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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0286
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Sechstes Buch. Zweiter Abfchnitt.

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Seine Land-
fchaften.

JuanB.Mart,
del’ Mazo.

Seine
Bildniffe.

Die Enkel-
fchüler der
eingewan-
derten
Italiener.

Schule des
Eug. Caxes.
Jofe
Leonardo.

1) Nicht 1670, wie Palomino angab, und auch nicht 1687, wie Bermudez berichtigte. t gl. den
urkundlichen Nachweis in Madrazo’s grofsem Kataloge der Madrider Galerie (1872) p. 442—444-
2) Vgl. auch oben S. 272, Anm. 2.
3) Nach Madrazo, a a. O. p. 427, im Gegenfatz.e zu Cean Bermudez, der ihn zu einem
Schüler des Pedro de las Cuevas macht.

nicht zur Liebe zwingt, fo nöthigt es uns doch die gröfste Achtung vor Pareja ab.
— Juan Baut. Martinez del Mazo war geborener Madrider. Schon 1634 wird
er in einer Urkunde als Schwiegerfohn des Velazquez bezeichnet. Als folcher
erbte er fpäter auch einen Theil von deffen Titeln und Aemtern, und er ftarb
in hohem Anfehen 1667 zu Madrid1)- Als Künftler war er einerfeits haupt-
fächlich Porträtmaler im Stile des Velazquez und führte er oft die Wieder-
holungen der Bildniffe aus, die bei diefem beftellt wurden, andererfeits aber
Landfchafts- und Vedutenmaler von felbftändiger Bedeutung. Sein bedeutendftes
Porträt ift die Darftellung des Don Tiburcio im Madrider Mufeum; fein be-
glaubigtes Hauptbild auf dem Gebiete der Landfchaftsmalerri ift die Anficht
von Zaragoza ebendort, ein grofses Breitbild, in deffen Mittelgründe fich die
Stadt mit ihren Dächern, Brücken und Thürmen erflreckt, während weiter vorn
der reichbelebte, blaugraue Flufs fich durchs Bild zieht und ganz vorn das
diesfeitige, reich und bunt mit Figuren ftaffirte Ufer fichtbar ift. Das Ganze
ift wahr gezeichnet und breit und weich gemalt. Doch ift die Darftellung
in eine graubraune, ftaubige Atmofphäre gehüllt, die nur zu einem Theile
der Natur abgelaufcht ift, zum anderen Theile einer gewiffen Manier ihre
Entftehung verdankt, welche allen fpanifchen Landfchaften des 17.. Jahr-
hunderts anhaftet. Im Uebrigen ift Mazo noch mit einer grofsen Anzahl
decorativer Landfchaften im Madrider Mufeum vertreten, von denen einige
einen heroifchen Auffchwung in der Compofition wie in der Stimmung nehmen.
Auch ihr Colorit ift einheitlich aus wenigen Tönen mit vorherrfchendem Braun
zufammengefetzt. Der Lichtfall ift bei den meiften berechnet wirkungsvoll.
Der Vortrag ift breit und energifch. Die Staffage ift zum Theil der Mythologie
entlehnt. Gröfsere figürliche Compofitionen des Meifters find aufserordentlich
feiten. Aufser im Madrider Mufeum tragen Bilder in der Petersburger Eremitage
und in der Münchener Pinakothek feinen Namen 2).
Neben diefen Schülern des Velazquez blühten zunächft noch die Enkel-
fchüler der fchon erwähnten eingewanderten Italiener in Madrid. Sie waren
Spanier von Geburt und Spanier ihrer Kunftrichtung nach; und die wenigften
von ihnen blieben ganz unberührt von dem Einfluffe des Velazquez. Ein
Schüler des Eugenio Caxes (oben S. 47) war 3) Jose Leonardo, welcher 1616
in Calatayud geboren wurde und 1656 in Zaragoza ftarb, übrigens hauptfachlich
als Hofmaler (pintor del rey) in Madrid thätig war. Seine Hauptftärke liegt
in der Darftellung lebensgrofser Scenen aus der zeitgenöffifchen Gefchichte.
Wie Velazquez, ftellte er in einem grofsen Bilde die Uebergabe von Breda
dar; und wie Velazquez (oben S. 267) wählte er den Moment der Auslieferung
der Schlüffel an den Marquis de Spinola. Sicher gezeichnet, breit und feft in
der malerifchen Behandlung, frifch und klar in der perlgrauen Grundftimmung,
zeigt diefes Gemälde, welches zu den Zierden des Madrider Mufeums gehört,
dafs Leonardo glücklicher dem Velazquez, feinem grofsen Vorbilde, nachftrebte,
 
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