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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0266
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254

Sechstes Buch. Zweiter Abfchnitt.

Sein Leben.

Seine 1
gefchicht-
liche Stel-
lung.

i) Palomino a. a. O. p. 358. Bermudez a. a. O. p. 206—208. Vgl. Stirling a. a. O. II.
p. 813—816.

einfach und breit; das Colorit ift lebhaft, aber doch ernft und kühl. Es mit
werkl Paffavant »blühend« zu nennen, wäre mir unmöglich. Aber es ift harmonifch
und zeigt viel von der den fpanifchen Meiftern eigenthümlichen Tonmalerei.
Der Heiligenfchein ift wie natürliche Helle aus den grauen Wolken des Hinter-
grundes, heller als diefe, aber kühl grau, wie fie, herausgeholt.
zuSt.Peters- Aufserhalb Spaniens find Gemälde Cano’s feiten; doch befitzen die Peters-
burg,
in Peft, burger Eremitagefammlung und die Pefter Galerie mehrere echte Bilder feiner
Hand und find die fchöne lebensgrofse Geftalt des Apoftels Paulus in der
in Dresden, Dresdner Galerie, die Vifion des hl. Antonius von Padua in der Münchener
in Berlin. Pinakothek und die hl. Agnes im Berliner Mufeum zu nennen.
seine Von feinen Schülern nimmt, wie fchon angedeutet, kaum einer eine einiger-
mafsen hervorragende Stellung in der Kunftgefchichte ein. Nur Pedro Anaßafio
Bocanegra. Bocanegra (f 1688) von Granada darf nicht ganz mit Stillfchweigen übergangen
dem Meifter, den wir fogleich kennen
fich einer ruhigen, vornehmen Haltung
eben zu fehr an der Oberfläche der
anzuziehen. Man kann feine Werke
Die. Kathedrale allein

werden. Gleichzeitig von Pedro Moya,
lernen werden, beeinflufst, befleifsigte er
und einer weichen Pinfeiführung, die nur
Dinge haften bleibt, um uns lebhafter
hauptfächlich in den Kirchen Granadas kennen lernen,
befltzt etwa ein Dutzend Bilder feiner Hand.
Pedro aus Granada flammt auch Pedro de Moya, der Mitfchüler Alonfo Cano’s
de Moya.
bei Juan del Caftillo in Sevilla, ein Meifter, der bei den fpanifchen Bericht-
zunft- erftattern 9 die kunftgefchichtliche Rolle eines Vermittlers zwifchen den grofsen
vlämifchen ■ Meiftern des 17. Jahrhunderts und feinen fpanifchen Landsleuten
fpielt. Er foll den Styl van Dycks nach Sevilla gebracht haben und das
Medium gewefen fein, durch welches diefer Meifter Murillo beeinflufste.
In der That hören wir, dafs Moya, nachdem er die Schule Caftillo’s ver-
laffen, Soldat wurde, als folcher nach Flandern ging und hier von den Werken van
Dycks fo hingeriffen wurde, dafs er die Armee verliefs und fleh nach London be-
gab, um dort Schüler des grofsen Antwerpners zu werden, dafs diefer ihn auch
freundlich aufnahm und feine Studien bis zu feinem wenige Monate darauf
(1641) erfolgten Tode freundlich förderte, dafs Moya endlich, untröftlich über
den Verluft feines Lehrers, nach Sevilla zurückkehrte und hier den Stil van
Dycks verbreitete, fpäter aber nach feiner Vaterftadt Granada überfledelte, wo
er 1666 ftarb. Geboren war er 1610. Er war alfo 56 Jahre alt geworden.
Seine Werke Sehen wir uns nun nach den Werken um, welche diefe ganze Auffaffung
feiner kunftgefchichtlichen Stellung beftätigen tollen, fo gerathen wir in einige
Verlegenheit. Bermudez betont mit Nachdruck, dafs es ihm trotz achtzehn-
jährigen Suchens nicht gelungen fei, in Sevilla ein Bild von der Hand Moya’s
m Kirchen zu entdecken. Als beglaubigt gelten einige Gemälde feiner Hand in den Kirchen
Granadas: Bermudez und Stirling heben befonders ein Altarbild der Kathedrale
hervor,welches oben in den Wolken die Madonna mit dem Chriftkinde, unten auf
mufTJmzü der einen knieenden Bifchof zeigt. Dem Madrider Pradomufeum find vor
Madrid, kurzem (aus dem Trinidad-Mufeum) fechs hübfehe, lebendig componirte, natura-
 
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