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Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
Sittenbilder Sittenbilder hat er dagegen, die alten, bereits liebgewordenen Motive wieder-
Epoche in holend oder variirend, auch in feiner zweiten Epoche noch zu Dutzenden ge-
malt. Berühmt und allbekannt ih die ausgezeichnete, veränderte, in dem Tone
diefer Zeit doppelt unheimlich wirkende Wiederholung der »falfchen Spieler«,
welche mit Recht zu den Hauptbildern der Dresdner Galerie gezählt wird, und
in Paris, »mufikalifche Unterhaltungen« feiner Hand befitzen z. B. die Louvrefammlung zu
in ^n’pefti Paris; Devonshire House zu London und die Pefter Landesgalerie, andere Genre-
in sT pi^rsi bilder die Caffeler Galerie, die Petersburger Eremitage u. f. w. Auch das unter dem
burg, Namen der »Geometrie« bekannte Bild eines in Lumpen gekleideten Mädchens,
imZuaRom.da das mit einem Zirkel fpielt, im Pal. Spada zu Rom wirkt als Genrebild; und
Fig. 464. Caravaggio : Falfche Spieler. Dresdener Galerie.
ähnliche Darhellungen des Meifters find überhaupt nicht feiten. Was er auf
dem Gebiete der Bildnifsmalerei leihen konnte, zeigt am glänzendften die in
Malta entftandene Darheilung des Maltefer Grofsmeihers Alof de Vignacourt
Biidniffe mit feinem Panen im Louvre zu Paris; von feinen Selbftbildniffen ift noch das
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in Nantes’, halbnackte im Mufeum zu Nantes, fowie dasjenige der Pefter Galerie zu nennen,
in Berlin! Andere Biidniffe feiner Hand befitzen z. B. das Berliner Mufeum und englifche
n England-privatfammlungen. Es find tüchtige, energifche Leihungen, denen jedoch die
Feinheit der Individualifirung fehlt, welche den grofsen fpanifchen und nieder-
Schiufs- ländifchen Porträtihen des 17. Jahrhunderts zu Gebote ftand. Ueberhaupt
Folgerungen, , . . , .
hätte Caravaggio gerade innerhalb feiner Richtung auf die feine Beobachtung
des Einzelnen ein gröfseres Gewicht legen müffen. Seine Gehalten und Köpfe
behalten bei aller ihrer Derbheit doch viel öfter, als man es bei einem lo
ausgefprochenen Naturalihen annehmen follte, etwas Kaltes und Allgemeines;
Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.
Sittenbilder Sittenbilder hat er dagegen, die alten, bereits liebgewordenen Motive wieder-
Epoche in holend oder variirend, auch in feiner zweiten Epoche noch zu Dutzenden ge-
malt. Berühmt und allbekannt ih die ausgezeichnete, veränderte, in dem Tone
diefer Zeit doppelt unheimlich wirkende Wiederholung der »falfchen Spieler«,
welche mit Recht zu den Hauptbildern der Dresdner Galerie gezählt wird, und
in Paris, »mufikalifche Unterhaltungen« feiner Hand befitzen z. B. die Louvrefammlung zu
in ^n’pefti Paris; Devonshire House zu London und die Pefter Landesgalerie, andere Genre-
in sT pi^rsi bilder die Caffeler Galerie, die Petersburger Eremitage u. f. w. Auch das unter dem
burg, Namen der »Geometrie« bekannte Bild eines in Lumpen gekleideten Mädchens,
imZuaRom.da das mit einem Zirkel fpielt, im Pal. Spada zu Rom wirkt als Genrebild; und
Fig. 464. Caravaggio : Falfche Spieler. Dresdener Galerie.
ähnliche Darhellungen des Meifters find überhaupt nicht feiten. Was er auf
dem Gebiete der Bildnifsmalerei leihen konnte, zeigt am glänzendften die in
Malta entftandene Darheilung des Maltefer Grofsmeihers Alof de Vignacourt
Biidniffe mit feinem Panen im Louvre zu Paris; von feinen Selbftbildniffen ift noch das
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in Nantes’, halbnackte im Mufeum zu Nantes, fowie dasjenige der Pefter Galerie zu nennen,
in Berlin! Andere Biidniffe feiner Hand befitzen z. B. das Berliner Mufeum und englifche
n England-privatfammlungen. Es find tüchtige, energifche Leihungen, denen jedoch die
Feinheit der Individualifirung fehlt, welche den grofsen fpanifchen und nieder-
Schiufs- ländifchen Porträtihen des 17. Jahrhunderts zu Gebote ftand. Ueberhaupt
Folgerungen, , . . , .
hätte Caravaggio gerade innerhalb feiner Richtung auf die feine Beobachtung
des Einzelnen ein gröfseres Gewicht legen müffen. Seine Gehalten und Köpfe
behalten bei aller ihrer Derbheit doch viel öfter, als man es bei einem lo
ausgefprochenen Naturalihen annehmen follte, etwas Kaltes und Allgemeines;