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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0228
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Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

des oben genannten Aurelio Lomi, deffen Schüler er war, übrigens ein phantafti-
fcher Meifter, der fich in Rom an den oben (S. 163—164) genannten Landfehafter
Ag. Taffi anfchlofs und demfelben die Figuren für feine Darftellungen im
Quirinal, im Pal. Rospigliofi u. f. w. malte, fpäter aber in Oberitalien arbeitete
und fchliefslich nach England ging, wo er z. B. in Greenwich und in Londoner
Paläften malte und wo er auch fein Leben befchlofs1 2), — und feine Tochter
ctntiÄi. Artemifia Gentileschi (1590—1642), welche lange in Neapel anfäffig war, aber
auch eine Zeitlang in England lebte und fich befonders im Porträtfache aus-
zeichnete. Der Pal. Pitti in Florenz befitzt aufser einem tüchtigen weiblichen
Bildniffe mit den Attributen der Maria Magdalena, zwei Darftellungen der
Judith mit dem Haupte des Holofernes von ihrer Hand.

F. Die übrigen Schulen Oberitaliens. Die Malerei in Rom.
Allgemeines. In allen oberitalienifchen Städten, welche fich in den früheren Jahrhun-
derten als Kunftftätten bemerkbar gemacht hatten, blühten auch im fiebzehnten
Jahrhundert noch Meifter, welche fich mit mehr oder weniger Gefchick an
die von Bologna, Rom und Neapel ausgehenden Strömungen anfchloffen.
Die meiden von ihnen erheben fich jedoch nicht zu einer fo felbftändigen Be-
deutung , dafs die allgemeine Gefchichte der Malerei fich veranlafst fehen
könnte, fie der Localforfchung, welche fie faft überall ans Licht gezogen hat,
ftreitig zu machen. Wir können daher nur auf die verhältnifsmäfsig wenigen
diefer Meifter eingehen, deren Bilder auch heute noch aufserhalb ihrer Heimath
als galeriefähig angefehen werden.
Modena Eines Meifters von eigenartiger Bedeutung erfreut fich zunächft M o d e n a.
Schedoni Aart. Schedoni (Schidone)'1} ift fein Name. Sein Geburtsjahr ift unbekannt.
Malvafia3) nennt ihn kurz unter den Carracci-Schülern. Ob er aber wirklich
Sein Stil, in Bologna gelernt hat, ift zweifelhaft. Sein Stil erfcheint vielmehr als eine
felbftändige Aneignung und Modernifirung der Art Correggios, verquickt mit
Formenerinnerungen an die römifche Schule und mit naturaliftifchen Tendenzen,
wie fie in der Zeit lagen. Seine Typen find ftreng und rein gemeint, oft
aber oberflächlich und leer in der Durchbildung, feine Compofitionen find ge-
fchickt abgerundet, aber arm an Erfindung, wenn fie auch manchmal durch
gute Anpaffung an den landfchaftlichen Hintergrund einen gewißen malerifchen
Reiz erhalten, feine Pinfeiführung ift flott und entfchloffen, aber oft auch fahrig
und nachläffig; das eigentliche poetifche Leben feiner Darftellungen liegt in
feiner Farbengebung. Befonders auf diefem Gebiete erfcheint er als Nach-
ahmer Correggios: mit den fcharf einfallenden Lichtern treibt er ein an-
muthiges Helldunkelfpiel, manchmal ohne den blühenden Localfarben feiner
Gewänder zu nahe zu treten, manchmal aber freilich auch mit einer Hin-
neigung zu bräunlicher Tonmalerei. Doch erfcheint fein Helldunkel gegenüber
1) Vgl. Hör. Walpo'e Anecdotes of painting in England. Neue Ausg London 1872, p. 185.
2) Lud. Vedriani, Vite de’ pittori etc. Modenefi, Modena 1662, p. 108 ff. — Gir. Tiraboscht,
Notizia de’ pittori etc. natii degli Stati del Duca di Modena. Modena 1786, p. 315— 321-
3) Felfma pittrice, Bologna 1678, I. p. 581.
 
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