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Woermann, Karl; Woltmann, Alfred [Hrsg.]; Woermann, Karl [Hrsg.]
Geschichte der Malerei (Band 3,1) — Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.48521#0360
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348

Sechstes Buch. Dritter Abfchnitt.

bilder in
Paris.

Bilder des
Uebergangs
zum klareren
Ton im Pal.
Doria,

Seine Ent-
wicklung
feit 1639.
Bilder im
Louvre.

wenig gemein haben. Erft die beiden
ein ländliches FeR (L. V. 13) und ein
Feinheit der Linienführung und in der
im Vollbefitze der Mittel, die er fich
angeeignet hatte. Man fehe nur die

erhaltenen Bilder1), die Anficht des Forum Romanum (L. V. 10) und ein
Seehafenbild (L. V. 9), beide im Louvre, welche wir wohl dem Jahre 1629
zufchreiben dürfen2), Rehen eben, wenngleich das erRere eine Vedute iR, noch
nicht auf dem Boden jener durch Sandrart veranlafsten unmittelbaren land-
fchaftlichen NaturRudien und find obendrein fo fchwer im Ton, dafs fie mit
den Bildern feiner gereiften Zeit noch
von 1639 datirten Bilder des Louvre,
Hafenbild (L. V. 14) zeigen ihn in der
geiRreichen Erfaffung der Lichtwirkung
in dem dazwifchenliegenden Jahrzehnt
Spiegelhelle des Fluffes, den Goldduft der Ferne, das ganze warm zufammen-
faffende Licht auf dem erRen, den feurigen Abendhimmel und das gelbe Spiegel-
bild der Sonne in der leichtgewellten Flut auf dem zweiten Bilde! Beide
hatte er für PapR Urban VIII. gemalt; und erR der Eintritt des Beherrfchers
Roms in die Reihe feiner Gönner machte ihn zum gefuchten KünRler. Jetzt
folgte BeRellung auf BeRellung. Bald riffen fich zuerR die Grofsen Roms, dann
die reichen Leute der ganzen Welt um feine Bilder. Er erhielt Preife für fie,
wie fie für Landfchaften noch nie bezahlt worden waren; und er arbeitete,
allgemein umworben und gefchätzt, nun noch 43 Jahre in Rom, bis er am
21. November 1682 hochbetagt das Zeitliche fegnete.
Fernere Stil- FaR aue fejne datirten, alle feine berühmten Bilder Rammen aus diefen
Wandlungen.
letzten 43 Jahren feines langen Lebens. Dafs fich an ihnen keine weiteren
Stilepochen unterfcheiden liefsen, foll nicht gefagt fein. Die Elemente, aus
denen Claude feine Compofitionen bildete und felbR die Art ihrer Zufammen-
fetzung blieben fich während diefes Zeitraumes allerdings ziemlich gleich;
aber in der malerifchen Technik und in der FarbenRimmung laffen fich
Bilder der verfchiedene Wandlungen wahrnehmen. Bis in die Mitte der vierziger Jahre
bräunlichen 0 .
Tonart bevorzugt der Meifter eine weiche, bräunliche Tonart. Das goldduftige See-
in London, hafenbild von 1644 in der Londoner Nationalgalerie (L. V. 43, nicht 28)
z. B. iR faR zu braun, um feurig zu fein; auch die fchöne, idyllifche, durch
eine köRliche Baumgruppe in der Mitte des Bildes ausgezeichnete Landfchaft
mit Kephalos und Prokris von 1645 in derfelben Sammlung (L. V. 91) fchwimmt
noch in warmen, bräunlichen Tinten. Klarer im Ton fchon iR das fchöne
im Louvre, Hafenbild von 1646 im Louvre (L. V. 96), welches, an fich bräunlich gehalten,
die Sonne nebelduftig verfchleiert, ihre gebrochenen Strahlen aber wunderbar
wahr von der leicht gewellten Flut zurückgeRrahlt zeigt. In klarem Goldlicht
leuchtet dann fchon die Landfchaft von 1647 im Louvre (L. V. 69), welche
die Königsweihe Davids in Rattlicher Säulenhalle an der linken Seite einer
weiten, reichen, in köRlichen Linien prangenden Berggegend darRellt. Aber
das Licht iR auch hier eben noch ein Goldlicht, kein Silberlicht; felbR die
berühmte »Mühle« (Fig. 512) des Palazzo Doria zu Rom (L. V. 113, Wieder-
holung in der Londoner National-Gallery von 1648), welche, da die Zeichnung

1) Pattifon, a. a. O. p. 35—-36.
2) Ueber ein bezeichnetes Bild Claude’s von 1631 im Parifer Privatbefitze berichtet W. Bode
im »Kunftfreund« I (1885) S. 267.
 
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