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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Editor]; Woermann, Karl [Editor]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0336
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Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.

fehen erregte der Meifter durch die Darftellung des Abendmahles in diefer
Gemäldereihe. Er verlegte die Scene nämlich in ein antikes Triclinium und
ftellte die Jünger nach Art der alten Römer auf den Speifelagern in liegender
Stellung dar. Uebrigens macht diefer Gemäldecyklus keinen fo frifchen Ein-
druck, wie der fchon befprochene im Belvoir Castle. Die Farben find bedeutend
nachgedunkelt und die Compofitionen, wenngleich noch durchdachter, als die
früheren, haben durch die Abficht des Meifters, fich felbft zu übertreffen, nicht
in allen Stücken gewonnen.
In den Jahren 1647 und 1648 malte Pouffin auch zweimal »Die Findung
Mofis«. In diefem letzteren Jahre entftanden ferner die hübfche, idyllifche Dar-
ftellung Rebeccas am Brunnen und die aufserordentlich reiche, Athen in’s
Sabinergebirge verlegende Landfchaft mit Diogenes (Fig. 504), welcher feinen
Becher wegwirft, als er einen Landmann aus der hohlen Hand trinken fieht.
im Louvre, Diefe vjer Bilder gehören dem Louvre. Auch die impofante römifche Abend-
im Duiwicii landfchaft mit dem grofsen Wege in der Mitte *), welche fich jetzt im Dulwich
College befindet, flammt aus dem Jahre 1648. Das Jahr 1649 das »Urtheil
Salomonis« des Louvre, die grofse, klare, warme Landfchaft mit dem Kyklopen
mSbmgers' Polyphem in der Petersburger Eremitage und das Prachtbild des Mofes, welcher
mit feinem Stabe dem Felfen das Waffer entlockt, in derfelben Sammlung,
im Louvre, entliehen. Dem Jahre 1650 gehört des Meifters Selbftbildnifs im Louvre,
gehören die »Verkündigung« und »Die Blinden von Jericho« in derfelben
Sammlung an, dem Jahre 1651 eine heilige Familie des Louvre und eine
inDarmitadt, Gewitterlandfchaft, welche wohl identifch ift mit dem Bilde der Darmftädter
Galerie, dem Jahre 1 52, wie es fcheint, die berühmte »Sehr eck enslandfchaft«
(»Le Paysage de la peur«), deren Staffage einen von einer grofsen Schlange
umftrickten Jüngling, einen flüchtenden älteren Mann und eine vor Schrecken
in die Knieen gefunkene Frau zeigt, leider aber nur durch einen Stich Baudets 1 2)
bekannt ift, dem Jahre 1653 die ruhig fymmetrifch componirte Darftellung der
im Louvre, Ehebrecherin vor Chriftus im Louvre und das Bild des Heilands als Gärtner
in Madrid, mit der vor ihm knieenden Maria Magdalena im Madrider Mufeum, dem Jahre
in Dresden, 1654 eine »Ausfetzung Mofis«, die jedoch nicht mit dem grofsen Bilde der Dresdner
Galerie identifch ift3), dem Jahre 1655 die Darftellung der Heilung der Krüppel
in England, und Lahmen, von denen John Smith 4) ein Eremplar bei Mr. Wilkins in England
in Wien, fah, während eine etwas veränderte Wiederholung fich in der Galerie Liechten-
ftein zu Wien befindet.
Aufser dielen Bildern, deren Entftehungsjahre beglaubigt und deren gegen-
wärtige Aufbewahrungsorte gröfstentheils bekannt find, erwähnen einerfeits die
Quellen noch mancher Figurenbilder Pouffins aus diefer Zeit, deren Exiftenz
fich nicht mehr nachweifen läfst, und kennen wir andererfeits noch eine fehr
beträchtliche Anzahl von erhaltenen Bildern des Meifters, deren Entftehungszeit
fich nicht genau nachrechnen läfst, wenngleich fie fpäteftens diefer Zeit feines
1) Felibien a. a. O. p. 356.
2) Andrefen a. a. O. p. No. 442.
3) Vgl. die Stiche von Audran u. a. — Auch Smith, Catalogue, p. 7, No. 11 und p. 9, No. 14.
Ueber andere, anders componirte Darfleilungen diefes Gegenftandes Andreren a. a. O. No. 22 — 25.
4) J. Smith: Catalogue, etc. p. 79—81.
 
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