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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0244
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232

Sechstes Buch. Erfter Abfchnitt.

den gröfsten Theil
doch Toscaner, wie
Al. Turchi, Neapo-
dafs überhaupt die

Landfehafter und Genremaler aller Länder einen vorübergehenden Aufenthalt
in Rom nahmen, wo viele Nationen ihre eigenen kunftgenoffenfchaftlichen Ver-
einigungen hatten, fondern wir werden uns auch überzeugen, dafs eine Reihe
grofser ausländifcher Meifter, wie A. Elsheimer, Nie. Pouffin und Claude Lorrain,
um nur diefe zu nennen, den Schwerpunkt ihrer Thätigkeit nach Rom verlegt
hatten und hier fogar fchulbildend weiter wirkten.
itdfenTrlhe Aber klar genug mufs uns die Bedeutung des römifchen Kunftlebens
inRom die Gefchichte der Malerei des 17. Jahrhunderts fchon jetzt geworden
fein. Sahen wir doch, dafs die Hauptgründer der neuen Richtungen diefer
neuen Aera, dafs einerfeits Annibale und Agoftino Carracci nebft allen ihren
Schülern und Anhängern, wie Domenichino, Guido Reni, Albano, Guercino,
Lanfranco u. f. w., und dafs andererfeits Michelangelo da Caravaggio mit feinem
Gefolge, wenn nicht alle ihre Hauptfchöpfungen, fo doch
derfelben in Rom hinterlaffen haben! Sahen wir fich ihnen
Pietro da Cortona, Florentiner wie Cigoli, Veronefen wie
litaner wie Salvator Rofa anfchliefsen! Sahen wir doch,
Mehrzahl aller in diefem Abfchnitt genannten Meifter eine Zeitlang in Rom
Spärlichkeit gearbeitet haben! Geborene Römer aber waren nur die allerwenigften von ihnen,
der in Rom , e
geborenen und von dieien wenigen haben wir die bedeutendften, wie Andrea Sacchi, der
mit feinen Schülern, mit Carlo Maratta u. f. w., ebendeshalb manchmal als Ver-
D1SchuieChe treter einer eigentlichen römifchen Schule des 17. Jahrhunderts genannt wird, wie
Ciro Ferri, der als Cortonift fich den Toscanern einfügt, und wie Ang. Carofelli,
den Schüler Caravaggio’s, bereits in anderem Zufammenhange kennen gelernt,
während wir andere, wie Gasp. Dughet als Franzofen von Abdämmung und
Schüler des Franzofen Nie. Pouffin und wie Crescenzio Onofri, der denfelben

Meifter zum Lehrer hatte, unmöglich vor diefem felbft, den wir unter den
Franzofen kennen lernen werden, befprechen können. Unter diefen Umftänden
haben wir in der That an diefer Stelle nur noch eine kleine, wenig ergiebige
Nachlefe zu halten; und da es keinen Zweck haben würde, nachträglich auf
die römifchen Schüler der Bolognefen, wie auf die beiden in Rom geborenen
G'A'ci1anJ1’jj'Schüler Domenichino’s Giov. Angelo Canini (1617—1666) und Giambett. Paffen
Paffen. (1610—1679), von denen uns der letztere immerhin als bekannter, oft von
uns erwähnter Verfaffer der freilich erft hundert Jahre nach ihrer Niederfchrift
Giac.Brandi. gedruckten Künftlerleben intereffirt *), wie auf Giacinto Brandi (1623 —1691),
den kräftigen, flotten, manchmal aber auch nachläffigen Schüler Lanfranco's,
Fr. Lauri, oder wie auf Maratta’s Mitfchüler bei Sacchi, auf Francesco Lauri (1610 bis
Fil. Lauri. 1635) und Filippo Lauri (1623—1694), oder auf Maratta’s eigene Schüler,
Nie. wie Nicolo Berettoni (1637—1682) von Montefeltre, der in der Dresdner
Giuf. chiari. Galerie vertreten ift, und wie den Römer Giufeppe Chiari (1654—1724)‘)>
deffen, zugleich von Pouffin beeinflufstes Hauptwerk die 1714 gemalte grofse
helle »Anbetung der Könige« in der Dresdner Galerie ift, näher einzugehen,

1) Oben S. 126, Anm. 2.
2) So nach Pascoli, Vite etc. p. 209—217, Da diefes Werk, welches 173° erfchien, beftimmt
angiebt, Chiari fei am 8. Sept. 1727 geftorben, fo ift Lanzi’s Berichtigung, der Meifter fei 1733» 68
Jahre alt geftorben, (a. a. O. VI, p. 40) nicht wahrfcheinlich. Lanzi fcheint ihn mit Tom. Chiari, für
den er genau diefelben Daten giebt, verwechfelt zu haben.
 
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