburger Eremitage
das allegorifch zugeftutzte Bild des jungen Weltheilandes von demfelben Jahre.
Zu Guidos bedeutendften Schülern gehört ferner Simone CantarinC} (1612 bis Simone
_ Cantarini.
1) Wiederholung oder Copie unter Ficherelli’s Namen in der Dresdner Galerie
2) Bolognini-Amorini a. a. O. V, p. 353—359.
3) Das Verzeichnifs ift abgedruckt bei Malvafia a. a. O. p. 467—476.
4) Malvafia a. a. O. II, p. 435—488.
zu Bologna; das bedeutendfte von ihnen ftellt eine Wundergefchichte des
hl. Cardinals Buenaventura dar. Arbeiten feiner fpäteren flaueren Zeit find
ebendort und in den Kirchen Bolognas nicht feiten; doch befitzt auch die
Brera zu Mailand eine »heil. Familie« diefer Art; und in der Dresdner
Galerie fieht man eine in der Färbung verblafene, aber formenreine und keines-
wegs ausdruckslofe hl. Magdalena, in der kaif. Galerie zu Wien ein nebelhaft
angehauchtes Bild feiner Hand, welches Morpheus und Halkyone darftellt.
Bedeutend jünger als diefe beiden Meifter ift Guido Canlciffi, ein 1601 in Caniaffi
S. Arcangelo bei Rimini geborener, bei Guido Reni gebildeter, fpäter als
Hofmaler Kaifer Leopolds I. hauptfächlich in Venedig thätiger und 1681 in
Wien verdorbener Künftler, deffen Name der Häfslichkeit feines Kopfes wegen
in Cagnacci verdreht wurde. Als Maler aber gehört er zu den gediegenften
Nachfolgern Reni’s. Es find hauptfächlich Staffeleibilder feiner Hand bekannt,
von denen die Darftellung der Magdalena, welche Engel gen Himmel führen,
in der Pinakothek zu München (Wiederholungen im Pal. Pitti zu Florenz und
in der Eremitage zu Petersburg) die berühmtefte ift. Aufserdem befitzt die
Münchener Pinakothek noch eine »Guido Cagnacci« bezeichnete Mater dolorofa
feiner Hand, in der kaif. Galerie zu Wien befinden fich eine Kleopatra, ein
Hieronymus und ebenfalls eine Magdalena des Meifters. Seine Darftellung
der Lucrezia kommt in der Accademia di S. Luca zu Rom1), in Madrid und
in Gaffel vor. Braunfehweig befitzt feine gefeffelte Andromeda und feinen Narcifs.
Am engften mit Guido verbunden blieb Giov. Andr. Sirani'-} (1610 G10cv' A.ndl
ö 7 v Sirani.
bis 1670), der erft Schüler Cavedone’s, dann Guidos war, dem letzteren an
unzähligen Arbeiten half, andere nach deffen Tode vollendete, fchliefslich aber
auch eine Reihe tüchtiger eigener Arbeiten ausführte, von denen »das Gaft-
mahl im Haufe des Pharifäers« in der Certofa bei Bologna für fein Hauptwerk
gilt. Auch als Radirer hat er fich bekannt gemacht. Oefter noch genannt
als er wird feine Tochter und Schülerin Elifabetta Sirani (1638—1665), eine Elifabetta
ihrer Zeit hochgefeierte Malerin, welche ihren eigenen Aufzeichnungen3) nach
in den Jahren von 1655 bis 1665, ihrem Todesjahre, nicht weniger als 177 Bilder
gemalt hat, kirchliche Darftellungen, weltliche Gegenftände und Bildniffe. Die
Seltenheit fo vielfeitiger Malerinnen trug natürlich das ihre zu ihrem Rufe bei.
In Wirklichkeit zeigen ihre Darftellungen den flauen Durchfchnittsftil der
Schule Guidos. Von ihren Werken, die fie in ihrem eigenen Verzeichnifs
erwähnt, befitzt die Certofa bei Bologna noch die 1658 gemalte grofse »Taufe
Chrifti« , die Galerie zu Modena den hl. Antonius mit dem Chriftuskind im
Arme von demfelben Jahre, die kaif. Galerie zu Wien die Darftellung der
Martha und Maria, die wohl mit dem von ihr unter 1661 als »zwei weibliche
Halbfiguren« u. f. w. verzeichneten Bilde identifch ift, die Pinakothek zu Bologna
u. a. den gröfseren hl. Antonius von 1662 und die Petersburger Eremitage
das allegorifch zugeftutzte Bild des jungen Weltheilandes von demfelben Jahre.
Zu Guidos bedeutendften Schülern gehört ferner Simone CantarinC} (1612 bis Simone
_ Cantarini.
1) Wiederholung oder Copie unter Ficherelli’s Namen in der Dresdner Galerie
2) Bolognini-Amorini a. a. O. V, p. 353—359.
3) Das Verzeichnifs ift abgedruckt bei Malvafia a. a. O. p. 467—476.
4) Malvafia a. a. O. II, p. 435—488.