Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0178
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
i66

Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

1648), der von feiner Vaterftadt Pefaro den Beinamen »il Pefarefe« empfangen
hat. Urfprünglich unter venezianifchen Einflüßen gebildet, lernte er Guido durch
Copiren nach deffen Gemälden fo fchätzen, dafs er noch als fertiger Meifter
zu ihm nach Bologna in die Schule ging. Später entzweite er fich mit
ihm und ging nach Rom, gründete aber fchliefslich doch felbft eine Schule in
Bologna. Cantarini ift ein kräftiger Zeichner, aber ein fchwacher Colorift,
deffen unvermittelt neben einander flehenden kalten Farben es freilich nicht
an Kraft und Körper, wohl aber an innerem Leben und Reiz fehlt. Zu
feinen Hauptwerken gehört die Himmelfahrt Mariae in der Pinakothek zu
Bologna. Andere charakteriftifche Werke feiner Hand find die Verklärung
Chrifti in der Brera zu Mailand, das Abendmahl zu Emmaus in der Galerie

L. Pafinelli.

auch feine eigenen Landfchaften

Flaminio
Torre.

Albani’s
Schule.

Dom. Maria
Canuti.

Giov. Bat.
Mola.

Zunächft wären Giov. Bat. Mola
Toll 1616 in Befangon geboren

mannichfaltigeres Gefammtbild.
Mola zu nennen. Der erftere
Rom geftorben fein, vielfach, wie Viola, die landfchaftlichen

zu Modena, Jofephs Flucht vor Potiphars Weib in der Dresdner Galerie,
noch andere in München, Wien und Petersburg. In feiner fpäteren Lebenszeit
warf er fich befonders auf die Radirung, in welcher er ausgezeichnetes leiftete.l)
Von Cavedone zu Guido, dann aber von Guido zu Cantarini ging Flaminio
Torre über, ein Meifter, der 1661 in der Blüthe feiner Jahre als Hofmaler in
Modena ftarb.2) Erft ein Schüler Cantarini’s, dann ein Schüler Flaminio Torres
aber war Lor. Pafinelli^ (1629—1700), ein in feiner Art tüchtiger, wenngleich
fchon halb »akademifcher« Maler und Radirer, den man in der Pinakothek zu
Bologna kennen lernen kann.
Als jüngfter Schüler Guidos von einiger Bedeutung ift endlich Dom.
Maria Canuti (1620—1648)4) zu nennen, der als Maler zunächft die Deco-
rationskunft im Sinne Dentone’s (f. oben S. 162) pflegte, und diefelbe in
römifchen wie in bolognefifchen Paläften ausübte, aber auch eine Reihe
guter Staffeleibilder fchuf, von denen fein Tod des hl. Benedict in der Pina-
kothek zu Bologna das bedeutendfte ift, eine Darftellung, mit der er fich, als
er 1667 von Rom heimkehrte, rafch wieder einen Namen und Anhang in feiner
Vaterftadt erwarb. Als Radirer hat er fich nur in wenigen Blättern verflicht
Aus Albani’s Schule find nicht fo zahlreiche, aber verfchiedenartiger be-
gabte Künftler hervorgegangen, als aus derjenigen Guidos; und mit ihren
Abzweigungen und Ausläufern, die uns nach Rom hinüberleiten, bietet fie ein
reicheres und
und Pier. Fr.
und 1662 in
Hintergründe zu Albanis Bildern gemalt, aber
mit figürlichen Scenen im Stile Albanis, wenn auch kälter und trockener als
diefer, ausgeftattet haben. Beglaubigte Bilder feiner Hand aber fcheint niemand
gefehen zu haben. Nach Malvafia 5) füllte man annehmen, dafs fie fich unter
p‘jer iFr-Werken verdecken, die dem Albani felbft zugefchrieben werden. Pier. Pr.
Mola hingegen, deffen Vater auffallender Weife auch Gio. Battifta Mola ge-
nannt wird, ohne dafs auf eine Verwandtschaft mit dem vorigen hingedeutet

1) Bartfeh a. a. O. XIX, p. 119—146.
2) Vgl. Malvafia a. a. O. II, p. 449.
3) G. P. Zanotti, Nuovo fregio etc. nella Vita di Lor. Pafmelli, Bologna I7°3-
4) Luigi Canontco Crefpfs Fortfetzung von Malvafia’'s, Felfma Pittrice (Rom 1769) p. 110 119.
5) Felfma pittrice a. a. O. II, p. 292.
 
Annotationen