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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0179
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Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. B. Die Schule der Carracci und ihre Ausläufer. 167

würde, tritt uns in vielen erhaltenen Bildern als Künftler von leicht erkenn-
barer Eigenart entgegen. Ueber fein Geburts- und fein Todesjahr wider-
fprechen die Quellen fich.1') Sicher ift, dafs er um die Mitte des Jahrhunderts
in Rom in hohem Anfehen ftand und viele Fresken, z. B. »Jofeph und feine
Brüder in Aegypten« im Quirinalpalafte, und noch mehr Staffeleigemälde malte,
welche fich nicht nur in den römifchen Galerien, von denen z. B. die Gal.
Colonna den «Tod Abels«, die capitolinifche Galerie »Hagar und Ismael« be-
wahrt, fondern auch diefeits der Alpen in beträchtlicher Anzahl erhalten haben.
Befonders in den öffentlichen Sammlungen von Petersburg, Paris, München
und Dresden fieht man diefe in der Regel nur mittelgrofsen Gemälde mit
verhältnifsmäfsig kleinen, breit und energifch behandelten Figuren vor einem
ausgebildeten, durch keck und paftos hingeworfene üppige Bäume und be-
deutende Lichtwirkungen im dunklen, kräftig-braunen Gefammtton ausgezeich-
neten landfchaftlichen Hintergründe.
Von bedeutenderem Einflufs wurde Andrea Sacchi, geb. zu Nettuno bei |^rea
Rom, nach feiner Grabfchrift2 3) im Februar 1598, geft. zu Rom im Juni 1661,
ein Meifter, der nicht nur als Albanis bedeutendfter Schüler, fondern zugleich
als der Begründer einer neuen »römifchen Schule«, die fich bis tiefDie."e,ue
ö romilche
ins achtzehnte Jahrhundert hineinerftreckt, gefeiert wird. Seine Darftellungen Schule,
zeichnen fich durch eine gewiffe ftille Gröfse, durch eine wohlabgewogene
Anordnung, einen breiten Flufs der Gewandung, einen ruhigen, klaren und
doch das Helldunkel gefchickt verwerthenden Farbenton, aber auch durch
eine edle Auffaffung und vornehme geiftige Empfindung aus. Sein berühm-
teftes Bild, in dem feine guten Eigenfchaften befonders glänzend zur Ent-
faltung kommen, ift die Darftellung des hl. Romualdus, welcher feinen
Kamaldulenfermönchen die Himmelsleiter zeigt, auf der fie zur ewigen Herr-
lichkeit emporfteigen. Diefes Bild und ein zweites, welches eine Wunder-
gefchichte Gregors d. Gr. erzählt, befinden fich in der vaticanifchen Galerie;
feine Darftellung des Todes der hl. Anna fieht man in der Kirche S. Carlo
ai Catinari, ein fchönes Prieft erbildnifs feiner Hand in der Galerie Borghefe zu
Rom. Aufserhalb der ewigen Stadt find feine Gemälde feiten; doch kommen
fie u. a. in Madrid und Petersburg vor.
Ein Schüler Sacchi’s und nach ihm der Hauptvertreter der römifchen
Schule bis in’s achtzehnte Jahrhundert hinein war Carlo Maratta oder Carlo
* JV[cir a. t ta,
MarattiA}, geb. 1625 in der Mark Ancona, geft. 1713 in Rom, ein feiner
Zeit höchft angefehener Maler und Radirer, der von Sacchi durch felbftändige Seine
Studien auf Raphael, die Carracci und Guido Reni zurückging und mit
1) Nach Paßen, a. a. O. p. 390, wäre er 1612 in Mailand geboren und 1668 als Vorfteher
der Accademia di San Luca in Rom geftorben, nach Pascoli, Vite de’ Pittori etc. moderni, Roma
T73°> P- 122—129 wäre er 1621 zu Coldre bei Como geboren und 1666, als er gerade eine
äufserft günftige Berufung an den franzöfifchen Hof angenommen hatte, plötzlich in Rom geftorben.
Sein Vater, der Architekt G. B. Mola, war allerdings aus Coldre gebürtig: A. Bertolotti, Artisti lom-
bardi a Roma, Milano 1881, p. 15; 95.
2) Lanzi, Storia a. a. O. VI, p. 134.
3) G. P. Bellon, Vite dei pittori etc., (zuerft in der Ausgabe von 1728); Ausgabe Pifa 1821,
lü, p. 136—237 (Maratta’s Leben von Bellori begonnen, von anderen vollendet); Pdfferi a. a. O.
und Malvafia a. a. O. passim.
 
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