Die fpan. Malerei des 17. Jahrh. E. Murillo’s Schüler u. Zeitgenossen. Die Schule v. Valencia. 299
fpanifche Landfehafter des 17. Jahrhunderts ift, mufsten wir einen Augenblick
bei ihn verweilen. Sein Altersgenoffe Henrique de las Marinas, welcher 1620
zu Cadiz geboren war und 1680 zu Rom ftarb, verlegte fich hauptfächlich auf
die Marine-Malerei, die ihm auch feinen Namen eintrug, gehörte aber, wie auch
fein grofses Hafenbild im Berliner Mufeum beweift, mehr der römifchen Schule
an, als dafs er einen befonderen fpanifchen Stil im Seeflück ausgebildet hätte.
Unter den Figurenmalern, die neben Murillo in Sevilla blühten, ift vor allen
zunächft Don Juan de Valdes Leal zu nennen, der 1630 in Cordoba geborene Valdes Leal-
und 1691 in Sevilla geftorbene Meifter, deffen erfter Lehrer Antonio del Castillo
(oben S. 248) war, während er fich fpäter, fo wenig fein ftolzer, eigenwilliger Sinn
dies jemals zugegeben hätte, doch unzweifelhaft in manchen Beziehungen unter
dem Einflüße Murillo’s weiter entwickelte, aber weit oberflächlicher in der Auf-
faffung, weit verblafener in der malerifchen Technik, weit trockener in der Färbung
blieb, als diefer. Bei der Gründung der Akademie zu Sevilla trat er als deren
Mayordomo ein; fpäter wurde er fogar ihr Präfident. Fruchtbar, wie er war,
hat er zahlreiche grofse Bilder hinterlaffen. Die charakteriftifchften hat er für
die Kirche der Caridad in Sevilla gemalt. Noch an der Wand, für welche fle
gemalt, hängen hier die beiden fchrecklichen Allegorien des Todes. Es find zwei
grofse, oben halbrund gefchloffene Hochbilder. Das eine zeigt den Tod im Gegen-
fatze zu den Abzeichen der menfchlichen Eitelkeit. Auf dem anderen fieht man
eine Gruft mit offenen Särgen, von denen die beiden im Vordergründe mit
halbverweften Leichen, über welche eine Hand aus dem Gewölbe eine Waage
hält, den Eindruck des Bildes beftimmen; und diefer Eindruck ift ein ebenfo
entfetzlich realiftifcher wie unheimlich phantaftifcher. Von feinen elf Bildern
im Mufeum zu Sevilla ift eine »Concepcion«, die in der That einen Einflufs
Murillo’s zeigt, hervorzuheben. Tüchtig ift fein lldefonso-Bild in der Kathedrale
diefer Stadt. Auch im Madrider Mufeum ift er vertreten; und von den nor-
difchen Galerien befitzt die Dresdener eine gute Darftellung eines Dominikaner-
heiligen feiner Hand, während in der Petersburger Eremitage nicht weniger als
vier Bilder auf ihn zurückgeführt werden.
Hauptfächlich als Verfaffer des fchon oft von uns genannten »Museo picto- yPv°^"°
rico« mit den »Vidas de los pintores« (vgl. oben S. 241 Anm. 1) intereffirtuns Don
Antonio Palomino y Velasco. Wie Valdes Leal war er in Cordoba geboren
(1653); als diefer 1672 feine Vaterftadt befuchte, fchlofs der neunzehnjährige
Künftler fich eng an den zweiundvierzigjährigen an und bildete auf diefe Weife
feinen eigenen, andalufifch angehauchten, wenngleich in manchen Beziehungen
auch eklektifch-italifirenden Stil aus, den er in Madrid und verfchiedenen anderen
Städten Spaniens zur Geltung brachte. Die Madrider Galerie befitzt drei
Bilder feiner Hand.
Wenden wir uns zum Schlufse nach Valencia, fo müßen wir zunächft nie Schule
im Auge behalten, dafs Jusepe de Ribera (1588—1656), der nicht nur der R™Xa.enCia-
bedeutendfte Maler Valencias, fondern neben Velazquez und Murillo unzweifelhaft
auch der gröfste Künftler war, den Spanien überhaupt hervorgebracht hat,
wegen feiner unauflöslichen Beziehungen zur neapolitanifchen Kunft, der er als
Schulhaupt angehörte, fchon unter den Malern Italiens eingehend gewürdigt
oben S. 180—187) werden mufste. Auch haben wir fchon bei der Befprechung
fpanifche Landfehafter des 17. Jahrhunderts ift, mufsten wir einen Augenblick
bei ihn verweilen. Sein Altersgenoffe Henrique de las Marinas, welcher 1620
zu Cadiz geboren war und 1680 zu Rom ftarb, verlegte fich hauptfächlich auf
die Marine-Malerei, die ihm auch feinen Namen eintrug, gehörte aber, wie auch
fein grofses Hafenbild im Berliner Mufeum beweift, mehr der römifchen Schule
an, als dafs er einen befonderen fpanifchen Stil im Seeflück ausgebildet hätte.
Unter den Figurenmalern, die neben Murillo in Sevilla blühten, ift vor allen
zunächft Don Juan de Valdes Leal zu nennen, der 1630 in Cordoba geborene Valdes Leal-
und 1691 in Sevilla geftorbene Meifter, deffen erfter Lehrer Antonio del Castillo
(oben S. 248) war, während er fich fpäter, fo wenig fein ftolzer, eigenwilliger Sinn
dies jemals zugegeben hätte, doch unzweifelhaft in manchen Beziehungen unter
dem Einflüße Murillo’s weiter entwickelte, aber weit oberflächlicher in der Auf-
faffung, weit verblafener in der malerifchen Technik, weit trockener in der Färbung
blieb, als diefer. Bei der Gründung der Akademie zu Sevilla trat er als deren
Mayordomo ein; fpäter wurde er fogar ihr Präfident. Fruchtbar, wie er war,
hat er zahlreiche grofse Bilder hinterlaffen. Die charakteriftifchften hat er für
die Kirche der Caridad in Sevilla gemalt. Noch an der Wand, für welche fle
gemalt, hängen hier die beiden fchrecklichen Allegorien des Todes. Es find zwei
grofse, oben halbrund gefchloffene Hochbilder. Das eine zeigt den Tod im Gegen-
fatze zu den Abzeichen der menfchlichen Eitelkeit. Auf dem anderen fieht man
eine Gruft mit offenen Särgen, von denen die beiden im Vordergründe mit
halbverweften Leichen, über welche eine Hand aus dem Gewölbe eine Waage
hält, den Eindruck des Bildes beftimmen; und diefer Eindruck ift ein ebenfo
entfetzlich realiftifcher wie unheimlich phantaftifcher. Von feinen elf Bildern
im Mufeum zu Sevilla ift eine »Concepcion«, die in der That einen Einflufs
Murillo’s zeigt, hervorzuheben. Tüchtig ift fein lldefonso-Bild in der Kathedrale
diefer Stadt. Auch im Madrider Mufeum ift er vertreten; und von den nor-
difchen Galerien befitzt die Dresdener eine gute Darftellung eines Dominikaner-
heiligen feiner Hand, während in der Petersburger Eremitage nicht weniger als
vier Bilder auf ihn zurückgeführt werden.
Hauptfächlich als Verfaffer des fchon oft von uns genannten »Museo picto- yPv°^"°
rico« mit den »Vidas de los pintores« (vgl. oben S. 241 Anm. 1) intereffirtuns Don
Antonio Palomino y Velasco. Wie Valdes Leal war er in Cordoba geboren
(1653); als diefer 1672 feine Vaterftadt befuchte, fchlofs der neunzehnjährige
Künftler fich eng an den zweiundvierzigjährigen an und bildete auf diefe Weife
feinen eigenen, andalufifch angehauchten, wenngleich in manchen Beziehungen
auch eklektifch-italifirenden Stil aus, den er in Madrid und verfchiedenen anderen
Städten Spaniens zur Geltung brachte. Die Madrider Galerie befitzt drei
Bilder feiner Hand.
Wenden wir uns zum Schlufse nach Valencia, fo müßen wir zunächft nie Schule
im Auge behalten, dafs Jusepe de Ribera (1588—1656), der nicht nur der R™Xa.enCia-
bedeutendfte Maler Valencias, fondern neben Velazquez und Murillo unzweifelhaft
auch der gröfste Künftler war, den Spanien überhaupt hervorgebracht hat,
wegen feiner unauflöslichen Beziehungen zur neapolitanifchen Kunft, der er als
Schulhaupt angehörte, fchon unter den Malern Italiens eingehend gewürdigt
oben S. 180—187) werden mufste. Auch haben wir fchon bei der Befprechung