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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0280
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Sechstes Buch. Zweiter Abfchnitt.

Werkediefer Sehen wir uns nach der Betrachtung aller diefer Gemälde des Madrider
derk^-®aL Mufeums nun im übrigen Europa nach Gemälden diefer reifen, mittleren Epoche
des Meifters um, fo finden wir in der kaif. Galerie zu Wien, der reichften
an Werken des Künftlers nächft der Madrider, Bildniffe Philipps IV., feiner
Gemahlin Ifabella, des kleinen Infanten Don Baltafar Carlos und der Infantin
Maria Therefia; von der letzteren fogar drei verfchiedene Darfleilungen, deren
erfte fie als drei- bis vierjähriges Kind, deren zweite fie im Alter von etwa
12 Jahren (dem erwähnten Madrider Bilde fehr ähnlich) und deren dritte,
eigentlich fchon der letzten Periode des Meifters angehörige, fie als fünfzehn-
jähriges Fräulein zeigt. Fernere Arbeiten der mittleren Zeit des Velazquez find
TTeirH7‘-n die ganzen, flehenden Figuren Philipps IV. und des Herzogs von Olivares bei
Holford in ö 0 11 ö
London, Herrn Holford in London und in der Petersburger Eremitage, das Bildnifs der
in der S b >
Eremitage zu Schweiler Philipps IV. Maria Anna und das Porträt des italienifchen Feld-
St Peters-
bürg, hauptmannes Aleffandro del Borro im Berliner Mufeum, das Bildnifs des Car-
Mufeum, dinals Caspar Borja im Städel’fchen Inflitut zu Frankfurt a. M., das 1638 ge-
malte Bildnifs des Herzogs von Modena in der Galerie diefer Stadt1), das
Tn Florenz) kleine Reiterbildnifs Philipps IV. in der florentinifchen Galerie und verfchiedene
11 epnvfCt-en Bilder der englifchen Privatfammlungen, denen im einzelnen nachzugehen uns
s hier zu weit fuhren wurde.

in der Während der zweiten italienifchen Reife des Meifters entftand wahrfchein-
Dresdner
Galerie, lieh das köftliche männliche Bruftbild »mit den fkizzirten Händen« in der Dresdner
Galerie, welche noch nichts von der Auflockerung 'der fpäteften Pinfelfiihrung
in Modena, des Meifters zeigt, übrigens aus Modena flammt, wo Velazquez im Jahre 1649
vorübergehend verweilte, vielleicht auch das Malerbildnifs der Galerie von
Modena2), wenn es von ihm ift, ficher aber das herrliche Bild des fitzend dar-
Das Haupt- geflehten Papftes Innozenz X. im Pal. Doria zu Rom, »das befte Papftporträt
zweitenitai. des Jahrhunderts«, wie Jac. Burckhardt es nennt, zugleich eins der gröfsten
Reife im . e
Pai.^Doria Meifterwerke des Velazquez, fchon mit fichtbaren Pinfelftrichen gemalt, aber von
einer Lebendigkeit der Auffaffung, einer Plaftik der Erfcheinung und einer Frifche
der klaren, kühlen Farbengebung, die unübertrefflich find.
Werke Bei feiner Rückkehr nach Madrid im Sommer 1651 fand Velazquez grofse
femerletzten . . ....
Madrider Veränderungen am Hofe Philipps IV. Der König war fchon feit dem Spät-
herbft 1648 in zweiter Ehe mit Maria Anna von Oefterreich, einer Tochter
Kaifer Ferdinands III. vermählt; am 12. Juli 1651 wurde die Prinzefiin Mar-
Fürftenbiid- garetha Therefia geboren. Die neue Familie erheifchte neue Familienbildnifle;
Madrider Velazquez war in den nächften Jahren vollauf für den Hof befchäftigt. Im
Madrider Mufeum befinden fich verfchiedene Bildniffe des Königs und der
Königin aus diefer fpäten Zeit des Meifters: einmal hat er den König noch
als Bruftbild gemalt, einmal flehend in ganzer Figur, ein drittes Mal knieend
an feinem Betpult als Gegenftück zu der ebenfo dargeftellten Königin. Es find
zwei geiflreiche, leicht behandelte Bilder, an denen jedoch auffällt, dafs Velaz-
quez es abfichtlich vermieden zu haben fcheint, irgend einen Ausdruck der
Andacht in den Gefichtern der erlauchten Beter fich wiederfpiegeln zu laffen.

i) Nach Ad. Venturi, la R. Galleria Estenfe Modena 1S82, p. 203.
1) Venturi a. a. O. p, 207.
 
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