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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0193
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Die italienifche Malerei des 17. Jahrhunderts. D. Die neapolitanifche Malerei des 17. Jahrh. I 8 I

der füditalienifchen. Malerei auch in der gleichzeitigen fpanifchen Kunft wieder-
finden. Ob diefe Verwandtfchaft eine Wirkung der gleichen Gluth der füd- Xha^miV
licheren Sonne, eine Aeufserung der politifchen Unterwerfung Unteritaliens
unter die fpanifche Herrfchaft oder eine Folge direct aus Spanien eingeführter tung.
Schuleinflüffe war, wird fich im allgemeinen fchwer entfcheiden laffen. Sicher
aber ift es, dafs der bedeutendfte und einflufsreichfte Meifter der neapolita-
nifchen Schule des fiebzehnten Jahrhunderts, den wir daher auch mit Hinten-
anfetzung einiger älterer Zeitgenoffen an die Spitze unterer Unterfuchung
heilen muffen, nicht nur geborener Spanier war, fondern auch feinen erften
Unterricht in Spanien erhalten hatte und faft die Mehrzahl feiner Bilder durch
die Vermittlung der fpanifchen Vicekönige in Neapel für fein Heimathland
ausführte. Der Name diefes grofsen Meifters war Jusepe (Giuseppe) de Ribera,
fein bekannter, von feiner Herkunft abgeleiteter Beiname: lo Spagnoletto, der Ribera,
kleine Spanier.]) Sein Geburtsort war das hoch über den Palmenhainen der ^'ckiu^g1 2'
valencianifchen Ebene thronende Bergftädtchen lätiva, fein Geburtstag der
12. Ian. 1588. Seine erften Meifter aber waren die Ribalta- in Valencia, Sei"eTrften
(oben S. 50) in deren Stil fich fchon manche feiner Eigenthümlichkeiten vor-
gebildet finden. Für fich allein betrachtet würden wir Ribera daher ftets ^HniflVür
unbedingt zur fpanifchen Schule zählen und feine Kunft als die höchfte Blüthe fpanifchen
der valencianifchen Schule bezeichnen; und dies um fo mehr, da er mit feiner itaiienifchen
. . Schule.
Auswanderung nach Neapel fein weiteres Vaterland ja gar nicht verliefs. Da
es jedoch unmöglich ift, die ganze neapolitanifche Schule der fpanifchen ein-
zureihen, die neapolitanifche Schule des 17. Jahrhunderts aber ohne Ribera,
ihren Hauptmeifter, gar nicht zu verliehen ift, fo müffen auch wir ihm feine
Stellung in der Gefammtgefchichte der Malerei doch unter den Italienern
anweifen. Jedenfalls ift Ribera auch fchon in jungen Jahren nach Neapel ge-
kommen; und von Neapel aus hat er, wie übereinftimmend berichtet wird,
Studienreifen nach Rom und nach Oberitalien unternommen. In Parma foll
er fich aufgehalten haben, um Correggio zu ftudiren; und da er manches von
dem breitflülfigen, paftofen Farbenauftrag und der leuchtenden Tiefe des
Tones Tizians angenommen hat, fo ift es wahrfcheinlich, dafs er bei diefer
Gelegenheit auch einen Abftecher nach Venedig nicht verabfäumt hat. Inwie-
weit er jemals mit Caravaggio in unmittelbare Berührung gekommen, ift nicht
erfichtlich, obgleich die meiften älteren Berichterftatter ihn zu einem Schüler
diefes Meifters machen.-) Sein Stil läfft fich, da felbft die dunkle Schatten-Sein Stil-
gebung fich bereits in den fpäteren Werken der Ribalta findet, aus feiner
Herkunft von Valencia und aus feinen allgemeinen Studienreifen in Italien, auf
denen er die Werke Caravaggio’s natürlich ebenfalls kennen lernte, durchaus
1) Die Neapolitaner (vgl. Dominici a. a. O. III. p. m ff) laffen ihn freilich 1593 in Gallipoli in
Unteritalien nur von fpanifchen Eltern geboren werden; aber da er fich felbft auf Gemälden und
Radirungen wiederholt mit Nachdruck als Spanier bezeichnet und einmal fogar feine Vaterftadt Jätiva
(ältere Ortographie Xativa, römifch Setabis) bei Valencia ausdrücklich namhaft macht, fo war diefer
Angabe von vornherein nicht zu trauen, und B ermüdez (Diccionario Hiftorico , Madrid 1800, IV,
p. 184—185) hat denn auch den archivalifchen Nachweis geliefert, dafs er in Wirklichkeit am 12. Jan.
1588 zu lätiva geboren ift.
2) Eine richtigere Auffaffung in 0. Eifenmanns Auffatz über Ribera in Dohrnes »Kunft und
Künftler«, S. 20.
 
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