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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0183
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Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunders. C. Michelangelo Merifi da Caravaggio. jyj

ficher anerkennen, aber doch nicht umhin können, fie wegen ihrer jeder eigenen
Empfindung entbehrenden Formenfprache und ihres trocknen, kreidigen
Farbentones zu den kalten Nachzüglerarbeiten der Schule zu zählen. Der andere
diefer Meifter ift der Hauptlandfchafter der zweiten Generation der Carracciften.
Er heifst G. Fr. Grimaldi. wird auch Giov. Francesco Bolognefe genannt und G^m^rdi
ift in der That geborener Bolognefe. Da die Bolognefer Berichterftatter ihn Seine
, . r t 1 Herkunft,
jedoch merkwürdiger Weife übergehen ■), fo find feine Lebensumftande nur
theilweife bekannt. Pascoli nennt 1606 als fein Geburts-, 1680 als fein Sterbejahr.
Demnach könnte er keinen der Carracci, felbft Ludovico kaum, zum Lehrer ge-
habt, immerhin fich aber unter deren Nachfolgern in Bologna gebildet haben.
Dafs er 1648 nach Paris kam und hier für den Cardinal Mazarin in deffen Arbse^^ in
Palaft Landfchaftsfresken malte, erfahren wir aus zeitgenöffifchen franzöfifchen pbJ‘|,ouJ)d
Quellen.1 2) Auch arbeitete er im königlichen Palafte zu Paris. Vorher und
nachher lebte er in Rom. Hier find z. B. die decorativen Landfchaftsfresken
in den letzten Zimmern der Galerie Borghefe und die Landfchaften mit Scenen
des alten Teftaments in einem Saale des Quirinalp alaftes von feiner Hand. In
Paris aber haben fich jene Fresken, welche er im Palais Mazarin, jetzt der
Nationalbibliothek, gemalt hat, erhalten: acht Nifchengemälde an der Lang-
wand der Galerie, den acht Fenftern gegenüber, und fechzehn fchmale, hohe
Darftellungen zu beiden Seiten diefer Fenfter, aus Bäumen, Waffer und Felfen
zufammengefetzte, breit und decorativ hingeftrichene, aber doch anmuthige
und fchwungvolle, wenn auch etwas monotone Landfchaftscompofitionen.
Staffeleibildern feiner Hand begegnet man ab und zu in den italienifchen Samm- Seine Staffe-
ö 0 . leibilder.
hingen, in den englifchen Privatgalerien und im Louvre zu Paris. Den Stempel
der Nachahmung der Carracci tragen fie deutlich zur Schau, ohne fich jedoch
an grofsem Wurf und an frifcher Farbenpracht mit denen Annibales felbft
oder an forgfältiger Durchbildung der Compofitionen mit denen des Domeni-
chino meffen zu können. Am geiftvollften vielleicht tritt er uns in feinen
radirten Blättern entgegen. Bartfeh zählte ihrer 57 Nummern3), deren Staffage „ s.eine
öfter dem täglichen Leben, als der biblifchen oder mythologlifchen Hiftorie
entlehnt ift. Doch gilt die reiche Flufslandfchaft mit der »Flucht nach Aegypten«
(B. 51) für feine fchönfte Schöpfung.

C. Michelangelo Merifi da Caravaggio und feine Nachfolger.

Auf zwei Wegen konnte die Umkehr von der geiftlos mit überlieferten Die zwei
Formeln fchaltenden Richtung, der die Kunft im Laufe des fechzehnten Jahr- tungen des
hunderts verfallen war, ihr Ziel erreichen: auf dem Wege der mit ernften hunderts'.

1) Malvafta (a. a. O. paffim, bef. p. 135) nennt ihn zwar mit der gröfsten Verehrung, erklärt
aber ausdrücklich fein Leben als dasjenige eines noch Lebenden nicht fclireiben zu können. Das war
um 1678. Malvafia’s Nachfolger L. Crespi und Bolognini-Atnorihi haben feine Lebensbefchreibung
auffallender Weife nicht nachgeholt. Die frühefte von einiger Ausführlichkeit findet fich bei Lione
Pascoli: Vite etc. Roma 1730, I, p. 45—51.
2) felibien) Entretiens sur les vies et sur les ouvrages des plus excellens peintres, 2. Ed. Paris
1685 —1688, II, p. 299.
3) Dazu den Nachtrag in Nagler's Monogrammiften, II, S, 1034—1035.
 
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